Bewertung
Die Geschichte ist erfunden: In dem Video sind zwei verschiedene Seniorenheime in Geesthacht (Schleswig-Holstein) zu sehen. Auf dpa-Anfrage dementierten beide Einrichtungen die Behauptungen. Auch dass die Stadt Hamburg für einen Umbau der Gebäude zahlt, stimmt nicht und macht schon aufgrund der fehlenden Zuständigkeit keinen Sinn.
Fakten
In dem verbreiteten Clip sind drei verschiedene Bildsequenzen zu sehen. Zu Beginn zeigt das Video einen Gebäudeeingang und ein Schild (ab Minute 00:00). Darauf ist allerdings nur ein Teil der Aufschrift zu lesen, bevor die Sequenz endet: «Haus an der (…)» sowie «Senioren- und Pfl(…)» steht auf dem Schild. Bei Minute 00:03 folgt ein Schnitt. In der zweiten Sequenz ist dann eine Straßenansicht auf ein Gebäude zu sehen. Darin ähnelt der Eingangsbereich dem aus der ersten Sequenz. Die dritte Sequenz startet ab Minute 00:17 und zeigt eine weitere Straßenansicht auf ein Gebäude mit roten Steinen und einer teilweise weißen Balkon-Fassade.
Eine Recherche zeigt: In der ersten und zweiten Bildsequenz ist das «Haus an der Sonne» in Geesthacht zu sehen. Das Senioren- und Pflegeheim ist eines von vier Einrichtungen der Altenheime Apel. Auf einem Foto auf der Homepage ist das Eingangsschild aus dem Video erkennbar. Im Netz lassen sich auch Straßenansichten und weitere Fotos des Seniorenheims finden, die zweifelsfrei belegen: Die ersten beiden Videosequenzen zeigen diese Einrichtung. Das bestätigte auch der Betreiber auf dpa-Anfrage.
Die Behauptungen in dem Video wies die Einrichtung zugleich zurück: Es gebe keine Pläne, das «Haus an der Sonne» in Geesthacht zum Juli 2023 zu schließen. Das Altenheim werde nicht umgebaut – auch nicht, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Die Behauptung ist also erfunden.
Zweites Gebäude steht ebenfalls in Schleswig-Holstein
In der dritten Bildsequenz ist hingegen weder das «Haus an der Sonne» noch eine andere Apel-Einrichtung oder ein Altenheim in Hamburg zu sehen. In dem Ausschnitt handelt es sich um ein anderes Seniorenheim in Geesthacht – das «Fontiva Haus Elbe Residenz». Das bestätigen Fotos im Netz (hier und hier).
Es lassen sich keine Hinweise finden, dass dieses Seniorenheim zur Unterbringung von Geflüchteten geschlossen werden soll. Auf dpa-Anfrage teilte die Einrichtungsleitung mit: «Die Fontiva Elbe Residenz steht in keinem Zusammenhang mit dem Video auf Tiktok.»
Dass Hamburg für den angeblichen Umbau von Altenheimen in Geesthacht Gelder bereitstellen würde, ist schon aus einem Grund falsch: Der Ort befindet sich zwar in der Nähe von Hamburg, liegt allerdings in Schleswig-Holstein und fällt damit nicht im Zuständigkeitsbereich des Stadtstaates Hamburg. Zu der Behauptung, Hamburg würde den Umbau eines Altenheims zur Unterbringung von Flüchtlingen bis Juli 2023 mit zwei Millionen Euro finanzieren, lassen sich keine Belege finden.
(Stand: 4.5.2023)