Nein, denn hier wird eine falsche Schlussfolgerung gezogen. Laut Studie starben von 326 obduzierten Menschen aus 14 Ländern 240 kurz nach einer Impfung gegen Covid-19. Die Patienten waren im Mittel 70 Jahre alt. Es fehlen Beweise dafür, dass ihr Tod direkt mit der Impfung zu tun hatte – und nicht zum Beispiel mit schweren Vorerkrankungen oder Unfällen. Renommierte Fachjournale lehnten diese Studie deshalb ab oder zogen sie wieder zurück.
Zum Inhalt: Die Verfasser der Studie arbeiten nicht mit eigenen Daten, sondern haben nach ihren Angaben 678 internationale Covid-Studien nach eigenen Kriterien gesichtet und sortiert. Danach blieben 44 Untersuchungen aus 14 Ländern übrig. Darin ging es zusammengerechnet um 326 Menschen, die nach ihrem Tod obduziert wurden. Alle hatten bis zu 14 Tage vorher eine Impfung gegen Corona erhalten.
Warum die Autoren so viele andere Untersuchungen für ihre Studie ausschlossen, ist für Forschende nicht klar belegt und kann aus ihrer Sicht Verzerrungen zur Folge haben, wie sie auf der unabhängigen wissenschaftlichen Plattform «Science Feedback» kritisieren.
Gegencheck: Viele Todesfälle mit anderen Ursachen als Corona
In einem Gegencheck der 44 Studien kam der niederländische Arzt Mathijs Binkhorst zu dem Ergebnis, dass von den 326 zitierten Todesfällen mindestens 267 (81,9 Prozent) mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts mit der Impfung zu tun hatten. Denn viele dieser Patienten hätten bereits vorher schwerwiegende Herzkrankheiten gehabt.
Binkhorst verweist zum Vergleich auch darauf, dass in den 14 Ländern im Zeitraum der Studie knapp 2,2 Milliarden Impfdosen gegen Covid-19 verabreicht worden seien. Nach Einschätzung der führenden US-Gesundheitsbehörde CDC erhöhen Impfstoffe gegen Covid-19 kein Sterberisiko durch Krankheiten, die nicht mit Corona zusammenhängen.
Sechs von neun Autoren arbeiten für «The Wellness Company»
Zu den Autoren: Der vormals gute Ruf des US-Kardiologen und Mitautors Peter A. McCullough hat in der wissenschaftlichen US-Community gelitten, seit er unbewiesene Behauptungen über Impfungen gegen Covid-19 verbreitet. McCullough ist unter anderem auch wissenschaftlicher Leiter der Firma «The Wellness Company». Von neun Mitautoren dieser Studie arbeiten sechs auch für dieses Unternehmen. Es vertreibt unter anderem Nahrungsergänzungsmittel. Einige sollen laut Eigenwerbung gegen «Impfstoffverletzungen» schützen.
Die Zeitschrift mit der Studie wurde in der Pandemie gegründet
Zur Veröffentlichung: Auffällig ist, dass die Studie erst mehr als ein Jahr nach ihrer Fertigstellung jüngst in der Zeitschrift «Science, Public Health Policy and the Law» erschien. Das Magazin wurde erst während der Pandemie 2020 gegründet und ist in den USA bislang nicht im Verzeichnis seriöser wissenschaftlicher Medizin-Publikationen «PubMed» gelistet.
Mitautor hat die Studie selbst veröffentlicht
McCullough verantwortet bei «Science, Public Health Policy and the Law» den Bereich Klinik – und veröffentlicht die Studie damit selbst. Es findet sich in ihr auch kein Hinweis darauf, dass andere Forschende sie kritisch geprüft haben (peer review). Herausgeber der Zeitschrift und prüfender Redakteur der Studie ist James Lyons-Weiler, dessen wissenschaftliche Reputation durch kaum belegte Veröffentlichungen im Zusammenhang mit der Pandemie ebenfalls Risse bekommen hat.
US-Magazine distanzierten sich bereits vorher von der Studie
2023 hatte das renommierte US-Wissenschaftsmagazin «The Lancet» die Studie wegen zweifelhafter Methodik von einem ihrer Vorabdruck-Server gelöscht, wie die Datenbank «Retraction Watch» informiert. Diese Plattform beobachtet für mehr Transparenz, warum wissenschaftliche Arbeiten zurückgezogen werden.
Das US-Magazin «Forensic Science International» zog die Studie Mitte 2024 nach einer Veröffentlichung wieder zurück. Denn den Autoren war nach der Publikation viel Kritik von Kolleginnen und Kollegen entgegengeschlagen. Das Magazin räumte ihnen eine Chance zur Nachbesserung ein, die die Redaktion aber am Ende nicht überzeugten. Die Gründe für das Zurückziehen lauteten am Ende unter anderem: Die Methodik sei unangemessen, die Studie enthalte falsche Darstellungen und für die Schlussfolgerungen fehlten ausreichende Belege.
(Stand: 27.11.2024)