Ein Bild aus einem Musikvideo, das scheinbar Astronauten zeigt, die ohne Helm auf dem Mond posieren, wurde in chinesischen sozialen Medien fälschlicherweise als Beweis dafür präsentiert, dass die Vereinigten Staaten die Mondlandung inszeniert hätten. Die Beiträge tauchten auf, nachdem China eine Raumsonde gestartet hat, um Proben von der Rückseite des Mondes zu sammeln. US-Behörden warnten davor, dass die Mission militärische Ziele verbergen könnte.
„Wer sonst wagt es zu bezweifeln, dass die US-Mondlandung eine Fälschung ist?“, heißt es in einem Weibo-Beitrag in vereinfachtem Chinesisch vom 7. Mai 2024.
Der Beitrag zeigt ein Bild von sechs Personen in Raumanzügen, die ohne Helm posieren. Die Personen scheinen sich auf dem Mond zu befinden, mit der Erde im Hintergrund.
Der Text unter dem Bild lautet sarkastisch: „Jetzt glauben Sie, dass die US-Mondlandung echt war.“
Screenshot der Falschbehauptung auf Weibo, aufgenommen am 17. Mai 2024
Der Beitrag wurde verbreitet, nachdem China am 3. Mai 2024 eine Raumsonde gestartet hatte, um Proben von der Rückseite des Mondes zu sammeln – eine weltweite Premiere im Rahmen eines ehrgeizigen Programms, das darauf abzielt, bis 2030 eine bemannte Mondmission zu starten.
Dabei handelt es sich um eine technisch komplexe 53-tägige Mission, bei der erstmals ein Start von der erdabgewandten Seite des Mondes versucht wird.
Der schnelle Fortschritt des chinesischen Raumfahrtprogramms hat in Washington die Alarmglocken schrillen lassen. Der Leiter der NASA warnte davor, das Programm könne dazu missbraucht werden, militärische Ziele zu verschleiern. Das Bild kursierte zudem mit einer ähnlichen Falschbehauptung auf der chinesischen Video-Sharing-Plattform Bilibili.
Aus den Beiträgen geht nicht eindeutig hervor, welche US-Mondmission angeblich gefälscht worden sei. Die Posts scheinen jedoch weithin widerlegte Verschwörungserzählungen zu bedienen, denen zufolge die Mondlandungen inszeniert wurden.
Jack Burns, Professor für Astrophysik an der Colorado-Boulder-Universität, hatte bereits im Rahmen eines Faktenchecks aus dem Jahr 2022 gegenüber AFP erklärt, dass es sich beidieser Verschwörungserzählung um „reinen Unsinn“ handele.
Im Rahmen des Apollo -Programms der Vereinigten Staaten landeten zwischen 1969 und 1972 insgesamt sechs Raumschiffe und zwölf Astronauten auf dem Mond.
„Wir haben zahlreiche Beweise dafür, dass zwölf Apollo-Astronauten den Mond besuchten und Mondbodenproben mitbrachten, die sich stark von denen auf der Erde unterscheiden“, sagte Burns gegenüber AFP.
Musikvideo
Eine umgekehrte Bild- und Stichwortsuche bei Google ergab, dass das online kursierende Bild aus einem Musikvideo entnommen wurde. Es entspricht der Ein-Minuten- und Zwei-Sekunden-Marke eines Videos, das am 31. Juli 2015 auf dem offiziellen YouTube-Kanal der deutschen Band Rammstein gepostet wurde (archivierter Link). Das Musikvideo begleitet dabei das Lied „Amerika“. Der folgende Screenshot-Vergleich zeigt das mit Falschbehauptungen kursierende Bild (links) und das Originalbild aus dem Musikvideo (rechts):
Rammstein-Musikvideo (rechts)
Laut der Website der Band wurde das Video am 6. und 7. August 2004 in einer ehemaligen Chemiefabrik in der Nähe von Berlin gedreht (archivierter Link). Die im Video gezeigten Raumanzüge seien „eine Leihgabe aus Hollywood“ und für die Schaffung der Mondlandschaft seien 240 Tonnen Asche verwendet worden , heißt es auf der Rammstein-Website (archivierter Link).