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Forscherin Jane Goodall wird Aussage zur Überbevölkerung in den Mund gelegt

Zurzeit findet im schweizerischen Davos das Weltwirtschaftsforum (WEF) statt. Dort diskutieren Politiker sowie hochrangige Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft über globale Probleme und mögliche Lösungen. Beim WEF habe sich Tierverhaltensforscherin Jane Goodall angeblich mit einer menschenverachtend daherkommenden Äußerung hervorgetan: «Wir können den Klimawandel lösen, indem wir die Erde um nur 7,5 Milliarden Menschen entvölkern.» Hat sie sich ernsthaft so geäußert?Bewertung

Falsch. Bei einer Podiumsdiskussion während des WEF 2020 sagte Jane Goodall, dass aus dem Bevölkerungswachstum viele Probleme resultierten. Doch sie sprach an keiner Stelle von Entvölkerung als Lösung oder gar von einer konkreten Zahl Menschen.

Fakten

Jane Goodall nahm im Januar 2020 an einer Podiumsdiskussion beim Jahrestreffen des WEF in Davos teil. Dabei ging es um eine nachhaltige Zukunft für den Amazonas-Regenwald in Südamerika. Goodall sprach hauptsächlich über ihre Erfahrungen mit (afrikanischen) Regenwäldern, ihrem Ökosystem und den verschiedenen Herausforderungen der Abholzung.

Ihrer Ansicht nach müsse sich der Fleischkonsum reduzieren, da Regenwald für Weideflächen von Tieren abgeholzt würde. Diese Ausführungen beginnen etwa ab Minute 31 in einem Video-Mitschnitt der Diskussion. «Schließlich können wir nicht das Bevölkerungswachstum verleugnen, weil es so vielen anderen Problemen zugrunde liegt. All diese Dinge, über die wir sprachen, wären kein Problem, wenn wir die gleiche Bevölkerung wie vor 500 Jahren hätten», sagt sie dann bei Minute 31:35.

Sie formuliert das Bevölkerungswachstum also als Problem. Doch an keiner Stelle der Podiumsdiskussion sagt sie, dass die Erde entvölkert werden müsste oder nennt die Zahl 7,5 Milliarden. Sie spricht von Maßnahmen wie Bildung (insbesondere für Mädchen) und Familienplanung, um deren Leben zu verbessern.

Goodall hat in der Vergangenheit wiederholt die Ansicht geäußert, dass die globale Bevölkerung zu groß für die auf der Erde verfügbaren Ressourcen sei, etwa 2007 und 2017. Diese Ansicht wird auch kritisiert. Einige Wissenschaftler argumentieren, dass nicht die Bevölkerungszahlen das Problem seien, sondern vielmehr die Verteilung der Ressourcen. Ungleichheit in Macht, Reichtum und Zugang zu Ressourcen seien das eigentliche Problem.

(Stand: 17.1.2023)

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Wirtschaft, Gesellschaft, Umwelt

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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