Bewertung
Das Video ist eine Fälschung. Das bestätigte ein Sprecher der «Bild»-Zeitung. Auch der Journalist Hajo Seppelt erklärte, dass er eine solche Forderung nicht geäußert hat.
Fakten
Auf der Webseite der «Bild»-Zeitung («bild.de») lassen sich weder Hinweise auf das Video noch Berichte über die angebliche Forderung finden. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat daher die Axel Springer Verlagsgruppe kontaktiert, zu der die «Bild» gehört. Ein Sprecher bestätigte, dass es sich bei dem Video um einen Fake handelt. Das Video stammt nicht von der Zeitung.
Außerdem ist die Forderung erfunden: Im Telefonat mit der dpa erklärte der Doping-Experte Seppelt, dass es sich nie so geäußert hat. «Das ist eine Fälschung.» Bereits zuvor hatte er dies gegenüber «T-Online» klargestellt. Dass ihm falsche Aussagen in den Mund gelegt werden, überrascht den Journalisten nicht. «Es geht seit etlichen Jahren so, dass von Trollen bis hin zu russischen Staatsmedien immer wieder Fake News produziert werden», sagte er dem Nachrichtenportal.
Der Sportjournalist Hajo Seppelt hat mit seinen Recherchen rund um Dopingfälle weltweit Bekanntheit erlangt. Seine Veröffentlichungen zum russischen Dopingskandal machten ihn in dem Land zur unerwünschten Person. So hatte Russland etwa im Vorfeld der Fußball-WM 2018 versucht, seine Einreise zu verhindern und eine vorhandene Arbeitserlaubnis zunächst für ungültig erklärt. Später wurde dann doch ein Visum erteilt. Seppelt entschied sich wegen der «kaum kalkulierbaren Risiken» und auf Anraten der deutschen Sicherheitsbehörden später gegen eine Einreise.
Ähnliche Fake-Videos kursierten auch zur WM und zu Olympia
Der Videoinhalt ist also erfunden. Während der Clip in Deutschland bisher kaum Verbreitung findet, teilen vor allem prorussische Accounts ihn in sozialen Netzwerken. Es existieren Posts in verschiedenen Sprachen. «T-Online» berichtet in dem Zusammenhang, dass auch Bots, die mit russischen Desinformationskampagnen in Verbindung gebracht werden, die Fälschung weiterverbreiten.
In den vergangenen Monaten sind im Netz immer wieder ähnliche Nachahmungen sowie gefälschte Titelseiten mit Logos westlicher Medien aufgetaucht. So thematisierten auch zuvor verbreitete Fakes verschiedene Sport-Großveranstaltungen – etwa die Fußball-WM 2022 in Katar sowie die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris.
Auffällig ist: Immer wieder haben solche Videos einen inhaltlichen Bezug zur Ukraine. So zielt das nun kursierende Video offenbar darauf ab, der ukrainischen Nationalmannschaft schon vor Beginn der EM unbelegt Abweichung bei Doping-Tests zu unterstellen. Ziel ist es offenbar, die Ukraine so in ein schlechtes Licht zu rücken.
Wie die Deutsche Welle (DW) bereits 2022 berichtete, setzt die russische Propaganda unter anderem auf die Verbreitung solcher Medien-Fakes. Diese zielen laut Experten darauf ab, Misstrauen gegenüber bekannten Nachrichtenmedien zu säen und deren Glaubwürdigkeit zur Verbreitung von Desinformation auszunutzen.
Ukraine qualifiziert – Russland von UEFA gesperrt
Die Ukraine hatte sich wie Polen und Georgien bei letzter Gelegenheit für das Turnier im Sommer in Deutschland qualifiziert. Bei ihrer vierten EM spielen die Ukrainer in der Gruppenphase gegen Belgien, Rumänien und die Slowakei.
Russlands Nationalmannschaft wird hingegen kein Spiel bei der EM bestreiten. Der Grund: Der Europäische Fußballverband UEFA hat das Land aufgrund seines Angriffskrieges gegen die Ukraine derzeit von UEFA-Wettbewerben ausgeschlossen.
(Stand: 7.5.2024)