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Irreführende Liste von Entlassungen kursiert seit Jahren

In sozialen Netzwerken kursieren derzeit Beiträge und ein Sharepic, die einen Widerspruch aufzeigen wollen: Bei großen Konzernen gehen Tausende Jobs verloren – und gleichzeitig gibt es einen Fachkräftemangel in Deutschland. Dabei werden Zahlen zu Telekom, Siemens, Opel, Volkswagen und der Deutschen Bank genannt, insgesamt rund 60.000 angebliche Entlassungen. Doch stimmen diese Angaben wirklich?

Bewertung

Die Zahlen kursieren schon länger im Netz und wurden schon mehrfach dementiert. Entweder sind die Zahlen veraltet, beziehen sich nicht auf Deutschland oder haben nichts mit einem Stellenabbau zu tun.

Fakten

Es gibt keine Nachweise dafür, dass die Deutsche Telekom 15.000 Mitarbeiter entlassen hat. 2016 wurde zwar in den Medien über Umstrukturierungen berichtet, bei denen 15.000 Beschäftigte betroffen gewesen sein sollen, dabei ging es jedoch nicht um Kündigungen oder den Abbau von Stellen. Erst im Oktober 2023 meldeten Medien konkrete Sparmaßnahmen und einen geplanten Stellenabbau – dabei war jedoch lediglich von etwa 2.000 Arbeitsplätzen die Rede.

Zuletzt gab die Telekom Anfang 2024 bekannt, dass sie beabsichtige, wegen Umstrukturierungsmaßnahmen Stellen zu streichen. Etwa 1.300 der 5.400 in Deutschland ansässigen Stellen der Telekom IT sollen davon betroffen gewesen sein.

Zahl zu Siemens-Stellenabbau veraltet

Siemens plant tatsächlich in diesem Jahr Stellen abzubauen. Wie das «Handelsblatt» berichtet, hat das Unternehmen im März angekündigt, rund 2.750 Jobs in der Sparte Digital Industries in Deutschland zu streichen. Die Zahl von 7.000 Stellen aus dem Sharepic bezieht sich wahrscheinlich auf einen Stellenabbau im Jahr 2017. Laut Medienberichten entfiel damals etwa die Hälfte dieser Arbeitsplätze auf Standorte in Deutschland.

Die Zahl von 4.000 Stellen bei Opel stammt aus Berichten aus dem Jahr 2018. Damals sprach der Betriebsrat von einem geplanten Personalabbau, bei dem voraussichtlich bis 2020 mehr als 4.000 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen würden – vor allem durch Abfindungen und Vorruhestandsregelungen. Es handelt sich also nicht um eine aktuelle Angabe.

Im Jahr 2022 berichtete die Wirtschaftswoche erneut über Stellenabbau bei Opel, auch diesmal im Rahmen freiwilliger Programme. Einem aktuellen Bericht zufolge will Opel den Stellenabbau nun durch höhere Abfindungen beschleunigen.

Abbau bei Volkswagen und Deutscher Bank

Bei Volkswagen sind Pläne zum Stellenabbau bekannt geworden. So soll bis 2030 ein Abbau von 35.000 der bislang 130.000 Stellen in Deutschland erfolgen – also mehr, als die 30.000 im Sharepic behaupteten. Wie der NDR im Juni berichtete, seien rund 20.000 Austritte aus dem Unternehmen bereits vertraglich fixiert.

Die Deutsche Bank plant, in diesem Jahr Filialen zu schließen und etwa 2.000 Stellen zu streichen – nicht 7.000, wie es im Sharepic heißt. 2018 hatte die Bank angekündigt, weltweit rund 7.000 Stellen streichen zu wollen – nicht ausschließlich in Deutschland. Vermutlich ist die Zahl aus dem Sharepic also mehrere Jahre alt.

Alte Zahlen kursieren weiterhin

Das Sharepic kursiert schon seit Jahren. Faktenchecker von «Correctiv» haben es bereits Ende 2022 geprüft und damals ebenfalls festgestellt, dass viele der Zahlen aus älteren Medienberichten stammen. Im Dezember 2023 teilten Sprecherinnen und Sprecher von Telekom, Siemens, Opel, Volkswagen und Deutscher Bank auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, dass die behaupteten Zahlen weiterhin «falsch» oder «frei erfunden» seien.

(Stand: 30.7.2025)

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Wirtschaft

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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