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Die Gletschermasse hat Forschern zufolge in den vergangenen Jahren insgesamt abgenommen, auch wenn die Nase des Gletschers dicker wurde. Als Auslöser der Katastrophe gilt, dass der oberhalb gelegenen Berggipfel des Kleinen Nesthorns Ende Mai 2025 einstürzte. Dessen Geröll belastete den Birchgletscher derart, dass er mitsamt dem Schutt ins Tal donnerte.
Die Behauptung, der Birchgletscher sei «nicht geschmolzen, sondern nahm an Dicke zu», ist Forschern zufolge unhaltbar. Die «Interpretation ist komplett falsch und widerspricht sämtlichen von der Wissenschaft geäußerten Erklärungen zu diesem tragischen Ereignis», schreibt der Glaziologe Matthias Huss auf dpa-Anfrage.
Es sei umgekehrt, erklärt der Professor von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich: Der Berggipfel des Kleinen Nesthorns brach ab und dadurch lagerte sich eine enorme Schuttmenge auf den Birchgletscher ab.
Abgestürztes Geröll belastete den Gletscher
Die Zusatzbelastung vom Material der Felsstürze konnte der Gletscher nicht länger tragen, die Geröllmenge wurde für den Gletscher zu schwer. Dieser brach ab und stürzte mitsamt dem Schutt auf der Oberfläche ins Tal. Huss fügt hinzu, dass ein Gletscher im Vergleich zu einem Berg winzig sei.
Im Faktenblatt der ETH zum Abbruch des Birchgletschers steht, dass die Eisdicke an der Gletscherzunge zwischen 2017 und 2023 bis zu 15 Meter zunahm und gleichzeitig im oberen Bereich dünner wurde. Der Glaziologe schreibt, dass der Gletscher über die Jahre insgesamt an Masse verloren habe. Der Gletscher wurde also nicht, wie fälschlicherweise behauptet, schwerer. Korrekt sei, dass die Gletscherzunge in den letzten Jahren vorgestoßen sei.
Zum Abbruch des Birchgletschers Ende Mai führten dann mehrere Faktoren. Insgesamt wurde der Gletscher schon länger beobachtet, das Vorstoßen der Gletscherzunge in den letzten Jahren war ungewöhnlich.
Wichtige Passagen des Artikels fehlen
Die Passagen des beigefügten Zeitungsartikels lassen sich in der «Thurgauer Zeitung» finden. Bei der Lektüre zeigt sich: Das Sharepic gibt nur einen kleinen Teil des Artikels wieder, wichtige Aussagen fehlen. Zudem lässt sich die im Sharepic aufgestellte Behauptung so nicht in dem Artikel finden.
Auch die Zeitung, die den Glaziologen Matthias Huss zitiert, schreibt: «Die Hauptursache war der Bergsturz am Nesthorn, der den Druck auf den Gletscher erhöhte, der ohnehin auf einem Wasserkissen lag.» Der Birchgletscher sei zwar vorgerückt, habe Huss zufolge aber insgesamt an Masse verloren. Diese Information lässt der irreführende Post auf Facebook einfach weg und behauptet das Gegenteil.
Der Klimawandel erhöht nach Einschätzung von Forschern das Risiko von Naturkatastrophen in den Alpen. Die Schweiz sei vom Klimawandel besonders betroffen und ihre Berggebiete gehörten zu den Regionen, die sich am schnellsten erwärmen.
(Stand 19.6.2025)