Ein Video zeigt, wie Schülerinnen und Schüler ein Klassenzimmer verwüsten. Online wird das Video als Aufnahme aus einer Berliner Schule beschrieben. Das ist allerdings falsch – der Vorfall ereignete sich 2019 in Brasilien. Die Behauptung kursierte bereits mit zahlreichen verschiedenen falschen Ortsangaben.
In einem Video ist zu sehen, wie Tische in einem Klassenzimmer von Schülern umgestoßen werden, Gegenstände werden geworfen. Eine Lehrerin wird dabei angegriffen. Tausende User teilten das Video im Juni mit der Beschreibung „Traumjob Lehrer in Berlin“. Tausende Nutzerinnen und Nutzer teilten das Video im Juni auf Facebook.
Zuvor war das Video bereits mit anderen falschen Ortsangaben verbreitet worden, die AFP bereits widerlegte. User behaupteten fälschlich, dass es sich um einen Zwischenfall in Wien oder um randalierende Flüchtlinge in Spanien handeln würde.
AFP führte eine Rückwärtssuche nach Ausschnitten aus dem Video durch und fand so mehrere brasilianische Medienberichte aus dem Jahr 2019 über den Vorfall (hier, hier, hier).
Das Video wurde demnach im Mai 2019 in der Schule Maria de Lourdes Teixeira in Carapicuíba im brasilianischen Bundesstaat São Paulo aufgenommen. In der Aufnahme hört man Schüler auf Portugiesisch schreien.
Die Pressesprecherin des Sekretariats für öffentliche Sicherheit von São Paulo, Talita Santos França, bestätigte am 17. September 2019 gegenüber AFP, dass sich der Vorfall im Video am 30. Mai 2019 ereignet hatte. „Eine 45-jährige Lehrerin wurde am 30. Mai in der Estrada do Jacaranda, in einer ländlichen Gegend von Carapicuíba, Opfer von Straftaten.“ Am 31. Mai sei das der Polizei gemeldet worden.
Die Lehrerin habe eine Klasse unterrichtet, „als drei Schüler im Alter von 13 und 14 Jahren den Raum betraten und anfingen, Unruhe zu stiften, Notizbücher warfen und sie beleidigten „, erklärte sie. Der Fall sei der zuständigen Stelle für Gewalt gegen Frauen sowie der Jugendabteilung der Staatsanwaltschaft gemeldet geworden.
In einem Artikel aus dem Jahr 2019 auf der Website der staatlichen Lehrergewerkschaft von São Paulo heißt es, dass die in den Fall verwickelten Jugendlichen zu diesem Zeitpunkt auf ein Urteil in ihrem Fall warteten und an eine andere Schule versetzt worden waren.
Kein ähnlicher Fall in Berlin
Eine Sprecherin der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie schrieb zudem am 27. Juni 2023 an AFP: „Uns ist kein solcher oder auch nur ein ähnlicher Fall aus einem Berliner Klassenzimmer bekannt.“ Auch der Bildungsdirektion Wien war damals kein solcher Fall bekannt.
Fazit: Ein Video randalierender Jugendlicher in einem Klassenzimmer hat nichts mit der Situation in Berliner Schulen zu tun. Es stammt aus Brasilien im Jahr 2019. In Berlin gab es laut der zuständigen Senatsverwaltung keinen solchen Fall.