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Studie wird für Verschwörungstheorien instrumentalisiert

Wissenschaftler warnen derzeit angeblich davor, dass Eier bei Tausenden von Menschen Blutgerinnsel verursachen. Das schreibt zumindest die Website «Planet Today». Dieser Artikel wird inzwischen vielfach bei Facebook geteilt. Mit Sätzen wie «Die Eier sind schuld» geben User zu verstehen, die Forschung wolle davon ablenken, dass die Blutgerinnsel eigentlich von der Corona-Impfung hervorgerufen werden. Andere behaupten, dass die Studie den Veganismus – also eine Ernährung ohne tierische Produkte – vorantreiben wolle. Aber sind Eier überhaupt Auslöser von Blutgerinnsel?

Bewertung

Es ist kein Zusammenhang zwischen einem erhöhten Risiko für Blutgerinnsel und dem Verzehr von Eiern nachgewiesen worden, wohl aber ein Zusammenhang mit der Einnahme von Cholin-Ergänzungsmitteln (ein Stoff, der unter anderem auch in Eiern enthalten ist). Das Ergebnis der Studie von 2017 wird in der Überschrift verzerrt.

Fakten

«Planet Today» bezieht sich auf einen Text, der beim britischen «Express» erschienen ist. Dort wiederum wird auf eine Studie der Cleveland Clinic verwiesen. Der Artikel fasst die Forschung zusammen und erklärt, dass ein bestimmter Nährstoff das Risiko für Blutgerinnsel erhöhen kann. Dieser Nährstoff heißt Cholin, ist beispielsweise für den Fettstoffwechsel verantwortlich und auch in Eiern zu finden.

Im Rahmen der Studie erhielten Probanden über einen Zeitraum von zwei Monaten Nahrungsergänzungsmittel mit dem Stoff Cholin, dessen Wirkung im Körper gemessen wurde. Weil der Genuss von Eiern also gar nicht untersucht wurde, erklärten die Forscher den Faktenprüfern von «Reuters» auch, dass es keine Verbindung zwischen Eiern und Blutgerinnseln gibt.

In einer späteren, weiteren klinischen Studie stellten sie laut eigenen Angaben sogar fest, dass zwar Cholin-Nahrungsergänzungsmittel die Entstehung von Blutgerinnseln begünstigen könnten – nicht aber Eier. Gesunde Teilnehmer können der Schlussfolgerung in der Studie zufolge problemlos täglich vier Eier essen. Die Empfehlung lautete schon 2017 lediglich, Ergänzungsmittel mit dem Inhaltsstoff Cholin zu vermeiden, solange die Einnahme nicht explizit von einem Arzt verschrieben wurde.

Anders klingt das in der Überschrift bei «Planet Today», die online geteilt wird. Darin wird ein Zusammenhang zwischen Blutgerinnseln und Eiern hergestellt. Dies war zunächst auch bei «Express» der Fall. Die Redaktion titelte: «Blutgerinnsel: Das beliebte Frühstücksessen, das das Risiko der Blutgerinnung erhöhen könnte». Inzwischen änderte «Express» die Headline. Sie wurde ersetzt durch die vorsichtigere Formulierung: «Blutgerinnsel: In Eiern gefundene Verbindung mit erhöhtem Risiko der Blutgerinnung verbunden». Die Änderung ist anhand von früheren, archivierten Versionen nachvollziehbar.

Dass die zitierte US-Studie keinen Zusammenhang zur Corona-Impfung aufweisen kann, beweist das Datum. Die Untersuchung wurde bereits im April 2017 veröffentlicht – also Jahre, bevor der Impfstoff überhaupt entwickelt wurde. Die mehr oder weniger deutlich aufgestellte Behauptung, die Forscher wollten von anderen Ursachen der Blutgerinnsel ablenken, entbehrt also jeder Grundlage.

Corona-Impfungen begünstigen nach Stand der Forschung keine Herzinfarkte. Diese Erkenntnis zieht unter anderen die Deutsche Herzstiftung aus der Auswertung vieler wissenschaftlicher Studien. Hingegen erhöht eine Corona-Infektion das Herzinfarkt-Risiko. Auch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das in Deutschland für die Überwachung der Medikamentensicherheit verantwortlich ist, kommt in seinem Sicherheitsbericht vom Dezember 2022 zu dem Schluss (S. 32), dass für Todesfälle durch Herzinfarkte nach einer Corona-Impfung kein Zusammenhang zur Impfung erkennbar ist.

(Stand: 02.02.2023)

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Wissenschaft, Corona, Gesundheit

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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