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Warmduscher dürfen Wassertemperatur weiter selbst regeln

Die Europäische Union (EU) ist ein beliebter Buhmann bei Nutzern sozialer Netzwerke. «Die EU will alles verbieten und mischt sich jetzt auch in privaten Dinge ein, schluss mit der EU!», schreibt jemand in einem Facebook-Kommentar (Schreibung wie im Original). Er reagiert damit auf einen Nutzer, der behauptet: «EU will warm duschen verbieten.» Wirklich? Gehen wir der Sache mal auf den Grund.

Bewertung

Die Europäische Union will das warme Duschen nicht verbieten. Sie hat die Trinkwasser-Richtlinie erneuert, damit Wasser möglichst sauber und frei von gefährlichen Substanzen aus der Leitung kommt. Das kann sich auf den Bau bestimmter Warmwasserspeicher auswirken.

Fakten

Sauberes Leitungswasser, das man bedenkenlos trinken kann – wer möchte das nicht. In Europa soll die Trinkwasser-Richtlinie eine gesunde Wasserversorgung garantieren. Deren Mindeststandards wurden 2024 aktualisiert und sollen zum Jahreswechsel 2026/27 in Kraft treten.

Eine Positivliste erlaubter Werkstoffe

Die Mindeststandards beziehen sich auf Materialien und Produkte, die in Trinkwasserinstallationen verwendet werden. «Diese Standards verhindern oder reduzieren das Wachstum von Mikroorganismen und das Risiko, dass Schadstoffe ins Trinkwasser gelangen», schreibt die EU-Kommission dazu. Die Änderungen enthalten eine neue Positivliste von Werkstoffen, die als unbedenklich gelten.

Nicht in dieser Liste enthalten ist Hafniumoxid (HfO2), das bei der Herstellung von Emaille eine Rolle spielt. Emaille, auch Email geschrieben, kommt in Warmwasserspeichern zum Einsatz. «Die Emaillierung kann nicht unterwandert werden, ist diffusionsdicht
und temperaturbeständig bis 300 °C», führte das Umweltbundesamt 2024 aus.

Weil das Element Hafnium beziehungsweise Hafniumoxid nicht mehr auf eine Positivliste des Umweltbundesamtes kam, hat sich der europäische Emaille-Verband bereits 2023 zu Wort gemeldet. Dass HfO2 nicht mehr auf der Liste stehe, sei «ein Fehler», der korrigiert werden müsse. Der europäische Verband der Hausgeräte-Hersteller forderte im September 2025 entsprechende Änderungen auf EU-Ebene.

«Europäer riskieren kalte Dusche»

Im Oktober berichteten die «Financial Times» und die «Irish Times» unter Berufung auf den Hausgeräte-Verband unter der Überschrift: «Europäer riskieren kalte Duschen aufgrund von EU-Bürokratiefehler». Dass die Trinkwasser-Richtlinie ausschließlich neue Installationen betrifft, kam darin nur am Rande vor. Alternativen zur Emaillebeschichtung werden als deutlich teurer bezeichnet.

Es kann also sein, dass Hersteller ihre Produktion umstellen müssen und Warmwasserspeicher künftig teurer werden. Warmes Wasser im Haushalt und damit ein warmes Duschbad könnten entsprechend mehr kosten. Daraus jedoch zu schließen, die EU wolle das Warmduschen verbieten, schießt weit über die Wirklichkeit hinaus.

(Stand: 21.10.2025)

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Gesundheit, EU

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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