Die Flutkatastrophe in Libyen tötete im September 2023 Tausende. Unter echte Aufnahmen der Überschwemmungen mischte sich in sozialen Medien auch ein Video, das angeblich die zerstörte Stadt Derna zeigen soll. Das Video stammt allerdings aus einem anderen Kontext: Es ist alt und wurde in Saudi-Arabien aufgenommen.
„TRAGISCH: Massive Fluten haben Libyen getroffen und es wird berichtet, dass bisher bis zu 5 300 Tote bestätigt wurden – die Zahl könnte noch auf über 10 000 steigen, sagen offizielle Stellen,“ so ein englischsprachiger Facebook-Beitrag vom 13. September 2023, dem das Video beigefügt wurde. Auch auf Tiktok und X, ehemals Twitter, verbreitete sich das Video in mehreren weiteren Beiträgen.
Die Aufnahme zeigt, wie das Wasser ein Flussbett hinabfließt und Fahrzeuge versuchen, einer großen Welle auszuweichen, die fast eine Brücke überrollt.
Wenn Naturkatastrophen auftreten, zirkulieren oft alte oder manipulierte Videos online. Auch zu den Bränden auf der hawaiianischen Insel Maui, dem Erdbeben in Marokko und den Tropenstürmen in den US-Bundesstaaten Kalifornien und Florida hat AFP kürzlich ähnliche Posts mit Falschinformationen widerlegt.
Aus aller Welt strömt derzeit Hilfe nach Libyen, nachdem blitzartige Überschwemmungen dort tausende Menschen ums Leben gebracht haben – tausende weitere werden nach wie vor vermisst. Die Katastrophe vom 10. September wurde durch den Sturm Daniel ausgelöst. Die heftigen Regenfälle ließen zwei Flussdämme bersten; die dadurch entstehende Flutwelle zerstörte weite Teile der Mittelmeerstadt Derna.
Das gezeigte Video hat allerdings nichts mit der Katastrophe in Libyen zu tun.
Eine umgekehrte Bildsuche auf Yandex brachte mehrere Versionen des Videos hervor, die schon 2016 auf Youtube hochgeladen wurden (hier und hier archiviert). Arabische Untertitel weisen darauf hin, dass die Aufnahmen aus dem saudi-arabischen Dorf Wadi Al Farshah stammen.
Mit einer erweiterten Websuche fand AFP heraus, dass die saudische Zeitung „Azal“ das Video am 8. April 2016 auf Facebook veröffentlichte (hier archiviert). Eine weitere Nachrichtenseite, Daralakhbar.com, veröffentlichte die selben Aufnahmen am nächsten Tag (hier archiviert). Beide berichteten, dass das Video in Wadi Al Farshah entstanden sei.
Fazit: Das verbreitete Video zeigt nicht die Flutkatastrophe im September 2023 in Libyen. Stattdessen wurden die Aufnahmen schon für Berichte im Jahr 2016 benutzt und in Saudi-Arabien gemacht. Das ergaben eine umgekehrte Bildsuche sowie eine erweiterte Websuche durch AFP.