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Das Weltwirtschaftsforum hat nicht gefordert, Haustiere gegen den Klimawandel zu schlachten

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) wird immer wieder zum Ziel von Verschwörungserzählungen und Falschinformationen. Mitte Dezember 2022 verbreitete sich online die Behauptung, das WEF wolle Hauskatzen und Hunde schlachten, um so den Klimawandel zu bekämpfen. Das sollen auch einige Medien berichtet haben. Tatsächlich findet sich aber keine solche Forderung, weder in den Veröffentlichungen des WEF, noch in Medienberichten. Ein WEF-Sprecher wies die Behauptung ebenfalls gegenüber AFP zurück.

Dutzende User haben die Behauptungen zum WEF im Dezember 2022 auf Facebook geteilt. Zehntausende sahen entsprechende Beiträge auf Telegram. Die Postings verweisen häufig auf deutschsprachige Blog-Artikel (hier, hier, hier). Diese inhaltlich identischen Texte sind wiederum eine Übersetzung der englischsprachigen Website Newspunch, die auch auf Französisch und Finnisch kursierten. Ein Video der Behauptung kursiert auf der Plattform Rumble.

Die Behauptung: In den Artikeln heißt es, das WEF habe gefordert, Millionen von Katzen und Hunden weltweit zu schlachten, um die CO2-Emissionen zu senken, die durch deren Fleischkonsum entstehen. So hätten auch die Medien CNN und Bloomberg über die angeblichen WEF-Pläne berichtet und sich der Forderung angeschlossen. Unter weitere Behauptungen mischte sich auch die Falschinformation, die Schauspielerin Emma Thompson habe sogar gefordert, dass die Haustiere selbst gegessen werden sollten.

Facebook-Screenshot der Behauptung: 21.12.2022

Was ist das Weltwirtschaftsforum?

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) beschreibt sich auf seiner Webseite als internationale Organisation zur Förderung der Kooperation zwischen öffentlichen und privaten Institutionen. Immer wieder wird das WEF mit Verschwörungserzählungen in Verbindung gebracht (siehe hier, hier, hier). Auch AFP widerlegte bereits Falschbehauptungen, wonach der Gründer und Vorsitzende des WEF, Klaus Schwab, davon gesprochen habe, Milliarden von Menschen zu töten.

WEF forderte nicht, Haustiere zu schlachten

Bereits eine Stichwortsuche brachte keine passenden Ergebnisse zur angeblich vom WEF geforderten Schlachtung von Haustieren. Auch entsprechende Reaktionen, beispielsweise durch Tierrechtsgruppen, sind nicht auffindbar.

Eine Suche auf dem Twitter-Profil des WEF sowie auf Facebook ergab ebenfalls keine solchen Ankündigung. Im Oktober 2021 veröffentlichte das WEF lediglich ein Video, das sich angesichts der Corona-Pandemie mit den positiven Auswirkungen von Haustieren auf die psychische Gesundheit ihrer Besitzer auseinandersetzte. Im August 2019 publizierte das WEF einen Video-Beitrag zur Entwicklung von insektenbasierter Tiernahrung. So könne umweltschädliche Fleischproduktion verringert werden.

Lediglich zu Umweltauswirkungen von Haustieren hat das WEF in den Jahren 2017, 2019 und 2020 Artikel veröffentlicht. Darin heißt es, das Bewusstsein für den Umwelteinfluss durch die Fleischproduktion habe einige Unternehmen sowie Besitzerinnen und Besitzer dazu gebracht, die Ernährung der Haustiere zu überdenken, Portionen zu reduzieren oder vegetarische Optionen vorzuziehen.

In keiner der Veröffentlichungen ist allerdings davon die Rede, Haustiere zu schlachten. Auf AFP-Anfrage erklärte ein Sprecher des WEF am 13. Dezember 2022, die Behauptungen seien falsch. „Das WEF hat noch nie eine solche Ankündigung abgegeben.“

CNN und Bloomberg verbreiteten keine derartigen Berichte

Die online kursierenden Artikel und Videos behaupten zudem, die WEF-Forderung sei von einigen Medien aufgegriffen worden und verweisen dafür auf Veröffentlichungen von Bloomberg und CNN.

