„Wenn alle Autos elektrisch wären [und] wir in einem dreistündigen Stau in der Kälte eines Schneesturms stecken würden, wären unsere Batterien komplett leer“: Das wird in einem Facebook-Beitrag behauptet, der diese alte Geschichte Ende 2023 wieder auftaute und mehr als 2.000 Mal verbreitet wurde. Bereits im Herbst 2021 hatten wir uns die Behauptung angesehen: Sie war damals falsch und ist es auch heute.
Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club ADAC testete im Februar 2021, wie lange die Batterien eines elektrischen Renault Zoe und eines VW e-Up im Stau bei Frost mit laufender Heizung, Sitzheizung sowie eingeschaltetem Standlicht durchhalten. Das Ergebnis damals: Die 52 Kilowattstunden große Batterie des Zoe hielt 17 Stunden und die 32,3 Kilowattstunden große Batterie des e-Up 15 Stunden.
Solange die Batterien nicht schon zu Beginn des Staus fast leer waren, friert niemand im Elektroauto
Im Dezember 2022 veröffentlichte der ADAC einen weiteren Testbericht. Sieben verschiedene Elektroautos mit unterschiedlicher Akkugröße wurden in einer Kältekammer bei -10 Grad Celsius darauf getestet, wie lange der Akku hält, wenn die Klimaanlage in den Autos auf 20 Grad Celsius eingestellt ist. Das Ergebnis laut ADAC: „Die Heizleistung ist mit 1,5 bis 2 kW so gering, dass niemand Angst haben muss, im Elektroauto im Stau frieren zu müssen – vorausgesetzt, der Akku ist zu Staubeginn nicht schon weitgehend entladen.“
Die benötigte Energie schwanke je nach Modell zwischen 1,5 und 2,3 Kilowattstunden. Die Akkus fassen jedoch selbst bei einem kleinen Modell wie dem VW e-Up 32 Kilowattstunden. Größere Modelle, wie der Tesla Y, fassen 57 Kilowattstunden und der ebenfalls vom ADAC getestete BMW iX fasst mehr als 100 Kilowattstunden.
Wir fragten bei ADAC-Unternehmenssprecherin Katja Legner im Dezember 2023 nach – sie erklärte uns: „In einem zwölfstündigen Stau, was ja ein äußerst seltenes Szenario darstellt, wäre demnach mit einem Stromverbrauch von 18 bis 24 Kilowattstunden zu rechnen – die meisten Elektroautos haben heutzutage Akkus mit deutlich größerer Kapazität verbaut.“ Zudem hätten in der Kältekammer beim Test keine Menschen gesessen, deren Körperwärme die benötigte Heizleistung zusätzlich reduzieren würde.
Redigatur: Matthias Bau, Sarah Thust