Die Welle von Desinformation rund um die US-Präsidentschaftswahl im November 2024 macht auch vor Stars und Promis aus der Unterhaltungsbranche nicht halt. Anders als online behauptet, haben sich Pop-Ikonen wie Taylor Swift oder Lady Gaga oder Filmstars wie Morgan Freeman etwa nicht für den republikanischen Kandidaten Donald Trump ausgesprochen. Auch Rocklegende Bruce Springsteen hat sich nicht mit einem „Keep America Trumpless“-Shirt fotografieren lassen. Falschmeldungen über Unterstützungserklärungen oder Brüskierungen von Prominenten mischen die Stimmung im US-Präsidentschaftsrennen noch weiter auf.
Dutzende gefälschte Aussagen von amerikanischen Schauspielern, Sängerinnen und Sportlern über den republikanischen Kandidaten Donald Trump und seine demokratische Rivalin Kamala Harris haben sich vor der US-Präsidentschaftswahl im November 2024 in sozialen Medien verbreitet, sagen Forschende. Gefälschte Unterstützungserklärungen und Beleidigungen treten in einer Zeit auf, in der Plattformen wie das von Elon Musk betriebene X viele Leitplanken gegen Falschinformationen niederreißen. Über das Potenzial von Desinformation zur Manipulation von Wählerinnen und Wählern herrscht Besorgnis, während sich das Rennen um das Weiße Haus weiter aufheizt.
Im August 2024 teilte Trump gefälschte Bilder, auf denen zu sehen war, wie Taylor Swift seine Kampagne unterstützte. Er versuchte offenbar, Wählerinnen und Wähler durch die Popularität und Bedeutung der Popsängerin zu beeinflussen. Einige der Fotos suggerierten, dass der Popstar und seine Fans, die im Volksmund als Swifties bekannt sind, Trumps Kampagne unterstützten. Es gab jedoch starke Indizien, dass viele solche Bilder mittels künstlicher Intelligenz (KI) erzeugt worden seien, sagte Hany Farid, Experte für digitale Forensik an der Universität von Kalifornien in Berkeley. Was Trumps Mash-up auf der Plattform Truth Social „besonders hinterhältig“ machte, war die Kombination aus echten und gefälschten Bildern, so Farid gegenüber AFP.
Die Sängerin, die Hunderte Millionen Followerinnen und Follower auf Plattformen wie Instagram und Tiktok hat, erklärte darauf hin, dass manipulierte Bilder von ihr bei ihr Ängste in Bezug auf KI und die Verbreitung von Fehlinformationen beschworen hätten. Deswegen erklärte sie im September 2024 ihre Unterstützung für Trumps Rivalin Harris und ihren Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Walz. Nach ihrer Ankündigung schrieb Trump in einer Nachricht auf Truth Social: „ICH HASSE TAYLOR SWIFT!“
„Verwirrung und Chaos“
In einer Datenbank des News Literacy Project (NLP) wurden bisher 70 Social-Media-Posts aufgelistet, die gefälschte „Promi“-Unterstützungen und Brüskierungen beinhalten. Bei NLP handelt es sich um eine gemeinnützige Organisation, die vor kurzem ein Dashboard für Fehlinformationen ins Leben gerufen hat, um das Bewusstsein für Wahlfälschungen zu schärfen.
„In diesen polarisierenden Zeiten können gefälschte prominente Befürwortungen die Aufmerksamkeit der Wählerinnen und Wähler erregen, ihre Ansichten beeinflussen, persönliche Vorurteile bestätigen und Verwirrung und Chaos stiften“, erklärte Peter Adams, Senior-Vizepräsident für Forschung und Design bei NLP, gegenüber AFP.
Die Liste von NLP, die täglich zu wachsen scheint, umfasst weit verbreitete Beiträge mit Millionen von Aufrufen. Darunter befinden sich Postings, die ein manipuliertes Bild von Lady Gaga mit einem „Trump 2024“-Schild zeigen. Das erweckt den Eindruck, die Sängerin unterstütze den ehemaligen Präsidenten, wie AFP berichtete.
In anderen Beiträgen wurde fälschlicherweise behauptet, der Oscar-Preisträger Morgan Freeman, der sich kritisch über den Republikaner geäußert hat, hätte gesagt, dass eine zweite Trump-Präsidentschaft „gut für das Land“ wäre, so US-Faktenprüfer. Digital veränderte Fotos von Springsteen, der ein „Keep America Trumpless“-Shirt trägt, und von Schauspieler Ryan Reynolds, der ein „Kamala entfernt fiese orangefarbene Flecken“-Shirt trägt, kursierten ebenfalls in sozialen Medien.
„Die Plattformen haben es ermöglicht“, sagte Adams. „Da sie sich aus der Moderation zurückziehen und zögern, wahlbezogene Fehlinformationen zu löschen, sind sie zu einem wichtigen Weg für Online-Trolle, Opportunisten und Propagandisten geworden, um ein Massenpublikum zu erreichen.“
„Großer Ermöglicher“
Insbesondere X hat sich als Brutstätte politischer Desinformation entpuppt, nachdem die Plattform die Richtlinien zur Inhaltsmoderation zurückgeschraubt und Konten von bekannten Verbreiterinnen und Verbreitern von Unwahrheiten wieder freigeschaltet hat, erklärten Forscherinnen und Forscher.
Musk, der im Jahr 2022 Twitter, wie es damals hieß, für 44 Milliarden Dollar übernahm und seitdem in X umtaufte, ist ein lautstarker Unterstützer von Trump. Mit über 198 Millionen Followerinnen und Follower auf X wurde er wiederholt beschuldigt, Falschinformationen zu Wahlen zu verbreiten. US-amerikanische Beamte, die für die Überwachung von Wahlen zuständig sind, haben Musk auch aufgefordert, den als Grok bekannten KI-Chatbot von X zu reparieren, nachdem dieser Fehlinformationen verbreitet hatte. Grok ermöglicht es Nutzerinnen und Nutzern, KI-generierte Bilder anhand von Textaufforderungen zu erstellen.
Lucas Hansen, Mitbegründer der gemeinnützigen Organisation CivAI, demonstrierte AFP, wie einfach Grok mit einer simplen Eingabeaufforderung ein gefälschtes Foto von Swift-Fans erzeugen kann, die Trump unterstützen: „Bild einer Kundgebung mit Frauen, die ‚Swifties for Trump‘-T-Shirts tragen“, lautet die Eingabe. „Wenn man eine relativ alltägliche Situation will, in der die Personen auf dem Bild entweder berühmt oder fiktiv sind, ist Grok definitiv ein großer Ermöglicher“ für visuelle Desinformation, erklärte Hansen gegenüber AFP. „Ich erwarte, dass es eine große Quelle für gefälschte Bilder von Unterstützungserklärungen Prominenter sein wird“, fügte er hinzu.
„Je weiter sich die Technologie entwickelt, desto schwieriger wird es, Fälschungen zu erkennen“, sagte Jess Terry, Senior Intelligence Analyst bei Blackbird.AI. „Es besteht sicherlich das Risiko, dass ältere Generationen oder andere Gemeinschaften, die mit der Entwicklung von KI-basierter Technologie weniger vertraut sind, glauben, was sie sehen“, so Terry gegenüber AFP.