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Nein, US-Präsident Biden gibt hier nicht zu, Staatsgeheimnisse zu verkaufen

In einem online verbreiteten Video soll US-Präsident Joe Biden während einer Gesprächsrunde im Weißen Haus angeblich zugeben, Staatsgeheimnisse verkauft zu haben. Der Clip lässt jedoch eine entscheidende Passage weg. Sowohl das vollständige Filmmaterial als auch das Transkript des Treffens zeigen, dass Biden einen Scherz machte.

„Biden legt mal wieder ein Geständnis ab (…) Biden hat der Welt gerade erzählt, dass er eine Menge Staatsgeheimnisse verkauft hat“, schrieb eine Nutzerin Ende Juni 2023 auf Facebook.

Marjorie Taylor Greene, eine republikanische Kongressabgeordnete aus Georgia, teilte denselben Ausschnitt auf Twitter mit dem Kommentar „Joe Biden hat den Verstand verloren und gibt seine Verbrechen buchstäblich laut zu“. Ihr Beitrag enthält ein Video, das ursprünglich vom Republican National Committee, dem nationalen Organisationsgremium der Republikanischen Partei der Vereinigten Staaten, veröffentlicht wurde.

Der Clip zeigt ein Treffen des US-Präsidenten Joe Biden mit dem indischen Premierminister Narendra Modi, bei dem Ersterer sagt: „Ich habe eine Menge Staatsgeheimnisse und eine Menge sehr wichtiger Dinge verkauft.“ Das Video wurde allerdings so abgeschnitten, dass daraus nicht hervorgeht, dass Joe Biden seinen Satz mit der Bemerkung fortsetzte, er habe einen Scherz gemacht.

Der gleiche, irreführend geschnittene Clip hat sich bereits auf Englisch, Spanisch, Ungarisch und Bulgarisch verbreitet. Das Video wurde auch auf anderen Plattformen wie Twitter oder Youtube geteilt.

Facebook-Screenshot der Behauptung: 30. Juni 2023

Die Veröffentlichung von Regierungsgeheimnissen steht in den USA unter Strafe. Anfang Juni 2023 wurde der ehemalige US-Präsident Donald Trump wegen des Umgangs mit offiziellen Unterlagen angeklagt. Im Mittelpunkt steht das Einbehalten von geheimen Regierungsdokumenten nach Ende seiner Amtszeit.

Am 23. Juni 2023 trafen Biden und Modi im Weißen Haus mit Führungskräften aus der Technologiebranche zusammen, um die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und Indien zu erörtern. Die Veranstaltung war Teil eines Staatsbesuchs, bei dem die beiden Staatsoberhäupter Vereinbarungen über amerikanische Triebwerke für Indiens neue selbst gebaute Kampfflugzeuge und eine große Halbleiterfabrik trafen.

Das online veröffentlichte Material zeigt tatsächlich die Gesprächsrunde vom 23. Juni 2023, wurde aber so geschnitten, dass der Kontext der Aussage des US-Präsidenten fehlt. Das offizielle Video sowie das Transkript des Weißen Hauses zeigen, dass Biden sofort klarstellte, dass seine Bemerkung ein Scherz war.

Laut des Transkripts des Weißen Hauses (Link hier archiviert) sagte der US-Präsident zu Beginn des Treffens Folgendes:

„Okay. Wir – ich habe mich gerade bedankt, dass – wie auch immer, ich habe ohne Sie angefangen, und ich habe eine Menge Staatsgeheimnisse  und eine Menge sehr wichtiger Dinge verkauft, die wir geteilt haben. (Gelächter)“

„Nun, Spaß beiseite –  wir arbeiten zusammen, um neue Technologien zu entwerfen und zu entwickeln, die das Leben der Menschen auf der ganzen Welt verändern werden. Und gemeinsam unterstützen wir private und öffentliche Partnern, um dies zu ermöglichen, einschließlich des Starts eines neuen Programms zwischen Indien und den USA – amerikanische Astronauten, indische Astronauten und Unternehmer, Wissenschaftler, Studenten.“

Das vollständige Video des Weißen Hauses vom Treffen (Link hier archiviert) zeigt ebenfalls, dass Biden einen Scherz machte.

Das Weiße Haus lehnte eine Stellungnahme für diesen Faktencheck ab.

AFP überprüfte bereits andere Falschinformationen über Joe Biden (hier, hier und hier).

Fazit: Das verbreitete Video stellt einen Scherz des US-Präsidenten fälschlich als Eingeständnis eines Verbrechens dar. Der Clip ist allerdings irreführend geschnitten. Joe Biden gibt darin nicht zu, Staatsgeheimnisse verkauft zu haben.

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Politik

Autor(en): Natalie WADE / Katharina ZWINS / AFP USA

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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