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UN-Bericht äußert sich weder zu Pädophilie noch zu Ausgrenzung von Christen

Die Vereinten Nationen (UN) verfassen regelmäßig Berichte über Menschenrechte und die Diskriminierung von Minderheiten. Beiträgen in sozialen Medien zufolge sollen die UN nun erklärt haben, dass Christen, die Pädophile nicht akzeptieren, aus der Gesellschaft entfernt werden. Doch dabei handelt es sich um einen Trugschluss.

Bewertung

Das ist falsch. Der erwähnte Bericht befasst sich weder mit Pädophilie noch allein mit Christen. Vielmehr geht es in dem Bericht eines unabhängigen UN-Experten um Religionsfreiheit sowie den Schutz vor Gewalt und Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität.

Fakten

Die kursierenden Behauptungen berufen sich auf den angeblichen «UN-Chef» Victor Madrigal-Borloz. Der derzeitige Generalsekretär der Vereinten Nationen heißt jedoch António Guterres.

Victor Madrigal-Borloz ist dagegen ein Jurist aus Costa Rica und zugleich unabhängiger UN-Experte zu Gewalt und Diskriminierung auf Basis der sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität. Sein Auftrag besteht darin, die UN zu beraten und Bewusstsein zu schaffen. Verbindliche Vorgaben oder Regeln kann er nicht aufstellen.

Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bestätigte Madrigal-Borloz, dass er die Aussagen, die ihm in Blogs und sozialen Medien zugeschrieben werden, nie getätigt habe. «Diese und andere Falschinformationen sind Teil einer wohlbekannten Strategie, die darauf abzielt, Diskriminierung und Gewalt gegen LGBT-Personen und die Straflosigkeit der Täter fortzusetzen, indem die Inklusion von LGBT-Personen als Gefahr für die Gesellschaft dargestellt wird», sagte er.

Vom 19. Juni bis 14. Juli 2023 fand die 53. Sitzung des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen statt. Dort wurde auch ein von Madrigal-Borloz verfasster Bericht vorgelegt. Dieser Bericht untersucht den Zusammenhang zwischen Religionsfreiheit und dem Schutz vor Gewalt und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität.

Madrigal-Borloz kommt darin zu dem Schluss, dass Religionsfreiheit und gleiche Rechte für die LGBTQ+-Gemeinschaft koexistieren können und dass Glaube niemals eine Rechtfertigung für Gewalt oder Ausgrenzung sein sollte. Er bekräftigt diesen Punkt auf der Plattform X (ehemals Twitter) und betont, dass Spiritualität und Glaube für jeden zugänglich sein sollten.

An keiner Stelle im Bericht wird «Pädophilie» erwähnt oder «Personen, die sich zu Minderjährigen hingezogen fühlen». Es wird darin auch keine bestimmte Religionsgemeinschaft wie das Christentum explizit hervorgehoben.

Es ist ein Vorurteil, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Homosexualität und Pädophilie gibt. Auch wenn Sexualwissenschaftler diese Behauptung zurückweisen, hält sie sich in Teilen der Gesellschaft und wird genutzt, um Menschen aus der LGBT-Gemeinschaft als gefährlich für die Gesellschaft darzustellen.

LGBT ist die englische Abkürzung für lesbisch, schwul, bisexuell und Transgender. Oft werden auch die Varianten LGBTQ, LGBTQI oder LGBTQIA+ verwendet. Jeder Buchstabe steht für die eigene Geschlechtsidentität oder die sexuelle Orientierung.

Falsch ist auch, dass die Vereinten Nationen Anfang des Jahres einen Bericht veröffentlichten, der die Entkriminalisierung von Sex zwischen Erwachsenen und Minderjährigen fordert. Dabei handelt es sich um eine Fehlinterpretation, wie ein dpa-Faktencheck im April 2023 zeigte.

Außerdem fordert der Bericht an keiner Stelle, sexuelle Aktivitäten zwischen Erwachsenen und Kindern nicht mehr mit Strafen zu belegen. Eine fehlinterpretierte Textstelle beschreibt, dass einvernehmliche sexuelle Handlungen zwischen Menschen unterhalb eines jeweils national festgelegten Mindestalters nicht automatisch bestraft werden sollten – wenn etwa zwei Jugendliche betroffen sind. Das ist eine international anerkannte Rechtsauffassung.

(Stand: 30.8.2023)

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Politik, Gesellschaft

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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