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Hier explodiert ein Gasflaschen-Transporter

Das verwackelte Video ist nur eine Minute lang. Es zeigt ein Feuer auf einer mehrspurigen Schnellstraße: Immer wieder kommt es zu Explosionen mit hohen Stichflammen, Trümmer fliegen umher, schwarzer Rauch steigt auf. «Elektrofahrzeuge sind Bomben, die darauf warten, hochzugehen», schreibt eine Facebook-Nutzerin dazu. Hier sei ein Tesla «ungefähr 16 Mal» explodiert. Wer genauer nachforscht, kommt allerdings zu einem völlig anderen Ergebnis.

Bewertung

Hier brennt Kleinlaster mit Dieselmotor, kein Elektroauto. Der Transporter hatte Gasflaschen geladen, die infolge einer Kollision nach und nach explodierten. Der Unfall geschah vor fast zehn Jahren in Moskau.

Fakten

Das Video aus dem Facebook-Posting ist nicht das einzige, das von dem Unfall existiert. Über eine Bilderrückwärtssuche des ersten Frames aus dem Video lässt sich die gleiche Szene aus ähnlichen Blickwinkeln finden.

Unfall geschah auf Moskauer Autobahnring

Viele Anhaltspunkte stimmen überein: der Wald rechts neben der Fahrbahn, das auffällige Buswartehäuschen davor, das graue Auto direkt neben den Explosionen, die Verkehrsschilder unmittelbar hinter der Unfallstelle und die Hochhäuser links im Hintergrund. Damit lässt sich der Unfallort auf dem Moskauer Autobahnring MKAD exakt bestimmen. Schnell stellt sich auch heraus, dass die Szene schon fast zehn Jahre alt ist.

Die russische Nachrichtenagentur Ria Novosti berichtete im Juli 2013 von dem Verkehrsunfall. Demnach kollidierte ein Kleinlastwagen mit mehr als 100 Gasflaschen auf der Ladefläche mit einem Bus. In der Folge explodierten die Gasflaschen und verursachten das Feuer mit der weithin sichtbaren Rauchsäule.

Verunglückter Kleinlaster hatte Dieselmotor

Die Agentur korrigierte erste Berichte, es handle sich bei dem Auto um eine sogenannte Gazelle, rasch auf ein Modell des japanischen Autoherstellers Isuzu. Das stimmt mit einer Sequenz aus einem Video überein, derzufolge das Fahrzeug für die Firma Promtech Gaz mit Sitz im Moskauer Umland unterwegs war. Diese Firma lieferte unter anderem Gasflaschen.

Das zweite Video zeigt ein Lastwagen-Modell von Isuzu aus den 2000er Jahren. Sowohl die Form der Fensterscheiben, als auch die Montage der Seitenspiegel sowie Form und Position des Türgriffs stimmen mit angebotenen Gebrauchtfahrzeugen überein, in manchen Fällen sogar die blaue Lackierung der Fahrerkabine. Der Hersteller erklärte auf dpa-Anfrage zu dem Video: «Isuzu ist bekannt für seine Dieseltechnologie und verfügte 2013 über keine E-Fahrzeuge.»

Feuerwehr hält E-Autos nicht für gefährlicher

Von E-Autos gehen einer Risikoeinschätzung des Deutschen Feuerwehrverbandes zufolge «weitgehend vergleichbare Gefahren aus» wie von Fahrzeugen, die mit herkömmlichem Kraftstoff oder Gas betrieben werden. Die Brandintensität hängt nach ADAC-Angaben vor allem von den verbauten Materialien ab. Eine Selbstentzündung eines Elektroautos sei «extrem selten».

Trotzdem wird mit Bildern von brennenden oder explodierenden Fahrzeugen immer wieder Stimmung gegen E-Autos gemacht. Als jüngst der Gastank eines Chevrolets in Usbekistan in die Luft flog, machten Internet-Nutzer dafür auch einen – nicht existierenden – Elektroantrieb verantwortlich.

(Stand: 18.04.2023)

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Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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