Bewertung
In Hamburg findet Musikunterricht statt. Weder Schulbehörde noch Politik haben ein Musikverbot beschlossen. Es gibt jedoch Berichte über Fälle, in denen muslimische Schülerinnen und Schüler sich geweigert haben sollen, am Musikunterricht teilzunehmen.
Fakten
Die Hamburger Schulbehörde weist die Behauptung, Musikunterricht finde nicht mehr statt, ausdrücklich zurück. Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur erklärte ein Sprecher: «Das sind absolute „Fake News“, da ist rein gar nichts dran. Der Musikunterricht wurde und wird genauso durchgeführt, wie es die Bildungspläne vorsehen.» Änderungen seien nicht geplant.
Das Video stammt aus einem Beitrag des Senders «Welt» über religiös motivierte Konflikte an Schulen. Die Überschrift über dem Video – «Musikunterricht kann nicht stattfinden, weil man im Islam nicht singt» – geht auf ein Zitat des CDU-Politikers Sandro Kappe aus dem Beitrag zurück (ab Minute 1:38).
Er sprach über den Musikunterricht als Beispiel für religiös begründete Spannungen und sagte wörtlich, «dass der Musikunterricht nicht stattfinden kann, weil man im Islam dann nicht singt». Weitere Probleme ergäben sich, während der Fastenzeit oder wenn Mütter sich beim Elternabend nicht zu Wort melden dürften. Er sprach von einer «Mehrzahl von Einzelfällen», behauptete jedoch nicht, dass dies ganz Hamburg betreffe.
Senatorin kündigte Maßnahmen an
Auch andere Medien, wie das «Hamburger Abendblatt» und «Focus Online» berichteten über religiöse Konflikte an einigen Hamburger Schulen. Dabei geht es vor allem um strenggläubige muslimische Schüler, die Gleichaltrige unter Druck setzen sollen – etwa, weil sie kein Kopftuch tragen, Schweinefleisch essen oder am Musikunterricht teilnehmen.
Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) bestätigte die Vorfälle, sieht jedoch kein generelles Problem mit Extremismus und Diskriminierung. Sie betonte, dass Hamburgs Schulen keine Gewalt oder religiöse Einschüchterung dulden und kündigte Maßnahmen an: Demokratiebildung, Beratung und Prävention. Im Sommer unterzeichnete Bekeris mit Vertretern christlicher, muslimischer, jüdischer und alevitischer Gemeinden eine Erklärung gegen Übergriffe und Diskriminierung. Diese verpflichtet alle Religionsgemeinschaften Respekt, Dialog und Ablehnung von Zwang im Namen der Religion zu fördern.
Im Islam gibt es kein generelles Musikverbot, Gelehrte vertreten aber unterschiedliche Ansichten. Die Bewertung hängt von Inhalt, Zweck und Wirkung ab.
(Stand: 14.10.2025)
