Social-Media-Nutzer verbreiten in diesem Zusammenhang ein Video, in dem ein Mann erklärt, dass ein in Deutschland lebender Äthiopier kürzlich eine Rentnerin ermordet haben soll. «Eine Tat, die an Abscheulichkeit kaum zu überbieten ist – und das, kurz nachdem zwei junge Mädchen hier in Deutschland von einem Eritreer angegriffen wurden», sagt der Mann in der Aufnahme und setzt die Tat in einen zeitlichen Zusammenhang mit dem Gewaltverbrechen in Illerkirchberg. Doch was ist dran an der Behauptung?
Bewertung
Das Zeitbezug ist falsch und irreführend: In dem Video geht es um einen Fall aus dem Januar 2022. Ein Mann aus Äthiopien soll eine 89-jährige Frau in Stuttgart getötet und daraufhin ihre Wohnung in Brand gesteckt haben. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat im Juli Anklage erhoben, derzeit muss sich der Mann vor Gericht verantworten. Die Tat fand also – anders als der AfD-Politker in dem Video behauptet – zeitlich vor dem Gewaltverbrechen in Illerkirchberg statt.
Fakten
Im Video ist der AfD-Politiker Dennis Hohloch zu sehen, der für die AfD im brandenburgischen Landtag sitzt und zudem im Bundesvorstand der Partei als Schriftführer tätig ist. Er hat das Video am 8. Dezember auf Tiktok veröffentlicht. Er teilte das Video auch über seine weiteren Social-Media-Profile – und stellte bei Instagram etwa mit dem Hashtag #Illerkirchberg einen Bezug zum aktuellen Fall her.
Hohloch spricht über einen Asylbewerber, der bereits über 20-mal straffällig geworden sei. Der polizeibekannte Äthiopier soll ihm zufolge zeitlich nach dem Verbrechen in Illerkirchberg eine Rentnerin missbraucht und getötet haben.
Prozess begann einen Tag nach Verbrechen in Illerkirchberg
Den Fall gibt es tatsächlich – allerdings stammt er aus dem Januar 2022: Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat im Juli einen Mann mit äthiopischer Staatsangehörigkeit wegen Mordes angeklagt. Der 36-Jährige soll zuvor am 4. Januar 2022 eine 89-jährige Frau in ihrer Wohnung in der baden-württembergischen Landeshauptstadt getötet und dann die Wohnung in Brand gesetzt haben. Die Frau war laut Mitteilung der Polizei in der verrauchten Wohnung in ihrem Bett gefunden worden.
Der mutmaßliche Mörder der Rentnerin muss sich jetzt vor Gericht verantworten. Am 6. Dezember – also einen Tag nach der tödlichen Messerattacke in Illerkirchberg – begann nun das Verfahren gegen den 36-Jährigen vor dem Stuttgarter Landgericht.
Hohloch, der als Mitglied im Rundfunkrat einem Kontrollgremium des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) angehört, nimmt den Fall anschließend zum Anlass, um die Berichterstattung und die Migrationspolitik der Bundesregierung zu kritisieren.
Das Thema Migration und Flüchtlinge ist unterdessen immer wieder Gegenstand von Falschbehauptungen im Netz. Oft zielen die Desinformationen darauf ab, um Stimmung gegen die Aufnahme von schutzbedürftigen Menschen aus dem Ausland zu machen.
Die dpa hat sich zuletzt in einem Faktencheck mit dem Video einer Messerattacke in einem Linienbus beschäftigt, dass ursprünglich aus Russland stammt.
(Stand: 13.12.2022)