Verschwörungstheorien über Waldbrände kurbeln Desinformation über den Klimawandel an

Die verheerenden Waldbrände in Griechenland und auf Maui haben im August in der EU zu einer erheblichen Zunahme der Desinformation über den Klimawandel geführt – der Anteil stieg im Vergleich zum Juli um 5 Prozentpunkte und erreichte mit 14 Prozent den bisher höchsten Stand im Jahr 2023.

Eine der am häufigsten verbreiteten Falschmeldungen lautete, dass die Brände auf der hawaiianischen Insel Maui durch Strahlenwaffen verursacht worden seien. Diese Verschwörungstheorie wurde oft mit anderen Falschbehauptungen verknüpft, wie zum Beispiel, dass die Brände angeblich Teil einer Strategie seien, um das Konzept der 15-Minuten-Stadt durchzusetzen, oder dass sie in der Zeichentrickserie „Die Simpsons“ prophezeit worden seien.

Die Waldbrände in Griechenland wurden so dargestellt, als seien sie absichtlich in Kauf genommen worden, um Platz für neue Windparks zu schaffen. Desinformation über die Brände im Nordosten Griechenlands führte zudem zu Gewalt gegen Migranten in der Grenzregion. Sie waren fälschlicherweise in den sozialen Netzwerken beschuldigt worden, die Brände absichtlich gelegt zu haben, woraufhin ein griechischer Fernsehsender die Verhaftung von zwei Migranten als Brandstifter verkündete. Obwohl die Behörden jegliche Verhaftung dementierten und der Fernsehsender selbst den Fehler am folgenden Tag korrigierte, wurde die Falschbehauptung von vielen Online-Medien sowie von Bürgern in sozialen Netzwerken aufgegriffen.

Gleichzeitig wurden in mehreren europäischen Ländern seit langem bestehende falsche Narrative verbreitet, z. B. dass es gar keinen Klimawandel gebe oder er nicht menschengemacht sei und dass Elektrofahrzeuge nutzlos oder gar gefährlich seien. Den EU-Institutionen wurde außerdem fälschlicherweise vorgeworfen, dass sie im Namen der Klimakrise strenge Einschränkungen planen würden.

Zu diesen Ergebnissen kommt das monatliche Briefing des EU-weiten EDMO-Faktencheck-Netzwerks, zu dem 31 Faktencheck-Organisationen beigetragen haben, die im August 2023 insgesamt 1.509 Faktenchecks veröffentlicht haben.

Der Anteil an Desinformation über den Krieg in der Ukraine (10%), Covid-19 (5%) und die Europäische Union (4%) blieb dagegen stabil. Eines der Hauptthemen der Desinformation über den Krieg in der Ukraine war im August der mutmaßliche Tod des Wagner-Chefs Prigoschin. Es kursierten mehrere gefälschte Videos, die angeblich den Absturz seines Flugzeugs zeigten. In einer anderen Falschmeldung wurde behauptet, die BBC habe berichtet, dass Prigoschin nach dem Absturz noch am Leben sei.

Die am weitesten verbreiteten Falschinfos in der EU im August

Neben der Desinformation über die Waldbrände auf Maui waren die am weitesten verbreiteten Falschmeldungen in der EU im August laut der beteiligten Faktencheck-Organisationen:

Falschinformationen auf dem nationalen Level
  • In Litauen kursierte die Behauptung, dass Litauen und Polen bereit für eine unabhängige militärische Intervention in der Ukraine seien.
  • In Spanien forderte angeblich eine Kampagne die Menschen dazu auf, keine Kinder mehr in die Welt zu setzen, um den Planeten zu retten.
  • In Irland wurde die Falschmeldung verbreitet, dass in einem Labor Menschenfleisch für den Verzehr gezüchtet werde.
Methodik

Die in diesem Briefing enthaltenen Informationen wurden mittels eines Fragebogens erhoben, der an die Mitgliedsorganisationen des EDMO-Faktencheck-Netzwerks geschickt wurde. Bezugszeitraum: 1. bis 31. August 2023. Anzahl der Befragten: 31. Hauptherausgeber dieses Dokuments: Tommaso Canetta und Enzo Panizio, Pagella Politica/Facta.

Organisationen, die zu diesem Briefing beigetragen haben: 15min, AFP, Correctiv, Delfi, Demagog.cz, Demagog.pl, Demagog.sk, DPA, DW, Eesti Päevaleht, EFE Verifica, Ellinika Hoaxes, Eurocomunicare, Faktisk, FranceTV, Funky, Greece Fact Checking, Källkritikbyrån, Knack, Lakmusz, Maldita, Newtral, PagellaPolitica/Facta, Re:Baltica, Polígrafo, The Journal Fact-Check, Times of Malta, TjekDet, Verificat, VerificaRTVE, VRTNWS.

Das ausführliche Briefing in Englisch mit weiteren Informationen zu Falschinformationen in verschiedenen EU-Staaten finden Sie hier.

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