Der Bloomberg-Artikel stammt aus dem März 2022 (der Artikel liegt hinter einer Paywall, wurde aber vollständig von AFP eingesehen). Der Text setzt sich allerdings nicht mit dem Klimawandel auseinander, sondern handelt von der Inflation in den USA. In einem kurzen Absatz erwähnt der Autor die Kosten für die gesundheitliche Versorgung von Haustieren. So wird erklärt, dass „Forscher aus ethischen Gründen eigentlich keine Chemotherapie für Haustiere empfehlen“. Diese könne bis zu 10.000 Dollar kosten. Das Tier erleide bei der Behandlung schmerzhafte Nebenwirkungen und trage das Risiko, auch für den Rest des Lebens Schmerzen ertragen zu müssen.

Ein Artikel des US-Senders CNN aus dem September 2022 diskutiert den CO2-Fußabdruck von Katzen- und Hundefutter und verweist dafür auf eine 2017 veröffentlichte Studie.

In dem Text heißt es, dass „Haustiere einen messbaren positiven Einfluss auf unsere körperliche Gesundheit und unser geistiges Wohlbefinden haben“. Generell hätten große Haustiere aber eine größere Umweltbelastung als kleinere, vor allem durch die größere Menge an benötigter Nahrung. Daher rät der Artikel beispielsweise kleinere Hunderassen zu halten. Ein Chihuahua habe demnach einen kleineren CO2-Fußabdruck als ein Bernhardiner.

Beide Artikel beziehen sich allerdings nicht auf das WEF oder raten gar dazu, Haustiere zu schlachten oder sterben zu lassen. Im CNN-Artikel heißt es sogar: „Aber keine Panik. Sich von seinen besten Freunden zu verabschieden, ist nicht die Lösung.“

Mehrere Faktenchecks von USA Today und Associated Press bewerteten die angebliche Behauptung zum Schlachten von Haustieren ebenfalls als falsch. Die Faktencheckorganisation PolitiFact sprach zudem mit mehreren Tierrechtsgruppen sowie dem Autor der im Artikel von CNN genannten Studie. Dieser nannte die Behauptungen „lächerlich“.

Auch weitere genannte Verschwörungserzählungen in den online kursierenden Blog-Artikeln hat AFP bereits in der Vergangenheit untersucht, so beispielsweise Behauptungen zum Verzehr von Insekten oder zu angeblichen Plänen der Entvölkerung.

Die Behauptungen zur britischen Schauspielerin Emma Thompson beziehen sich auf eine von ihr getätigte Aussage im Jahr 2019. Mehrere Medien berichteten, Thompson habe während eines Umweltprotests der Gruppe „Extinction Rebellion“ eine Fantasie-Wettervorhersage abgegeben. Eine Aufnahme von Thompsons Wettervorhersage findet sich auf der Website der britischen Zeitung „Evening Standard“. Darin sagt die Schauspielerin, die Menschen sollten sich warm anziehen, Nahrung einlagern und daran denken, dass das durchschnittliche Haustier reichlich Protein enthalte. Zum Verzehr von Hunden und Katzen ruft sie allerdings nicht auf.

Fazit: Das WEF hat keine Forderungen veröffentlicht, wonach Menschen ihre Haustiere zugunsten der Eindämmung des Klimawandels schlachten sollten. Auch die Medien CNN und Bloomberg forderten nicht dazu auf. Sowohl WEF als auch CNN veröffentlichten lediglich Artikel zum Einfluss der Haustierhaltung auf die CO2-Emissionen.

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Wirtschaft, Umwelt

Autor(en): Marie GENRIES, Saladin SALEM, AFP Belgien

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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