Rund um die Klimakrise kursieren seit Monaten Falschinformationen. Aktuell wird etwa in Sozialen Medien (1) unter dem Stichwort „Klimawandel-Erderwärmung“ behauptet, dass es in der Arktis der kälteste Oktober seit 17 Jahren gewesen sei. Die „Ausdehnung des Eises“ habe zur „vollständigen Schließung des nördlichen Seeweges für die Schifffahrt“ geführt, heißt es zudem. Was ist dran an den Behauptungen?
Einschätzung: Der Oktober in der Arktis war der fünftwärmste jemals gemessene. Auch die Meereis-Ausdehnung befand sich auf einem Rekordtief. Gemäß der Jahreszeit-abhängigen Lage ist die Schifffahrt weiter möglich.
Überprüfung: Die zur US-Regierung gehörende Agentur „National Centers for Environmental Information“ (NCEI) betreibt eines der größten Archive für atmosphärische, geophysikalische – kurz die Umwelt betreffende – Daten.
In ihrer „Global Time Series“ kann man sich in einer Grafik (2) die Entwicklung der Temperatur und deren Abweichung (gemessen am Mittelwelt von 1901-2000) in einer gewissen Weltregion und einem gewissen Zeitraum anzeigen. Daraus geht hervor, dass der Oktober 2023 in der Arktis mit einer Anomalie von 3,44°C überdurchschnittlich warm war.
Es handelte sich nicht wie behauptet um einen der kältesten Oktober, sondern entsprechend dem Trend der letzten Jahre um einen der wärmsten Oktober seit dem Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1850. In einer Presseaussendung (3) teilte die US-Agentur mit, dass der Oktober in der Arktis der fünftwärmste jemals gemessene war. Grundsätzlich hat die Erde ihren wärmsten Oktober erlebt.
Zustand des Meereises
Aufgrund der Klimakrise schrumpft auch das Meereis. Der Presseaussendung zufolge markiert der Oktober 2023 einen Rekord für die weltweit niedrigste Meereis-Ausdehnung in diesem Zeitraum. Gemäß Satellitenaufzeichnungen war die Ausdehnung in der Arktis mit 2,46 Millionen Quadratmeilen die siebtkleinste. Laut der wissenschaftlichen Informationsplattform Climate.gov (4) wurde das bestehende Eis seit dem Ende des 20. Jahrhunderts zudem dünner und weniger Eis überdauerte mehrere Schmelzperioden.
Schiffsaktivitäten in der Arktis
Climate.gov (5) berichtete im Dezember 2022 von einem starken Anstieg der Schiffsaktivitäten in einigen Bereichen der Arktis aufgrund des Rückgangs des Eises. In den Sommermonaten ist mehr Schiffsfahrt möglich, im Winter wegen der Eisausdehnung weniger. Der Arktische Ozean ist aber das ganze Jahr über von Meereis bedeckt, weshalb dort sowieso quasi keine Schiffe fahren können.
Die Online-Behauptung, dass die Ausdehnung des Meereises zu einer „vollständigen Schließung“ des Seewegs für die Schifffahrt geführt habe, ist daher irreführend. Auf einer Karte von „Marine Traffic“ (6) kann man die Schiffsaktivitäten am Rande der Arktis live verfolgen.
Quellen:
(1) Facebook-Posting: https://go.apa.at/pqUm48Mu (archiviert: https://ghostarchive.org/archive/Fjgvu, Video archiviert: https://go.apa.at/t4n4kGBP)
(2) Global Time Series: https://go.apa.at/dMyJ9UuI (archiviert: https://go.apa.at/Xe1hpjfF)
(3) Presseaussendung der NCEI zu Temperatur im Oktober 2023: https://go.apa.at/2FN0fZ6j (archiviert: https://archive.is/WBueL)
(4) Informationsplattform Climate.gov über Zustand des Meereises: https://go.apa.at/5hsEWSlO (archiviert: https://archive.is/z58Ru)
(5) Informationsplattform Climate.gov über Schiffsverkehr in der Arktis: https://go.apa.at/B4KtvctW (archiviert: https://archive.is/qpsGT)
(6) Karte von Marine Traffic: https://go.apa.at/zYSJZAZs
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