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Studie über Erderwärmung wird falsch dargestellt, um Klimawandelleugnung zu fördern

Eine Studie aus dem Jahr 2024 in der renommierten Fachzeitschrift „Nature“ fand keinen statistisch nachweisbaren Anstieg der globalen Erderwärmung seit den 1970er-Jahren. In sozialen Medien wurde daraufhin fälschlicherweise behauptet, dass dies ein Beweis dafür sei, dass es gar keinen Klimawandel gäbe. Die Daten dieser und zahlreicher anderer Studien bestätigen jedoch einen stetigen Anstieg der Oberflächentemperaturen in diesem Zeitraum, so die Autorinnen und Autoren der Forschungsarbeit. Das erklärten auch unabhängige Forscherinnen und Forscher.

„Eine in Nature veröffentlichte statistische Untersuchung zeigt keine nachweisbare Beschleunigung der globalen Erwärmung nach den 1970er Jahren“, schrieb ein Nutzer am 15. Oktober 2024 auf X. Die Behauptung kursiert auch auf Facebook.

In anderen Beiträgen und in klimawandelleugnenden Veröffentlichungen auf mehreren Plattformen und in verschiedenen Sprachen, darunter Englisch, Französisch, Niederländisch, Griechisch und Italienisch, wurden ähnliche Schlussfolgerungen gezogen, nachdem am 14. Oktober 2024 in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Nature“ eine Studie (hier archiviert) veröffentlicht worden war.

X-Screenshot der Behauptung: 30. Oktober 2024

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erklärten jedoch, dass es irreführend sei, die Schlussfolgerungen in dem Artikel so zu deuten, als ob es seit den 1970er-Jahren keinen Anstieg in der globalen Erderwärmung gegeben hätte. Sie fügten hinzu, dass die in der Studie verwendeten Modelle stattdessen einen stetigen Anstieg im Laufe der Zeit zeigen.

„Stetig steigende Temperaturen“

„Unsere Studie bestätigt stetig steigende Oberflächentemperaturen seit den 1970er-Jahren“, sagte Claudie Beaulieu, außerordentliche Professorin für Meeresbiologie an der University of California Santa Cruz und Hauptautorin der Forschungsarbeit, am 17. Oktober 2024 gegenüber AFP. „Es ist sehr beunruhigend, zu hören, dass unsere Studie von Klimaleugnerinnen und Klimaleugnern missbraucht wird“, fügte sie hinzu.

Die Studie basiert auf der globalen durchschnittlichen Oberflächentemperatur – ein regelmäßig untersuchtes Maß zur Beobachtung des Klimawandels – um die globale Erderwärmung in den letzten 50 Jahren zu analysieren. Durch die in der Studie verwendeten Modelle wird versucht, festzustellen, ob es eine Beschleunigung oder Verlangsamung der Erderwärmung gegeben hat. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass nach den 1970er-Jahren statistisch keine Veränderung nachweisbar sei.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass – falls es in jüngster Zeit zu einer Beschleunigung der globalen Erwärmung kam – diese entweder zu gering oder zu aktuell ist, um sie in den Aufzeichnungen der globalen durchschnittlichen Oberflächentemperaturen zuverlässig zu erkennen“, so Beaulieu.

Der Co-Autor der Studie, Colin Gallagher, außerordentlicher Professor für Mathematik an der Clemson University im US-Bundesstaat South Carolina, betonte ebenfalls, dass die Studie eine kontinuierlich steigende Erderwärmung zeige. „Wir haben keine statistischen Belege für eine Verlangsamung der globalen Erwärmung gefunden, sondern vielmehr statistisch bestätigt, dass die globale Erderwärmung seit den 1970er-Jahren mit einer konstanten Geschwindigkeit voranschreitet“, sagte er am 18. Oktober 2024 gegenüber AFP.

