Nein, Jane Goodall schlug keine „Entvölkerung“ als Lösung für den Klimawandel vor - Featured image

Schlug die britische Verhaltensforscherin Jane Goodall eine „Entvölkerung“ als Lösung für den Klimawandel vor? Nein, das Zitat ist erfunden

„Wir können den Klimawandel lösen, indem wir die Erde um nur 7,5 Milliarden Menschen entvölkern“: Dieses Zitat wird in Sozialen Netzwerken der britischen Verhaltensforscherin Jane Goodall zugeschrieben. Dazu wird ein Video verbreitet, das die Forscherin auf dem Weltwirtschaftsforum (WEF) im schweizerischen Davos zeigt. 

Jedes Jahr treffen sich beim WEF in Davos führende Personen aus Politik und Wirtschaft, um über globale Probleme und Lösungen zu diskutieren. Im Juni 2020 beschäftigte sich das WEF mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie und stellte eine neue Initiative vor: „The Great Reset“ (auf Deutsch: „Der große Neustart“), die zu einer robusteren und nachhaltigeren Weltwirtschaft nach der Pandemie führen soll. Diese Initiative ist Gegenstand von Verschwörungsmythen, gefälschte Zitate dazu verbreiten sich häufiger im Netz. Das angebliche Zitat von Goodall ist ein weiteres Beispiel für eine solche Fälschung.

Twitter-Jane-Goodall-Weltwirtschaftsforum-Entvölkerung
Jane Goodall habe angeblich gesagt, das Problem des Klimawandels könne durch eine Entvölkerung gelöst werden. Die Forscherin hat eine solche Aussage nicht getroffen. (Quelle: Twitter; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Video zeigt Jane Goodall beim World Economic Forum – es ging um Nachhaltigkeit für den Amazonas-Regenwald 

In dem 16-sekündigen Video ist Goodall zu sehen, im Hintergrund das Logo des WEF. Über eine Bilderrückwärtssuche mit einem Standbild aus dem Video finden wir ein Youtube-Video von einer Podiumsdiskussion beim WEF 2020. Dabei ging es um die Frage, wie eine nachhaltige Zukunft für den Amazonas-Regenwald in Südamerika gesichert werden kann.

Goodall sagt auf Englisch ab Minute 31:30: „Wir können uns nicht vor dem Bevölkerungswachstum verstecken, denn es liegt so vielen anderen Problemen zugrunde. All diese Dinge, über die wir gesprochen haben, wären kein Problem, wenn die Bevölkerungsgröße so wäre wie vor 500 Jahren.“ 

Vor 500 Jahren lebten etwa 7,5 Milliarden Menschen weniger auf der Erde. Das geht aus Schätzungen der Vereinten Nationen hervor. Demnach lebten im Jahr 1500 rund 500 Millionen Menschen auf der Erde. 2022 überstieg die Zahl erstmals acht Milliarden.  Die vollständige Videoaufnahme zeigt jedoch, dass Goodall mit ihrer Aussage nicht auf eine „Entvölkerung“ hinaus will. Sie sprach in der Diskussion hauptsächlich über Projekte zum Schutz von Ökosystemen und Aufforstung.

Jane Goodall spricht nicht von „entvölkern“, das Bevölkerungswachstum sei aber ein Problem

Weder in dem Videoausschnitt noch zu einem anderen Zeitpunkt während der Podiumsdiskussion sagt Goodall, dass die Erde „entvölkert“ werden solle oder nennt die Zahl 7,5 Milliarden. Sie nennt das Bevölkerungswachstum als Ursache für viele Probleme. 

Die Meinung, dass die Bevölkerung zu groß für die Ressourcen ist, die auf der Erde zur Verfügung stehen, vertrat die Forscherin in der Vergangenheit bereits häufiger. Sie sprach bei anderen Diskussionen beispielsweise von einer „freiwilligen Optimierung der Bevölkerung“ und sagte, „wenn du ein Stück Land hast, das eine Familie mit zwei Kindern ernähren kann […], und dann das Land mit zehn oder zwölf Kindern füllst, dann haben sie nicht mehr genug zu essen“.  

Andere Forschende argumentieren dagegen, nicht die Gesamtzahl der Bevölkerung sei das Problem, sondern der ungleiche Zugang zu Ressourcen und dessen Konsum seien das Problem.

Redigatur: Viktor Marinov, Sarah Thust

Die wichtigste, öffentliche Quelle für diesen Faktencheck:

  • Video der Podiumsdiskussion „Securing a Sustainable Future for the Amazon“ beim Weltwirtschaftsforum 2020 in Davos: Link
Fact Checker Logo

Umwelt

Autor(en): CORRECTIV

Ursprünglich hier veröffentlicht.

Nach oben scrollen