„Skandal in Slowenien“, heißt es in Beiträgen auf Telegram, Facebook und Twitter. Die Oberschwester der Uniklinik der slowenischen Hauptstadt Ljubljana habe vor laufender Kamera erklärt, wofür einzelne Ziffern auf den Impfdosen stehen: Nummer Eins sei ein Placebo (Kochsalzlösung), Nummer Zwei ein mRNA-Impfstoff und Nummer Drei ein mRNA-Impfstoff, der Krebs auslöse. Nun sei die Oberschwester zurückgetreten.
Die vermeintliche Meldung kursierte bereits im November 2021 und verbreitet sich seitdem immer wieder in Sozialen Netzwerken, auch international. Als Beleg soll ein englischsprachiges Video dienen – doch die darin gezeigte Frau ist nicht die Oberschwester der Uniklinik in Ljubljana und die Interpretation der Angaben auf den Impfdosen ist falsch.
Video zeigt nicht die Oberschwester der Universitätsklinik in Ljubljana
Über eine Stichwortsuche auf Twitter mit den Worten „Scandal in Slovenia“ findet sich das Video der angeblichen Pflegedienstleiterin der Uniklinik in einem der Beiträge. Darin ist zu sehen, wie eine Frau einen etwa 20-minütigen Vortrag auf Slowenisch hält und dabei aus ihren Notizen liest.
Die slowenische Faktencheck-Redaktion Oštro bestätigte gegenüber der spanischen Redaktion Newtral, dass die Frau in dem Video behauptet, Geimpfte bekämen ein Placebo. Sie spreche auch über Krebs, beziehe sich jedoch nicht auf einen bestimmten Code, der dazu auf den Impfdosen stehe. Laut Oštro handelt es sich bei der Frau in dem Video nicht um die Pflegedienstleiterin der Universitätsklinik in Ljubljana, sondern um Vera Kanalec, die früher als Krankenschwester gearbeitet habe.
Einen Hinweis auf den Ursprung des Videos liefert das Logo oben links, auf dem „Stop Lažnivim Medijem“ steht. Das ist slowenisch und bedeutet: „Stoppt die gefälschten Medien“. Mit diesen Worten fanden wir eine Facebook-Seite mit weiteren Videos, in denen dieselbe Frau auftritt. Sie wird als „Vera“ vorgestellt.
Das Personal der Universitätsklinik in Ljubljana ist auf der offiziellen Webseite namentlich und mit Foto gelistet. Die Oberschwester heißt Zdenka Mrak. Die Pressestelle der Klinik reagierte bislang nicht auf unsere Anfrage, sagte aber gegenüber den Nachrichtenagenturen DPA und AFP: Die Oberschwester sei nicht zurückgetreten und die Frau in dem Video habe nie an der Universitätsklinik gearbeitet.
Keine versteckte Botschaften: Ziffern auf Impfdosen stehen für die Charge oder das Verfallsdatum
Wir haben beim Paul-Ehrlich-Institut nachgefragt, was die Kennzeichnungen auf Impfstoff-Fläschchen bedeuten. Sprecherin Susanne Stöcker schrieb uns, es gebe „Kombinationen von Zahlen und Buchstaben auf den Fläschchen, die die Chargenbezeichnung darstellen“, auch das Verfallsdatum könne in Form einer Ziffernfolge abgebildet sein.
„Es gibt keine versteckten Botschaften“, schrieb uns Stöcker. Die Chargennummer kennzeichne Impfdosen eines Produktionsgangs. Sie werde auch in den Impfausweis übertragen. Sollte eine Nebenwirkung auftreten, sei so deren Ursprung nachvollziehbar.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur antwortete uns per E-Mail: Auf den Impfdosen seien stets der Name des Arzneimittels, die Art der Verabreichung, das Verfallsdatum, die Chargennummer und der Inhalt nach Gewicht, Volumen oder Einheit vermerkt.
Redigatur: Gabriele Scherndl, Paulina Thom
Update, 23. Januar 2023: Wir haben die Bewertung von „frei erfunden“ zu „falsch“ geändert und Artikelfoto, Überschrift, Teaser, Behauptung sowie Bewertung klarer formuliert.
Die wichtigste, öffentliche Quelle für diesen Faktencheck:
- Webseite der Universitätsklinik in Ljubljana: Link (archiviert)