Der Klimaforscher Zeke Hausfather von der unabhängigen gemeinnützigen Klimaforschungsorganisation Berkeley Earth sagte, dass diese Studie „denjenigen, die den vom Menschen verursachten Klimawandel anzweifeln, wirklich keinen Zuspruch geben sollte“. Vier in der Studie enthaltene Datensätze zu globalen Temperaturen zeigen eindeutig einen raschen Anstieg der vom Menschen verursachten Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen im Laufe der Jahre, fügte er hinzu.

Screenshot von Diagrammen, die Anomalien der globalen durchschnittlichen Oberflächentemperaturen über vier Datensätze hinweg zeigen – wie in der Studie von Beaulieu et al. veröffentlicht: 17. Oktober 2024

Er wies auch darauf hin, dass die in der Studie angewandten Methoden nur einen Anstieg (oder Rückgang) der Erderwärmung um etwa 55 Prozent effektiv erkennen würden – was die Autorinnen und Autoren der Studie bestätigten.

„Die Debatte darüber, ob sich die Erwärmung beschleunigt hat, ist wichtig, hat aber keinen wirklichen Einfluss auf unser umfassenderes Verständnis der Rolle des Menschen bei der raschen Erderwärmung, die es in den letzten 50 Jahren gab“, erklärte Hausfather abschließend.

„Kein Zweifel“ am vom Menschen gemachten Klimawandel

Die Konzentrationen von CO2 – der Hauptfaktor der anthropogenen Erderwärmung – sind auf Werte angestiegen, die auf der Erde in den letzten 14 bis 16 Millionen Jahren nicht verzeichnet wurden.

Sechs Datenreihen von Bildungs- und Regierungsbehörden (hier archiviert) haben den daraus resultierenden Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur (hier archiviert) aufgezeichnet.

„Heute steigt der Gehalt an CO2 in der Atmosphäre vermutlich schneller an als je zuvor in der geologischen Geschichte“, sagte Bärbel Hönisch, Professorin am Lamont-Doherty Earth Observatory der Columbia University in New York, gegenüber AFP im Rahmen eines anderen Faktenchecks. „Dieses CO2 trägt zum Treibhauseffekt bei und erwärmt unseren Planeten“, fügte sie hinzu.

Laut dem Weltklimarat (IPCC) der Vereinten Nationen ist „der Einfluss des Menschen auf die Erwärmung der Atmosphäre, der Ozeane und der Landflächen unumstritten„. Das gelte auch für die Tatsache, dass der anthropogene CO2-Ausstoß der Hauptverursacher ist (hier und hier archiviert).

Hunderte unabhängige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die zu den IPCC-Berichten über Klimaforschung beitragen, sind sich einig, dass die aktuellen Prognosen für die globalen Treibhausgasemissionen bis 2030 darauf hindeuten, dass die Erwärmung in diesem Jahrhundert wahrscheinlich die im Pariser Abkommen festgelegte Grenze von 1,5 Grad Celsius überschreiten wird und dass es dadurch immer schwieriger wird, die Erwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen (hier archiviert).

Aktuelle Klimamodelle prognostizieren erhebliche Auswirkungen eines solchen Anstiegs, der sich auf die Land- und Meerestemperaturen auswirken und in den meisten bewohnten Regionen zu extremer Hitze führen würde (hier archiviert).

Weitere Faktenchecks zum Thema Klima finden sich auf der AFP-Website.

Fazit: Eine wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2024, die in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlicht wurde, fand keinen statistisch nachweisbaren Anstieg der globalen Erderwärmung seit den 1970er-Jahren. Das zeigt jedoch laut Forscherinnen und Forschern nicht, dass es gar keinen Klimawandel gibt, wie online fälschlicherweise behauptet. Wissenschaft und Forschung sind sich darüber einig, dass der Einfluss des Menschen an der globalen Erderwärmung unumstritten ist.

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Klimawandel, Wissenschaft

Autor(en): Manon JACOB / Lisa-Marie ROZSA / AFP USA

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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