Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) studierte Health Policy and Management an der Harvard T.H. Chan School of Public Health, welche zur Eliteuniversität Harvard in Boston, USA gehört. In seiner Ausbildung belegte er Epidemiologie. Tausende User sozialer Netzwerke teilten daraufhin die Behauptung, dass er gar nicht an der Harvard Universität, sondern nur an einer Hochschule mit ähnlichen Namen studiert habe. Die Universität Harvard bestätigte gegenüber AFP, dass Lauterbach dort 1989 studierte.
Tausende User haben die Harvard-Behauptung Anfang September 2022 auf Facebook geteilt. Auch auf Twitter teilten Tausende die Behauptung. Auf Telegram sahen ebenfalls Tausende eine ähnliche Behauptung.
Die Behauptung: User behaupten zu dem Bild: „Karlchen Lauterbach hat nicht an der Harvard University in Boston studiert, sondern an der Harvard Public Health – das ist ein himmelweiter Unterschied.“ Außerdem habe er angeblich lediglich ein Semester Epidemiologie studiert. Dazu teilen sie ein Bild aus der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“, bei der Lauterbach als Harvard-Absolvent vorgestellt wurde.
Eine Suche nach Auftritten Lauterbachs in der ZDF-Talksendung „Markus Lanz“ hat zur Sendung vom 1. September 2022 geführt. Dort sprach er über seine öffentliche Kommunikation während der Corona-Pandemie. In einem Ausschnitt, den „ZDF heute Nachrichten“ hochgeladen hat, erscheint bei Minute 3:53 die Einblendung, die auf Facebook verbreitet wird.
Karl Lauterbach hat an der Harvard Universität studiert
Tatsächlich ist in Karl Lauterbachs Lebenslauf auf seiner Website für die Jahre 1989 bis 1995 die Harvard School of Public Health aufgeführt. Lauterbach hat dort demnach im Master und als Doktorand studiert. Außerdem sind mehrere Fellowships, eine Beschäftigung als Gastdozent im Jahr 1996 und eine außerordentliche Professur in der Fakultät für Gesundheitspolitik und -management gelistet. Im Lebenslauf auf der Website des Bundestages gibt er ebenfalls ein „Studium der Epidemiologie und Gesundheitsökonomie“ an der Universität Harvard in Boston an.
Die Harvard T.H. Chan School of Public Health ist ein Teil der Harvard Universität in Boston in den USA. Laut der Internetseite der Harvard Universität besteht die Universität aus dem Undergraduate Harvard College, zwölf Graduierten- und Berufsschulen und dem Harvard-Radcliff-Institut.
Die Harvard T.H. Chan School of Public Health bietet laut Internetseite Ausbildungen im Bereich der Gesundheitsführung an. 1946 wurde die Fakultät von der medizinischen Fakultät getrennt und 2014, nach einer 350 Millionen Dollar Spende der Morningside Foundation der Familie von Tseng-hsi Chan nach diesem umbenannt.
Die T.H. Chan School of Public Health stellte Karl Lauterbach 4. Juni 2020 in einem Interview über die politische Führung durch eine Pandemie als ehemaligen Post-Doc-Studenten der Gesundheitspolitik und -management und Epidemiologie sowie als Masterabsolventen vor.
AFP hat auch bei der Universität Harvard nach Karl Lauterbach gefragt. Am 7. September 2022 sagte Sprecherin Nicole Rura gegenüber AFP: „Der Registrar der Harvard T.H. Chan School of Public Health bestätigte Dr. Lauterbach folgende Abschlüsse: Master of Public Health (1990 erhalten), Master Science mit Schwerpunkt Health Policy und Management (1991) und einen Doktortitel (1995).“
Epidemiologie-Studium für Präventionsmaßnahmen
Laut Internetseite der T.H. Chan School of Public Health vermittelt die Fakultät Forschung zur Bewertung der Verbreitung und Faktoren menschlicher Krankheiten, um Präventionsmaßnahmen zu finden und zu begründen. Epidemiologie ist derzeit Lehrinhalt in Lauterbachs bestätigten Abschlüssen Master of Science und ebenso im Master of Public Health. Die Universität ließ die Nachfrage unbeantwortet, ob es zu Lauterbachs Studienzeit Teil des Studiums war.
Darüber hinaus hat Karl Lauterbach zuvor an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH Aachen) Humanmedizin studiert. Die Sprecherin der Universität, Susanne Dopheide, erklärte gegenüber AFP am 12. September, dass es in den 1980er-Jahren dort kein eigenständiges Fach „Epidemiologie“ gegeben habe. Teile dessen, was heute unter Epidemiologie verstanden würde, würden in der Biomathematik, der Ökologie und auch im Kontext einzelner Erkrankungen wie etwa der Häufigkeit der Leberzirrhose vermittelt.
Lauterbach muss sich also als Teil anderer Fächer mit Epidemiologie beschäftigt haben. Dopheide erklärte: „Zum damaligen Zeitpunkt wurden im deutschen Medizinstudium unterschiedliche Aspekte der Epidemiologie vom 3. bis zum 5. Studienjahr vermittelt.“ Teile dessen seien dann nach drei Studienjahren im ersten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung und dann nach fünf Studienjahren im zweiten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung geprüft worden. Promoviert hat Lauterbach dann an der Heinrich Heine Universität in Düsseldorf.
Fazit: Karl Lauterbach hat an der Harvard Universität studiert, an der dortigen Harvard T.H. Chan School of Public Health . Das ist eine Fakultät der Harvard Universität in Boston, USA. Die Harvard Universität bestätigte, dass er dort mehrere Master erfolgreich abgeschlossen hat. Epidemiologie war Teil seiner Ausbildung.