Verschwörungserzählung über angeblichen Einsatz von Energiewaffen bei Bränden in LA - Featured image

Verschwörungserzählung über angeblichen Einsatz von Energiewaffen bei Bränden in LA

Die US-Wetterdienste warnen für die von schweren Bränden heimgesuchte Großstadt Los Angeles, dass die Gefahr eines erneuten Aufflammens der Feuer noch nicht vorbei ist. In sozialen Medien kursiert unterdessen die Behauptung, dass sogenannte Energiewaffen die Brände künstlich entfacht hätten. Laut Fachleuten handelt es sich dabei jedoch um eine Verschwörungserzählung, die bereits mehrfach nach ähnlichen Katastrophen verbreitet wurde. Expertinnen und Experten führen die Brände auf ungewöhnlich starke Winde und sehr trockene Witterungsverhältnisse zurück. Für den angeblichen Einsatz von Energiewaffen gibt es keinerlei Beweise.

Seit dem 7. Januar 2025 haben schwere Brände Teile von Los Angeles verwüstet. Bis zum 17. Januar 2025 sind dabei bereits mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen. Online kursiert unterdessen die Behauptung, die Brände seien absichtlich durch „Energiewaffen“, auch „directed-energy weapons (DEWs)“ genannt, verursacht worden.

„Die Waldbrände der Pacific Palisades waren weder Unfall noch das Ergebnis von Fahrlässigkeit. Es war ein organisierter Angriff“, schrieb ein Facebook-Nutzer am 11. Januar 2025. Die Brände seien durch „fokussierte Energiewaffen (DEW)“ ausgelöst worden. Auch ein Threads-Nutzer schrieb am 12. Januar 2025: „Waldbrände, die die Bäume stehen lassen, sind keine Waldbrände. Es sind Energiewaffen.“

Ähnliche Behauptungen kursieren auf X und Telegram. Auch in anderen Sprachen, wie EnglischSpanisch und Französisch wird die Behauptung vielfach geteilt.

Facebook-Screenshots der Behauptung: 17. Januar 2025

Einige der Posts brachten die Behauptungen mit ähnlichen Theorien über verheerende Waldbrände auf Maui aus dem Jahr 2023 in Verbindung, die AFP bereits damals widerlegt hatte. Auch nach den Bränden auf Maui kursierte die Falschbehauptung, diese seien durch Energiewaffen ausgelöst worden, da Bäume teilweise erhalten blieben, während Gebäude und Fahrzeuge verbrannt waren.

Laut Fachleuten handelt es sich bei der Behauptung, dass mit experimentellen Energiewaffen gezielt Waldbrände entfacht werden, um eine Verschwörungserzählung. AFP konnte keinerlei seriöse Beweise dafür finden, dass die Waldbrände in Kalifornien auf solche Waffen zurückzuführen seien.

Langjährige Waldbrandgefahr in Kalifornien

Waldbrände in Kalifornien sind seit Jahren ein großes Problem. Im Januar 2025 herrschte zudem eine für die Jahreszeit ungewöhnlich trockene Witterung mit sehr starken Winden. Der Nationale Wetterdienst der USA und lokale Regierungsbehörden warnten bereits am 7. Januar 2025 vor Waldbrandgefahr.

„Der trockene Brennstoff, der durch den Mangel an Regen und die extremen Winde entsteht, führt dazu, dass sich die Brände sehr schnell ausbreiten. Es spielt keine Rolle, durch welchen kleinen Funken sie ausgelöst werden, denn die Winde sind so stark und die Vegetation so trocken, dass die Feuerwehr nichts dagegen tun kann. Die Brände breiten sich aus, bis der Wind nachlässt“, erklärte Michael Gollner, Professor an der University of California und Vorsitzender des Forschungsbeirats der US-amerikanischen Nationalen Brandschutzbehörde gegenüber AFP. Gollner fügte hinzu: „Energiewaffen (als Verursacher, Anm. d. Red.) sind offensichtlich nicht sehr plausibel.“

Auch Joe McNorton, Wissenschaftler am Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen, schrieb am 8. Januar 2025 in einem Bericht, dass die Gründe für die sich schnell ausbreitenden Brände eindeutig seien. „In Kalifornien gab es im Herbst und Winter nur sehr wenig Niederschlag, sodass die Vegetation – sowohl lebende als auch abgestorbene Pflanzen – außergewöhnlich trocken war“, so McNorton. „Diese Trockenheit in Kombination mit starken ablandigen Winden und hohen Temperaturen schuf ideale Bedingungen für eine rasche Ausbreitung der Brände.“

Flammen der verheerenden Waldbrände in Pacific Palisades in Kalifornien am 7. Januar 2025 – David Swanson / AFP

US-Medienberichten zufolge könnten Funken von Stromleitungen bei einigen Bränden ein auslösender Faktor gewesen sein.

