Bewertung
Die Aussage ist falsch. Umfassende Daten hierzu sind nicht erfasst, doch laut einer kürzlich veröffentlichten Antwort der Bundesregierung ist der häufigste Vorname in einheitlicher Schreibweise auf Grundlage der vorliegenden Daten «Michael».
Fakten
Viele deutsche Medien berichten darüber: Vorangegangen war eine kleine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion (Drucksache 21/867), unter anderem mit der Frage: «Was sind die 50 häufigsten Vornamen von Leistungsberechtigten im SGB II, und wie viele Personen entfielen jeweils auf diese Vornamen zum Stichtag 31. Dezember 2024?»
In der Antwort der Bundesregierung (21/1349) vom August 2025 heißt es dazu, Spitzenreiter seien «Michael» mit 19.190 Nennungen, gefolgt von «Andreas» (16.120) und «Thomas» (15.700). Laut der Antwort der Bundesregierung werden alle Vornamen in ihrer jeweiligen orthografischen Variante einzeln erfasst.
Die Auswertung basiert auf Angaben von Jobcentern mit gemeinsamer Einrichtung (gE). Laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) organisiert sich ein Viertel der Kommunen davon unabhängig. Die Bundesregierung betont ausdrücklich, dass keine vollständigen Daten für alle Jobcenter vorliegen. Die Aussagekraft ist daher begrenzt.
Andere Listen haben noch weniger Aussagekraft
Zu erwähnen ist, dass noch eine weitere Liste hierzu im Umlauf ist: «Bild» behauptet in einem Artikel, dass «Mohammed» der häufigsten Vornamen unter Bürgergeldbeziehern sei. Die Redaktion beruft sich ebenfalls auf die Behördendaten. Grundlage sei hier allerdings die Zusammenfassung von 19 verschiedenen Schreibweisen, darunter Mohamed, Muhammed oder Mhammed.
19 Namen unter dem einen explizit genannten Vornamen «Mohammed» zusammenzufassen, ist methodisch jedoch problematisch. Die Kombination von Namen verzerrt den Vergleich. Zudem heißt es in der Antwort auf die kleine Anfrage: «Im Übrigen weist die Bundesregierung darauf hin, dass auf der Grundlage des Vornamens kein Rückschluss auf die Nationalität der jeweiligen Person gezogen werden kann.»
Die Auswertung der Vornamen von Bürgergeldbeziehern erlaubt keine belastbaren Rückschlüsse auf Herkunft oder Nationalität. So können etwa auch Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft «Mohammed» heißen oder Einwanderer mit österreichischem Pass «Michael».
Statistische Aussagekraft ist gering
Deutsch-gelesene Vornamen wie Andreas, Thomas oder Johannes sind heutzutage stark diversifiziert, sodass die Häufigkeit sich auf viele Namen verteilt. In arabisch-islamisch geprägten Kulturen sind dagegen wenige Vornamen sehr dominant (etwa Mohammed, Fatima, Yasmin). Das führt automatisch zu einer Überrepräsentation einzelner Namen in solchen Ranglisten.
Hinzu kommt, dass Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland häufig unter herausfordernden sozioökonomischen Bedingungen leben, wie auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) nachzulesen ist. Der Übergang in den Arbeitsmarkt erfolgt oftmals schwieriger – sei es durch eingeschränkten Zugang zu beruflicher Bildung, mangelnde soziale Netzwerke oder Diskriminierungserfahrungen.
(Stand: 4.9.2025)
