Foto von Paar wird für Like-Farming missbraucht

Mehrere Hundert Likes erreicht ein Facebook-Post mit einem Foto, auf dem zwei Menschen mit Down-Syndrom zu sehen sind. In der Beschreibung heißt es, das Paar würde den ersten Hochzeitstag feiern. Und weiter: «Denke, du wirst es nicht teilen, weil wir Down-Syndrom haben.» Doch das Gegenteil ist der Fall. Weit über tausend Menschen teilen den Post, viele kommentieren unter dem Foto. Was hat es damit auf sich?

Bewertung

Das Foto wird missbräuchlich verbreitet, um Nutzerreaktionen auszulösen. Es stammt aus dem Jahr 2020 und zeigt zwei Personen aus Malta. Ihre persönlichen Facebook-Profile enthalten keine Informationen über eine Ehe.

Fakten

Der Facebook-Post wurde am 10. April 2023 abgesetzt. In der Beschreibung wird behauptet, an diesem Tag sei der erste Hochzeitstag des Paares. Eine Bilderrückwärtssuche ergibt aber, dass das Bild schon im November 2020 in einem anderen Post verwendet wurde. In dessen Bildunterschrift heißt es, dass es sich um ein maltesisches Paar handelt.

Auf den persönlichen Facebook-Profilen des beiden Personen sind keine Informationen über eine vermeintliche Ehe zu finden, und sie haben auch keinen Text wie den geteilten gepostet. Die Deutsche Presse-Agentur verzichtet aufgrund der Persönlichkeitsrechte des Paars auf Verlinkungen.

Das gleiche Foto wurde im Jahr 2022 für einen griechischsprachigen Post verwendet. Damals sollte mit dem Bild angeblich schon der zweite Hochzeitstag gefeiert werden. Griechische Faktenprüfer kamen in diesem Fall ebenfalls zu dem Schluss, dass es sich um keinen realen Fall handeln kann.

Betrüger versuchen, durch Like-Farming an Daten zu gelangen

Vielmehr ist dieser Post ein Beispiel für sogenanntes Like-Farming, eine Methode, bei der Betrüger durch besonders aufsehenerregende Posts versuchen, Likes und Shares zu sammeln. Zum Teil werden dabei Nutzer auch dazu aufgefordert, sich zu registrieren, um etwas zu gewinnen oder ein Angebot in Anspruch zu nehmen. Dabei sollen persönliche Daten gestohlen werden.

Andere Varianten können komplexer sein. Oft ist der Beitrag selbst zunächst harmlos – wenn auch völlig frei erfunden. Wenn der Betrüger jedoch genug Likes und Shares gesammelt hat, bearbeitet er den Beitrag und fügt möglicherweise andere Inhalte hinzu, zum Beispiel einen Link zu einer Website, die Malware auf den Computer lädt. In anderen Fällen entfernen die Betrüger, sobald sie die angestrebte Anzahl von Likes erreicht haben, den ursprünglichen Inhalt der Seite und verwenden ihn, um für Spam-Produkte zu werben.

Im Jahr 2017 wurde beispielsweise das Foto eines Kindes mit Windpocken missbraucht, um Reaktionen auf Facebook zu sammeln. Der Beitrag, in dem behauptet wurde, der Junge habe Krebs und müsse operiert werden, wurde millionenfach geteilt, obwohl die Geschichte erfunden war. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat schon mehrmals solche Methoden durch Faktenchecks enttarnt.

(Stand: 5.6.2023)

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Gesellschaft, Verbraucher

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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