Verschwörungstheorien zu "falschem Schnee" tauchen inmitten von US-Winterstürmen erneut auf - Featured image

Verschwörungstheorien zu „falschem Schnee“ tauchen inmitten von US-Winterstürmen erneut auf

Als im Januar 2024 Winterstürme durch die Vereinigten Staaten zogen, teilten Nutzer sozialer Medien Clips von Schneebällen, die unter einem Feuerzeug nicht schmolzen, als Beweis dafür, dass das Wetter künstlich erzeugt werde. Das ist falsch. Meteorologinnen und Meteorologen bezeichnen das Phänomen in den Aufnahmen als Sublimation und es gibt keinen Beweis dafür, dass der Schnee nicht echt ist.

„Einige Leute bekommen FALSCHEN Schnee vom Himmel“, heißt es in einem Post vom 15. Januar 2024, der tausende von Interaktionen auf X erreichte. Das Video in diesem Beitrag wurde ursprünglich am 18. Dezember 2023 auf Instagram veröffentlicht. „Das kann nicht wahr sein, was passiert mit dieser Welt, ist der Schnee überhaupt echt“, heißt es in der Bildunterschrift. Während ihre Tochter versucht, einen Schneeball mit einem Feuerzeug zum Schmelzen zu bringen, sagt eine Frau in dem Clip: „Er schmilzt nicht einmal. Was für ein Schnee ist das?“

Ähnliche Behauptungen wurden auch auf Tiktok, Facebook und X geteilt.

Screenshot der Behauptung auf Instagram: 19. Januar 2024

Die Behauptung kam auf, als starke Stürme die Vereinigten Staaten trafen und zu mindestens 50 wetterbedingten Todesfällen führten, wie Behörden und Medien berichteten. Eisige Temperaturen, Schneestürme und dickes Eis verursachten tödliche Unfälle auf Straßen, brachten den Flugverkehr zum Erliegen, führten zur Schließung von Schulen und unterbrachen die Stromversorgung für Tausende.

In einigen Beiträgen wurde behauptet, der Schnee habe eine unnatürliche Konsistenz und es wurde spekuliert, ob „jemand“ Styropor vom Himmel fallen ließ. Andere behaupteten, der Schnee enthalte Chemikalien.

Es gibt jedoch keine Beweise für diese Behauptungen. Die Beschaffenheit und Form von Schneeflocken variiert je nach Wetterbedingungen.

Chris Bianchi, Meteorologe in Denver, Colorado (hier archiviert), erklärte am 19. Januar 2024 gegenüber AFP, dass das im Internet geteilte Video Graupel zu zeigen scheint (hier archiviert), der aus „unterkühlten“ Wassertröpfchen besteht, die „auf einer Schneeflocke wieder gefrieren — ein Prozess, der Akkretion genannt wird.“

„Graupel ist weich und zerfällt einfach, wenn man darauf drückt“, sagte er in einer Direktnachricht auf X. „Es ist anders als (normaler) Schnee. Man kann es sich wie Schnee mit einem matschigen äußeren Kern vorstellen.“

Zombie-Behauptung

AFP hat bereits in der Vergangenheit Falschinformationen untersucht, die auf nicht schmelzenden Schnee zurückgehen und die seit mindestens 2021 im Internet kursieren.

Das Phänomen ist auf einen Sublimation oder Phasenübergang genannten Prozess zurückzuführen, bei dem ein Stoff die flüssige Phase überspringt und direkt in ein Gas übergeht.

„Es ist normal, dass Schnee nicht brennt“, erklärte Cecilia Bitz, Professorin für Atmosphärenwissenschaften und Geophysik an der Universität Washington, in einer E-Mail vom 19. Januar 2024 gegenüber AFP. „Schnee sollte jedoch schmelzen, wenn er über den Schmelzpunkt erhitzt wird. Wenn der Schnee im Video nicht schmilzt, ist er wahrscheinlich sehr kalt und erwärmt sich nur im Feuer.“

Wissenschaftler des Museums Imagination Station Toledo im US-Bundesstaat Ohio haben ein Video eines Schneeerwärmungsexperiments bereits am 1. Februar 2014 auf Youtube veröffentlicht (hier archiviert) und damit Behauptungen über gefälschten Niederschlag widerlegt.

Die Bildungswebseite Science Notes veröffentlichte 2021 außerdem eine Grafik, die sich mit der Falschinformation befasste und darauf hinwies, dass der in einigen Videos zu sehende Ruß von einer „unvollständigen Verbrennung des Feuers“ herrührt (hier archiviert).

„Wenn es möglich wäre, künstlichen Schnee zu erzeugen und ihn im ganzen Land zu verteilen, hätten wir keine Klimaerwärmungskrise“, sagte Bitz, Professorin an der Universität Washington. „Die Technologie gibt es einfach nicht.“

In den letzten Jahrzehnten hat die globale Erwärmung zu einem raschen Abschmelzen der Gletscher und Eisschilde geführt (hier archiviert). Der Anstieg der Durchschnittstemperaturen hat sich auch auf die Zirkulationsmuster in der Atmosphäre und in den Ozeanen ausgewirkt (hier archiviert) — mit einem insgesamt abnehmenden Trend der Schnee- und Eismengen in vielen Regionen.

Fazit: Es gibt keinerlei Beweise dafür, dass der Schnee in dem Video nicht echt war. Das Phänomen lässt sich durch Sublimation erklären: Ein Feststoff kann bei Erhitzung auch direkt zu einem Gas werden, ohne vorher zu schmelzen. Es ist normal, dass Schnee nicht brennt.

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Autor(en): AFP Österreich / AFP USA

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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