Seit Mitte März 2023 kursieren Beiträge rund um die Bank of America, die dutzende Male in sozialen Netzwerken geteilt wurden: Am 16. März 2023 soll die Bank, die zu den größten in den Vereinigten Staaten gehört, angeblich den Bargeldbetrag, den Kundinnen und Kunden pro Tag abheben können, auf 200 US-Dollar begrenzt haben. Die Bank habe das angeblich beschlossen, damit „ihr das Bargeld nicht ausgeht“. Das ist falsch. Tatsächlich hängt der Maximalbetrag, der bei einem Geldautomat abgehoben werden kann, an verschiedenen Faktoren. Dazu gehören das Limit, das die Kundin oder der Kunde selbst gewählt hat, die verfügbaren Finanzen auf dem Konto sowie die Mittel, über die der individuelle Geldautomat in diesem Moment verfügt.
Die Behauptung wurde seit dem 13. März 2023 auf Twitter und Facebook auf Spanisch geteilt. Auch auf Portugiesisch kursierten ähnliche Beiträge.
Die Behauptung: „Die größte Bank der Vereinigten Staaten hat schon ein Limit von 200 Dollar pro Tag gesetzt, damit ihr das ‚BARGELD‘ nicht ausgeht“, behauptet ein Facebook-User in einem Beitrag und kündigt ernste Ereignisse an, die angeblich bevor stünden.
Die Behauptungen verbreiteten sich im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank. Die Bank war in Kalifornien ansässig und konzentrierte sich in erster Linie auf die Bereitstellung von Risikokapital und Krediten für aufstrebende Technologie- und Wissenschaftsunternehmen.
Das kalifornische Ministerium für finanziellen Schutz und Innovation übernahm die Kontrolle über die Bank und schloss sie anschließend, als ihre Aktien am 9. März 2023 um 60 Prozent fielen. Das löste eine Anlegerflucht von 42 Milliarden US-Dollar in 24 Stunden aus.
Es gibt kein Limit von 200 US-Dollar
Die Bank of America ist eine US-amerikanische Großbank und war zeitweise das größte Kreditinstitut der Vereinigten Staaten. Auf der Website der Bank steht: „Die Geldmenge, die von einem Geldautomaten (ATM) abgehoben werden kann, hängt an verschiedenen Faktoren: Dazu gehören Limits, die je nach Art Ihrer Karte oder Ihres Kontos festgelegt werden, die Verfügbarkeit von Guthaben auf Ihrem Konto zum Zeitpunkt der Abhebung und, in einigen Fällen, der Betrag, den der Geldautomat ausgeben kann.“
Am 16. März 2023 hat das Finanzunternehmen keine Pressemitteilung herausgegeben, in der neue Limits bei der Bargeldausgabe angekündigt wurden. Die letzte Mitteilung betraf die Dividendenausschüttung am 13. März 2023. Auch in den sozialen Netzwerken der Bank gab es keine derartige Ankündigung. AFP suchte auf dem offiziellen Twitter-Konto der Bank of America nach den Stichworten „limit 200 withdrawal“, erhielt aber keine Ergebnisse.
Mitarbeitende einer Filiale der Bank in der Hauptstadt Washington D.C. erklärten gegenüber AFP, dass es keine Anwendung von Höchstbeträgen von 200 US-Dollar für Abhebungen an Geldautomaten der Bank of America gebe. Zur angeblichen Angst, dass das Bargeld ausgehen könnte, sagten sie: „Dieses Problem haben wir nicht, es ist eine große Bank.“
Außerdem fügten sie hinzu, „wenn dieser Fall eintreten würde, geschehe das bei kleineren Instituten“. Die Mitarbeitenden betonten: „Die Leute haben sich danach erkundigt und das ist normal, weil sie Angst haben. Aber so etwas passiert hier nicht.“
AFP überprüfte die Behauptung am 14. März 2023 und konnte bestätigen, dass es kein solches Limit gibt. Eine Bargeldabhebung in Höhe von 450 US-Dollar war möglich.
Zudem gibt es keinerlei Nachrichten zu einem angeblichen Abhebungslimit von 200 US-Dollar pro Tag bei irgendeinem Kommunikationsmedium oder auf irgendeiner anderen Website.
Versicherte Einlagen
Der Einlagensicherungsfonds der Vereinigten Staaten (FDIC) schützt Bankeinlegerinnen und Bankeinleger vor dem Verlust ihrer versicherten Einlagen „im Falle des Scheiterns einer FDIC-versicherten Bank oder Sparvereinigung“ heißt es auf seiner Website.
Der FDIC ist eine unabhängige Behörde der US-Regierung und die Standardversicherung beträgt 250.000 US-Dollar pro Einlegerin oder Einleger und Bank.
Fazit: Bei der Bank of America existiert kein fixes Bargeldabhebungslimit von 200 US-Dollar pro Tag. Das konnte AFP an einem Geldautomaten des Bankinstituts und im Gespräch mit Mitarbeitenden bestätigen.