Bewertung
Das Video wurde mit falschen Untertiteln versehen. In dem Original-Video vom Juli 2023 sprach der türkische Präsident sein Beileid gegenüber palästinensischen Todesopfern aus. Von den USA ist keine Rede, auch das vermeintliche Zitat fällt nicht.
Fakten
Das Faktencheck-Team der dpa hat türkischsprachige Redakteure das Video übersetzen lassen: Erdogan spricht demnach zunächst von einer angeblich zunehmenden Gewalt durch jüdischen Siedler. Anschließend bekundet er palästinensischen Todesopfern sein Beileid. Die in gelb eingeblendeten Untertitel passen nicht zum tatsächlich gesprochenen Wort, sie sind falsch. Die USA erwähnt Erdogan in dem Clip nicht.
Dass die Untertitel falsch sind, lässt sich zudem mit einer Bilderrückwärtssuche herausfinden: Unter den Treffern ist ein Youtube-Video, hochgeladen am 26. Juli 2023. Es wurde von «Middle East Eye» veröffentlicht, einem in London ansässigen Nachrichtenunternehmen mit Fokus auf den Nahen Osten und Nordafrika.
Im Juli: Erdogan traf Palästinenserpräsidenten und Hamas-Chef
Das Youtube-Video zeigt laut der Videobeschreibung eine Rede des türkischen Präsidenten. Diese habe er vor einem Treffen in Ankara mit dem Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas und dem Chef der radikalislamischen Hamas, Ismail Hanija, gehalten. Mehrere Medien hatten damals über das Treffen berichtet.
Für den nun verbreiteten Clip wurde ein Ausschnitt dieser Rede verwendet, in der sich Erdogan unter anderem für eine Zwei-Staaten-Lösung einsetzt. Die entsprechende Sequenz startet etwa bei Minute 0:08 und endet bei Minute 0:25. In dem Original-Video auf Youtube ist eine korrekte Übersetzung von Erdogans Aussagen mit englischen Untertiteln zu sehen – das vermeintliche Zitat und einen Bezug zu den USA sucht man darin aber vergebens. Das zeigt: Der Clip wurde durch falsche Untertitel nachträglich manipuliert.
Die Position Erdogans im Israel-Hamas-Konflikt ist derweil nicht so eindeutig, wie es das virale Video darstellen will. Zwar äußerte er scharfe Kritik an der Verlegung eines US-Flugzeugträgers in die Nähe Israels und unterstützt die politischen Anliegen der Palästinenser. Andererseits setzte er sich etwa als Vermittler für die im Gazastreifen gehaltenen israelischen und ausländischen Geiseln ein. Er rief auch dazu auf, dass die Verantwortlichen ihrer Verantwortung für den Frieden nachgehen sollen.
(Stand 2.11.2023)