Falsch. Auf der verbreiteten Karte sind aktuelle Flussbarrieren in Valencia markiert – keine Dämme, die entfernt wurden.
Das kursierende Bild der Karte zeigt einen Ausschnitt aus dem sogenannten «AMBER Barrier Atlas». Die englische Abkürzung AMBER steht für «Adaptive Management of Barriers in European Rivers». Es handelt sich um ein Projekt, das eine Bestandsaufnahme von Barrieren und Staudämmen in europäischen Flüssen durchführt. Beteiligt sind unter anderem Universitäten, Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Wasserkraftunternehmen und die Gemeinsame Forschungsstelle (JRC) der Europäischen Kommission, heißt es auf der Webseite.
Anhand der Legende wird schnell klar: Die blauen Punkte auf der Karte zeigen keine zurückgebauten Staudämme. Im Gegenteil: Anders als behauptet, markieren die blauen Punkte bestehende Flussbarrieren. Gleichzeitig zeigen die grünen Punkte in dem Verzeichnis die bestehenden Staudämme. Das bestätigte auch Carlos Garcia De Leaniz, Koordinator des AMBER-Projekts, gegenüber dem US-Medium USA Today.
Mit dem Unwetter hat die Karte nichts zu tun. Valencia und die umliegenden Gebiete wurden am 29. Oktober 2024 von extrem starken Regenfällen heimgesucht, die in der Region zu schweren Überschwemmungen und großen Schäden führten. Nach Behördenangaben sind mindestens 220 Menschen in der Folge ums Leben gekommen.
Extreme Niederschläge: Wetterphänomen «DANA» ist Ursache für Unwetter
In einigen Ortschaften fiel innerhalb weniger Stunden so viel Regen wie sonst in einem ganzen Jahr. Ursache des extremen Unwetters war ein lokales Wetterphänomen, wie der spanische Wetterdienst Aemet zuvor meldete. In Spanien ist es unter dem Namen «DANA» bekannt. Die Abkürzung steht für «Depresión Aislada en Niveles Altos».
Übersetzt bezeichnet dies ein isoliertes Tiefdruckgebiet in großer Höhe, in Deutschland auch unter «Kaltlufttropfen» bekannt. Im spanischen Volksmund ist meist von «gota fría» (wörtlich übersetzt: «Kalter Tropfen») die Rede. Es handelt sich um eine Sturmart, die entsteht, wenn Kaltfronten auf warme, feuchte Luftmassen treffen, beispielsweise über dem Mittelmeer. Die Stürme können lange an einem Ort verweilen, bevor sie sich auflösen. Das erhöht die Überschwemmungsgefahr.
Nach Sturm zirkulieren in sozialen Medien falsche Informationen
Nach dem Unwetter verbreiten Nutzer in sozialen Netzwerken falsche und irreführende Informationen über die Ursache des Unwetters. Wie ein dpa-Faktencheck zeigt, wurden etwa Aufnahmen eines Schiffes mit ungewöhnlichen technischen Anlagen auf Deck aus dem Zusammenhang gerissen und mit der Flutkatastrophe in Verbindung gebracht.
Zudem kursiert fälschlicherweise die Behauptung, der Rückbau von Staudämmen sei die Hauptursache der Katastrophe. Spanische Faktenprüfer von «Maldita» haben sich damit ausführlich beschäftigt. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass in dem am stärksten von den Überschwemmungen betroffenen Gebiet zuletzt weder Stauseen noch große Dämme abgerissen worden sind. Lediglich veraltete oder nutzlose Flussbarrieren, darunter kleinere Dämme und Wehre, seien seit dem Jahr 2000 beseitigt worden.
(Stand: 25.11.2024)