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Video liefert keine Belege für Ukraine-Verbindung

07Laut dem UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) gehen Krieg und Menschenhandel Hand in Hand. Zugleich tauchen im Netz immer wieder Falschinformationen zu diesem hochemotionalen Thema auf. So wird auf Facebook ein Ausschnitt eines Live-Streams verbreitet, das einen angeblichen «Organhandel/Kinderhandel über TikTok in der Ukraine» belegen soll. Was ist an dieser Behauptung dran?

Bewertung

Das Video liefert keinen Beleg für die Behauptung des «Kinderhandels über TikTok in der Ukraine». Es gibt keine Beweise dafür, dass die Stream-Teilnehmer etwas mit der Ukraine zu tun haben. Es bleibt indes möglich, dass dort echte Menschenhändler ihre Pläne besprechen.

Fakten

Das TikTok-Video ist bereits bei die Quellenzuschreibung des Streams nicht korrekt: Der deutschsprachige Autor des Videos, stellt eine ukrainische TikTok-Userin als Urheberin des Live-Streams dar. Das ist jedoch falsch: Die Userin verbreitete das Video auf ihrem Kanal selbst mit der Absicht, Aufmerksamkeit für den skandalösen Content zu schaffen. Sie wolle, dass «die Behörden diese Videos sehen», wie es in ihrer Videobeschreibung steht.

Spur führt zu Russin in den USA

Weitere Bild- und Videoabgleiche sowie die Suche nach «digitalen Fußabdrücken» führen zum eigentlichen Host des Streams: Dabei handelt es sich um eine seit über 20 Jahren in den USA lebende Russin, deren TikTok-Account bereits mehrmals wegen möglicher verletzender Inhalte (hier, hier oder hier) geflaggt wurde. Der Stream selbst lässt sich auf ihrem TikTok-Kanal nicht mehr finden.

Ihr Video im Mitschnitt bietet den einzigen zeitlichen Hinweis darauf, dass der Stream nach der russischen Invasion vom Februar 2022 stattgefunden hat: So trägt sie, die als einzige per Video im Stream zu sehen ist, ein T-Shirt mit dem bekannten Motiv einer Briefmarke der ukrainischen Post, die Ende April 2022 veröffentlicht und erst anschließend im freien Handel verfügbar war.

Der einzige weitere Ukraine-Bezug ist die ukrainische Avatar-Flagge eines Stream-Teilnehmers, der wenig am Gespräch teilnimmt. Andere Teilnehmer des Streams lassen sich ebensowenig identifizieren. Außer für einen Mann, der als «Maksim» angesprochen wird, fallen keine Namen.

Im Gespräch, das ausschließlich auf Russisch geführt wird, werden kaum Länder oder Orte erwähnt. Die einzige Ortszuschreibung fällt, als sich die Gesprächspartner (zwischen 00:16 und 00:21) über eine der mutmaßlichen Sklavinnen, eine «13-Jährige aus Irkutsk», unterhalten. Irkutsk ist eine russische Stadt am Baikal-See, nahe der Grenze zur Mongolei und weit entfernt von der Ukraine.

Zweites Video ohne jeden Ukraine-Bezug

Ein zweites Video, das im Post verlinkt ist, zeigt einen Ausschnitt aus einer Sendung des US-Senders Fox News Channel vom 26. November 2022. Darin geht es ausschließlich um das Problem des Menschenhandels und der illegalen Einwanderung in die Vereinigten Staaten über die Grenze zwischen USA und Mexiko. Dieses Video hat überhaupt keinen Ukraine-Bezug.

Menschenhandel im Kontext des Ukraine-Krieges

Laut dem UNODC, stieg der Anteil ukrainischer Opfer des globalen Menschenhandels nach der Ukraine-Krise der Jahre 2014 und 2015 kurzfristig auf fast 5 Prozent an. Nun sei das Risiko für Menschen aus der Ukraine wegen des Krieges erneut auf dieses Niveau geklettert. So verzeichnete die OSZE unmittelbar nach dem Invasionsbeginn einen Anstieg bei Online-Suchanfragen nach ukrainischen Frauen für Sex und Heirat.

(Stand: 03.04.2023)

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Gesellschaft, Ukraine

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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