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Merz fordert nach wie vor Waffenruhe in Ukraine

Laut einem YouTube-Video soll Bundeskanzler Friedrich Merz im ZDF erklärt haben, eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg sei «nicht mehr nötig». Die Aussage fällt in den Kontext des Ukraine-Gipfels im Weißen Haus. Dort zeigten sich der Kanzler und US-Präsident Donald Trump uneins über die Bedeutung einer Feuerpause. Während Trump nach einem Treffen mit Putin von der Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe abrückte, zeigte sich Merz differenzierter.

Im Titel des YouTube-Videos wird behauptet, Merz habe bei seiner Haltung zu einem Waffenstillstand eine «180-Grad-Wende» vollzogen. Bei Minute 0:27 und bei Minute 10:00 wird auf die Aussage von Merz über eine Waffenruhe eingegangen. Es wird so dargestellt, als habe Merz seine Meinung bezüglich einer Waffenruhe komplett geändert.

Bewertung

Diese Darstellung ist irreführend. Merz hat nicht gesagt, ein Waffenstillstand sei «nicht mehr nötig». Er schloss sich lediglich zunächst Trumps Aussage an, ein Friedensabkommen sei «mehr wert» als eine kurzfristige Waffenruhe.

Fakten

Merz unterstützte im ZDF-Interview vom 16.08.2025 die Ansicht von US-Präsident Trump und sagte, ein Friedensabkommen sei wertvoller als eine kurzfristige Waffenruhe. Das Youtube-Video bezieht sich wohl auf ebendieses ZDF-Interview, auch wenn keine spezifischen Quellen genannt werden.

Zwei Tage später, bei dem Treffen zwischen Trump und europäischen Politikern, betonte Merz ausdrücklich, dass eine Feuerpause wichtig sei als Voraussetzung für weitere Friedensgespräche. Er könne sich nicht vorstellen, dass es weitere Friedensverhandlungen ohne eine Feuerpause geben könne.

Das war noch, bevor das YouTube-Video über die angebliche 180-Grad-Wende von Merz online ging. Der Verfasser des Videos hat dementsprechend das aktuellste Statement von Merz nicht in sein Video miteinbezogen und die Aussage aus dem ZDF-Interview verdreht.

– Beim Treffen in Washington erklärte Trump, eine Waffenruhe sei nicht zwingend notwendig, er wolle lieber direkt auf ein Friedensabkommen hinarbeiten.

– Friedrich Merz stimmte zu, dass ein Friedensabkommen wertvoller sei als eine kurzfristige Waffenruhe. Im ZDF-Interview sagte Merz (ab Minute 6:16) über ein «schnelles Abkommen» wörtlich: «Wenn das gelingt, ist das mehr wert als ein Waffenstillstand, der möglicherweise über Wochen andauert ohne weitere Fortschritte in den politischen, diplomatischen Bemühungen.»

– Später sagte Merz beim Treffen mit Trump und europäischen Spitzenpolitikern: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass das nächste Treffen ohne eine Feuerpause stattfindet … Lasst uns daran arbeiten und versuchen, Druck auf Russland auszuüben.» Damit stellte Merz klar, dass er eine Waffenruhe für erforderlich hält, bevor es zu weiteren Verhandlungen kommt.

Die Behauptung, Merz halte eine Waffenruhe nicht «mehr für nötig», ist also widerlegt. Der Kanzler hat diese Aussage nie getroffen. Sie stünde im Widerspruch zu seinen belegten Äußerungen.

Meinung und falsche Fakten

In der Beschreibung des YouTube-Videos steht, die Urheber übernähmen «keine Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität der Inhalte». Alle Aussagen seien Kommentar, Meinung oder Satire.

Tatsächlich besteht das fast halbstündige Video vor allem aus Meinungsäußerungen, illustriert mit Bildern, die großenteils nichts mit den Verhandlungen zu tun haben. Das kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Äußerungen auf einer falschen Tatsachenbehauptung beruhen. Merz hat eben nicht, wie in dem Video eingangs behauptet und später wiederholt wird, eine Waffenruhe als «nicht mehr nötig» bezeichnet.

(Stand: 20.8.2025)

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Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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