Bewertung
Das Ergebnis der Umfrage wird falsch wiedergegeben: 72 Prozent der Ukrainer verlangen nicht «Verhandlungen statt Waffen», sondern zusätzlich zu militärischen Mitteln auch diplomatische Schritte, um den Krieg zu beenden.
Fakten
Von 5. bis 10. Februar 2024 hat das Internationale Institut für Soziologie in Kiew eine landesweite Umfrage zum Krieg geführt. «Anfang Februar 2024 glaubten 89 Prozent der Ukrainer allgemein an den Sieg der Ukraine, insbesondere waren 60 Prozent von ihnen definitiv davon überzeugt», heißt es in den kurz darauf veröffentlichten Ergebnissen.
Das BSW, das ein Ende deutscher Militärhilfen für die Ukraine und Verhandlungen mit Russland verlangt, ist mehr interessiert an der Antwort zur Frage nach möglichen Wegen zum Ende des Krieges. Doch bei genauer Betrachtung fällt die Schlussfolgerung, die das Team um die frühere Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht zieht, in sich zusammen.
In den Ergebnissen der Umfrage heißt es: «72 Prozent der Befragten stimmten der Meinung zu, dass die Ukraine auch nach einem diplomatischen Weg zur Beendigung des Krieges suchen sollte.» Das wichtige Wort lautet hier: «auch».
Denn bei der Frage konnten die Teilnehmenden zwischen folgenden zwei Antworten wählen: ob die Ukraine ungeachtet der Opferzahlen Russland allein mit militärischen Mitteln besiegen könne, oder ob zusätzlich zum Militär auch nach diplomatischen Mitteln gesucht werden solle, den Krieg zu beenden, um menschliche Verluste zu minimieren.
23 Prozent der Befragten sprachen sich demnach für die rein militärische Lösung aus, 72 Prozent für einen mit Diplomatie flankierten Weg. Es ist also falsch anhand dieser Umfrage zu behaupten, die Ukrainer wollten «Verhandlung statt Waffen».
Das Kiewer Soziologie-Institut erklärte zu diesem Punkt: Es sei zu beachten, dass es die Frage lediglich auf einen solchen Prozess abziele und nicht auf Zugeständnisse für einen möglichen Friedensschluss.
(Stand: 8.7.2024)