Bewertung
Nein. Die Zahl der Menschen, die bei ihrer Flucht aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten starben, wurde in den 1950er Jahren auf bis zu zwei Millionen geschätzt. Heute geht die Forschung von rund 600.000 Toten aus.
Fakten
Die Wissenschaft ist sich einig, dass schätzungsweise 12 bis 14 Millionen Deutsche aus Ost-, Mittel- und Südosteuropa als Folge von Hitlers gescheitertem Angriffskrieg ihr Zuhause verloren. Das zählt zu den größten Fluchtbewegungen der Neuzeit. Die aktuellen Zahlen von Geflüchteten, die nach Deutschland kommen, sind im Vergleich gering.
Der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer wurde 1953 mit den Sätzen zitiert: «Deutschland hat nach dem Zweiten Weltkrieg mehr als ein Drittel des Gebietes verloren, das es umfasste, bevor Hitler seine Annexionen vornahm (…) Wir haben deshalb in der Bundesrepublik nicht weniger als neun Millionen Flüchtlinge aufnehmen müssen.» 1950 war jeder sechste westdeutsche Einwohner ein «Heimatvertriebener».
Zahl der Getöteten frei erfunden
Etwa vier Millionen Geflüchtete gelangten zunächst in die spätere DDR. Insgesamt erreichte also der Großteil der Geflüchteten das Gebiet der heutigen Bundesrepublik. Dass die Hälfte der Menschen auf der Flucht ermordet wurde, ist frei erfunden.
Amtliche Statistiken aus den 1950er Jahren gingen von rund zwei Millionen Toten aus. Das halte einer Überprüfung aber nicht stand, heißt es auf der Webseite des Deutschen Historischen Museums. Flucht und Vertreibung aus den ehemaligen Ostgebieten des damaligen Deutschen Reichs hätten zwischen 1944 und 1947 bis zu 600.000 Menschenleben gefordert.
Bei dieser Rechnung sind deutsche Flüchtlinge aus Mittel- und Südeuropa nicht berücksichtigt. Der Osten war jedoch mit Abstand das größte und am dichtesten besiedelte Gebiet, das von Flucht und Vertreibung betroffen war.
Auch der Verweis auf die Bombardierung Dresdens ändert daran nichts. Bei den Angriffen im Februar 1945 wurden bis zu 25.000 Menschen getötet, wie eine unabhängige Kommission ermittelte. Doch immer wieder verbreiten sich völlig überhöhte Opferzahlen in den sozialen Medien.
Geflüchtete zwischen den Fronten
Das Leid der damals Geflüchteten war – heute unbestritten – sehr groß. Zunächst aus Ostpreußen, dann aus Schlesien und Pommern zogen Millionen bereits in den Wintermonaten 1944/45 bei Schnee und Kälte zumeist zu Fuß Richtung Westen. Viele wurden jedoch von den deutschen Behörden am Aufbruch gehindert. Denn Flüchtlingsströme passten nicht zu den Siegesparolen der NS-Propaganda.
Wer damals von der Roten Armee eingeholt wurde, heißt es beim Deutschen Historischen Museum, dem drohten Misshandlung, Vergewaltigung und Ermordung. Zahlreiche Flüchtlingstrecks gerieten zwischen die Fronten, Zehntausende Menschen starben zudem an Hunger, Erfrierungen oder durch Tieffliegerangriffe der Alliierten.
Die Grenzverschiebung in Polen von Osten nach Westen führte als Ergebnis des Zweiten Weltkriegs auch dort und in der heutigen Ukraine zu einer Vertreibung von mehr als einer weiteren Million Menschen.
Willkommen waren all diese Geflüchteten nirgends – auch nicht in ihrem eigenen Land. Viele einheimische Deutschen beschimpften die Neuankömmlinge als «Polacken» oder «Zigeuner». Unterbringung, Versorgung und Integration war eine zentrale Herausforderung und Leistung in der unmittelbaren deutschen Nachkriegszeit.
(Stand: 26.5.2025)