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Die EU hat den Beginn der Sommerzeit nicht wegen des Ramadan verschoben

In der Nacht zum 31. März 2024 werden die Uhren auf Sommerzeit umgestellt. Dieses Datum fällt dieses Jahr in den muslimischen Fastenmonat Ramadan. In sozialen Medien wird nun behauptet, die EU habe beschlossen, die Zeit erst nach Ablauf des Fastenmonats umzustellen, um auf Muslime Rücksicht zu nehmen. Das ist jedoch falsch. Die vermeintliche Meldung stammt von einer Satireseite. Zudem regelt ein EU-Gesetz das genaue Datum der Zeitumstellung in den Mitgliedstaaten. Die Europäische Kommission bezeichnete die Falschbehauptung als „Unsinn“. 

„Eilmeldung: EU setzt Zeitumstellung bis nach Ramadan aus“ ist auf einem Screenshot eines Artikels zu lesen, der Ende März 2024 in einem Beitrag auf Facebook geteilt wird. In einem Video auf Tiktok wird erklärt, „aus Rücksicht auf Muslime erfolgt die Zeitumstellung auf die Sommerzeit erst nach Ramadan“. So könnten „Fastende eine Stunde länger essen“.

Facebook-Screenshot der Behauptung: 26. März 2024

Die Behauptung ist jedoch frei erfunden.

Eine umgekehrte Bildsuche des geteilten Screenshots führte zu einem Artikel auf der Website „noktara.de“ mit derselben Überschrift (hier archiviert). Demnach habe die Europäische Kommission die Entscheidung getroffen, die Zeitumstellung hin zur Sommerzeit auf nach Ramadan zu verschieben. Das gelte für alle Mitgliedstaaten.

Auf ihrer Website erklären die Autorinnen und Autoren von „noktara.de“ jedoch, dass es sich bei ihren Artikeln um Satire handele und sie frei erfunden seien (hier archiviert). Der Hinweis auf Satire ist in den Beiträgen in sozialen Medien nicht enthalten.

Datum der Zeitumstellung gesetzlich geregelt

Auf Anfrage von AFP erklärte eine Sprecherin der EU-Kommission in einer E-Mail vom 26. März 2024 zudem: „Diese Behauptung ist Unsinn.“ Aktuell werde die Zeitumstellung in der Europäischen Union Gesetz aus dem Jahr 2001 geregelt, das das Europäische Parlament und der Rat verabschiedeten. Der Rechtstext ist auch online zu finden (hier archiviert). Demnach stellen alle Mitgliedstaaten der EU die Uhren am letzten Sonntag im März auf Sommerzeit um, am letzten Sonntag im Oktober findet der Wechsel zurück zur Standardzeit, der Winterzeit, statt. „Das hat weder etwas mit religiösen Ereignissen zu tun, noch bedarf es eines Beschlusses der Kommission“, erklärte die Sprecherin.

Nur in etwa einem Drittel aller Länder weltweit gibt es die Zeitumstellung: in den EU-Staaten, Teilen der USA und Kanada sowie Lateinamerika und der Karibik.

In diesem Jahr fällt die Zeitumstellung somit auf den 31. März 2024. Die Uhren werden dabei von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt. In einem Rhythmus von fünf Jahren veröffentlicht das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ebenfalls den jeweiligen Beginn und das Ende der Sommerzeit im Bundesanzeiger. Der Wechsel zurück zur Winterzeit findet in 2024 am 27. Oktober statt. Auch Medien berichten über dieses Datum.

Zeitraum des Fastens richtet sich nach Sonnenstand

Im Jahr 2024 begann der Ramadan am 11. März und endet nach rund vier Wochen am 10. April mit dem Fest des Fastenbrechens. Der Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Kalender. In dieser Zeit verzichten muslimische Gläubige während des Tages auf Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr. Der Zeitraum pro Tag, in dem gefastet wird, richtet sich jedoch nicht nach der Uhrzeit, sondern nach Sonnenauf- und Sonnenuntergang, wie auf der Website der Deutschen Islam Konferenz erklärt wird. Nach Sommerzeit ist das am 31. März 2024 beispielsweise in Berlin voraussichtlich um 6.42 Uhr und um 19.39 Uhr. Würde Winterzeit gelten, wären Sonnenaufgang und Sonnenuntergang jeweils eine Stunde früher.

Screenshot der Daten zu Sonnenauf- und Sonnenuntergang der Website timeanddate.de, Hervorhebung durch AFP: 26. März 2024

In der Europäischen Union wird seit einigen Jahren darüber diskutiert, ob die Zeitumstellung abgeschafft werden sollte. Im September 2018 hatte die EU-Kommission die Abschaffung vorgeschlagen, nachdem Bürgerinnen und Bürger sowie Mitgliedstaaten sie gefordert hatten. „Die Mitgliedstaaten sind am besten in der Lage, selbst zu entscheiden, ob sie die Sommerzeit oder die Standardzeit (‚Winterzeit‘) dauerhaft beibehalten wollen“, so die Position der Kommission. Dabei solle eine Fragmentierung in verschiedene Zeiten vermieden werden. Das Europäische Parlament unterstützte den Vorschlag. Bislang haben die Mitgliedstaaten im Europäischen Rat noch keinen gemeinsamen Standpunkt gefunden.

Fazit: Die EU verschiebt die Zeitumstellung Ende März 2024 nicht auf die Zeit nach Ramadan. Die Behauptung stammt ursprünglich von einer Satire-Website. Wann die Zeit in der EU umgestellt wird, beruht auf einem Gesetz von 2001. Die Europäische Kommission dementierte zudem die Falschinformation.

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Gesellschaft, EU

Autor(en): Johanna LEHN / AFP Deutschland

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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