Verschwörungserzählung über Energiewaffen

Unter sogenannten Energiewaffen versteht man experimentelle Waffensysteme, die auf Basis von hochenergetischen Mikrowellen funktionieren. In der Theorie erzeugen solche Waffen sehr starke Laserstrahlen, die in der Zukunft für militärische Zwecke eingesetzt werden sollen. Insbesondere in den USA wird daran geforscht. Laut Fachleuten, die AFP zu diesem Thema befragt hat, gibt es jedoch keinerlei Beweise dafür, dass Waffen dieser Art Waldbrände ausgelöst haben.

Iain Boyd, Direktor des Center for National Security Initiatives der University of Colorado und Experte für Energiewaffen, wies AFP am 9. Januar 2025 auf ein Forschungspapier über die Technologie hin, das bereits in anderen AFP-Faktenchecks in der Vergangenheit zitiert wurde. Boyd erklärte darin: „Eine zentrale Herausforderung, um die Hochenergielaser überhaupt einsetzen zu können, ist die erforderliche hohe Energieleistung, um aus der Ferne nützliche Effekte zu erzielen.“

„Um mit einem Hochenergielaser aus der Luft Vegetation zu entzünden, würde eine sehr starke Stromquelle benötigt werden, die in einem großen Flugzeug installiert sein müsste“, fügte er hinzu. Boyd wies darauf hin, dass die Strahlen von Hochenergielasern unsichtbar seien. Online kursierende Videos und Fotos, die angeblich sichtbare Strahlen als Beweise anführen, könnten somit nicht von dieser Art von Technologie erzeugt worden sein.

Laut Mike Rothschild, Experte für die rechtsextreme Verschwörungsbewegung QAnon, kursieren Verschwörungserzählungen über angebliche Energiewaffen als Brandverursacher seit den verheerenden Waldbränden der 2010er-Jahre, die Teile Kaliforniens verwüsteten. In sozialen Netzwerken habe diese Erzählung an Dynamik gewonnen, sagte der Forscher im August 2023 gegenüber AFP: Diese Theorie sei „besonders anpassungsfähig an soziale Netzwerke, weil sie mit Fotos von Bränden verbreitet wird, die Lichtstrahlen zeigen“.

Auf AFP-Nachfrage zu der im Januar 2025 kursierenden Behauptung antwortete Rothschild: Die Verschwörungserzählung von Energiewaffen diene „als einfache Erklärung für die Brände, die viele nicht mit der globalen Erwärmung in Verbindung bringen wollen“. Es zeige ein mangelndes Verständnis darüber, in welchen Mustern sich Feuer ausbreiten können und dass manche Bäume weniger gut brennen würden.

Brennbarkeit von Bäumen

Als vermeintlicher Beweis dafür, dass die Brände in Kalifornien keinen natürlichen Ursprung haben könnten, kursiert online die Behauptung, dass Bäume in Los Angeles die Flammen überlebt haben. Doch wie mehrere Fotos von AFP und anderen Nachrichtenagenturen nachweisen, verbrannten zahlreiche Bäume:

Ein Feuerwehrmann überwacht die Ausbreitung eines Feuers in Oxnard, nordwestlich von Los Angeles, am 13. Januar 2025 – ETIENNE LAURENT / AFP
Verkohlte Fahrzeuge und Bäume in Pacific Palisades in Kalifornien am 8. Januar 2025 – AGUSTIN PAULLIER / AFP

Forstfachleute bestätigten, dass einige Baumarten zudem feuerresistenter seien als andere, weil sie Feuchtigkeit speichern. „Bäume in feuergefährdeten Gebieten entwickeln eine dickere Rinde, weil diese nicht so leicht Feuer fängt oder brennt. Sie schützt das Innere des Stammes, das Wasser und Nährstoffe transportiert, vor Hitzeschäden bei hochfrequenten Bränden geringer Intensität“, heißt es auf der Website der US-amerikanischen National Forest Foundation.

Auch die gemeinnützige Arbor Day Foundation weist auf ihrer Website darauf hin, dass mehrere Baumarten aufgrund ihrer Rinde, ihrer Feuchtigkeit und „fehlenden Ästen in Bodennähe (die) verhindern, dass Flammen in die Baumkronen aufsteigen“, relativ feuerresistent seien.

AFP hat bereits mehrere Falschbehauptungen im Zusammenhang mit den Waldbränden in Los Angeles widerlegt.

Fazit: Außergewöhnlich trockene Witterungsbedingungen und starke Winde im Januar 2025 haben ideale Brandbedingungen in Kalifornien geschaffen. Laut Fachleuten gibt es keinerlei Beweise dafür, dass die verheerenden Waldbrände durch sogenannte Energiewaffen ausgelöst wurden. Dabei handelt es sich um eine Verschwörungserzählung, die bereits mehrfach nach Waldbränden kursierte.

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Umwelt, Katastrophen

Autor(en): Nahiara S. ALONSO / Gundula HAAGE / AFP USA / AFP Deutschland

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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