Nein, der österreichische Alpenverein will nicht einen Halbmond statt eines Gipfelkreuzes aufstellen

Seit Ende März geistert ein Foto eines vermeintlichen Schreibens des Österreichischen Alpenvereins durch Soziale Netzwerke (etwa hier und hier). Demnach plane der Verein, eine muslimische Sparte zu schaffen. Außerdem soll auf einem Gipfel statt eines Kreuzes ein Halbmond aufgestellt werden. „Wählt nur weiter diese Regierung und ihr werdet keine Kirche mehr haben, sondern nur mehr Moscheen“, schreibt eine Nutzerin auf Facebook dazu. Auf Twitter heißt es: „Wir haben auf den Berggipfeln Kreuze, Halbmonde brauchen wir nicht – Punkt.“

Das Schreiben ist auf den 12. März 2023 datiert und ging laut Anrede an Omar Al-Rawi, Abgeordneter im Wiener Landtag und Integrationsbeauftragter der Islamischen Glaubensgemeinschaft. Absender ist Andreas Ermacora vom Österreichischen Alpenverein. In dem Brief wird darauf eingegangen, dass sich die Gemeinschaft der Muslime in Österreich angeblich „durch die Gipfelkreuze auf unseren Bergen in seinen religiösen Gefühlen beeinträchtigt fühlt“. Deswegen unterbreite der Alpenverein folgenden Vorschlag: „Die Etablierung einer islamischen Sparte des Österreichischen Alpenverein sowie die Anbringung eines Halbmondes an einem Berggipfel der gemeinsamen Wahl.“

Das auf Facebook verbreitete Schreiben des Österreichischen Alpenvereins ist eine Fälschung (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)


Brief des Alpenvereins ist gefälscht und fast 20 Jahre alt

Der Alpenverein bezeichnete das Schreiben in einer Mitteilung vom 28. März als Fälschung. Die habe schon 2006 kursiert, nun sei ein neues Datum eingetragen worden. „Dazu gibt es ein rechtskräftiges Urteil, nachdem ein damaliger Politiker diesen Brief als Anlass für eine Wahlkampfkampagne nutzte. Dieser musste daraufhin öffentlich seine Aussage zurücknehmen, dass es sich um ein Schreiben von Dr. Andreas Ermacora (damaliger Vize-Präsident des Österreichischen Alpenvereins) gehandelt habe.“ Über das Urteil im sogenannten Halbmond-Streit berichteten damals auch mehrere Medien.

Mittlerweile ist Ermacora Präsident des Vereins – nicht der Vizepräsident, wie er im Briefkopf betitelt wurde. Omar Al-Rawi ist zwar noch, wie im Briefkopf angegeben, Abgeordneter im Wiener Landtag, aber Integrationsbeauftragter der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) ist er schon seit 2011 nicht mehr – ein weiterer Hinweis darauf, dass das Schreiben gefälscht ist. Laut einem Bericht des Monatsmagazin Datum von 2006 hatte sich damals eine Künstlergruppe zu der Fälschung bekannt.

Redigatur: Matthias Bau, Gabriele Scherndl

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Autor(en): CORRECTIV

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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