Die Reaktion des Oktoberfests auf eine Bud-Light-Werbung ist die Erfindung einer Satire-Website - Featured image

Die Reaktion des Oktoberfests auf eine Bud-Light-Werbung ist die Erfindung einer Satire-Website

Das Bier „Bud Light“ von Budweiser war im April 2023 in einem Werbevideo einer transsexuellen Influencerin zu sehen. Nutzerinnen und Nutzer sozialer Netzwerke behaupteten, dass die Organisatoren des Münchner Oktoberfests Budweiser-Produkte als Reaktion darauf verboten hätten. Die Behauptungen stammen von einem Netzwerk an Satire-Websites, die erfundene Geschichten veröffentlichen. Ein Sprecher des jährlichen Volksfestes bezeichnete sie als „Hoax“ und wies darauf hin, dass auf der Veranstaltung nie Budweiser-Produkte ausgeschenkt wurden. 

„Die Marke Budweiser ist beim Oktoberfest zum ersten Mal seit 75 Jahren nicht willkommen“, verkündet die Schlagzeile eines Artikels vom 23. April 2023 auf der Website „Dunning-Kruger Times„.

Laut Crowd Tangle, einem Insight-Tool für soziale Netzwerke, erhielt die Behauptung zehntausende Interaktionen auf Facebook. Der konservative US-amerikanische Radio-Moderator Larry Elder, ein Kandidat der Präsidentschaftswahl 2024, und auch Jordan Peterson, ein ehemaliger kanadischer Professor und jetzt Moderator, teilten beide die Behauptung in einem Beitrag.

Twitter-Screenshot der Behauptung: 25. April 2023

Die Behauptung folgt auf Anstrengungen US-amerikanischer Konservativer, Bud Light zu boykottieren, nachdem die Biermarke mit Dylan Mulvaney zusammengearbeitet hatte. Mulvaney ist eine US-amerikanische Schauspielerin, Influencerin und Verfechterin von Transgender-Rechten. Sie wurde mit einer Chronik zu ihrer Geschlechtsumwandlung auf dem sozialen Netzwerk Tiktok bekannt.

AFP hat bereits in anderen Sprachen Behauptungen zu Dylan Mulvaney und Bud Light widerlegt.

In einem Instagram-Beitrag vom 1. April 2023 warb Mulvaney für ein Gewinnspiel im Wert von 15.000 US-Dollar. Im Beitrag war eine Bud-Light-Dose mit ihrem Gesicht darauf zu sehen, die sie als Geschenk zur Feier von „365 Tagen Weiblichkeit“ bezeichnete.

Der Absatz von Bud Light ging aufgrund der Werbepartnerschaft zurück, aber der Artikel von „Dunning-Kruger Times“ ist frei erfunden.

„Alles auf dieser Website ist Fiktion“, warnt eine Anmerkung auf der Seite. „Es ist keine Lüge und es sind keine Fake News, weil es nicht echt ist. Wenn du glaubst, dass es echt ist, solltest du deinen Kopf untersuchen lassen.“

Artikel ist Satire

Die „Dunning-Kruger Times“ ist Teil von „America’s Last Line of Defense“, einem Netzwerk von Websites, die „falsche Geschichten und Zeitungsenten veröffentlichen, die oft für echte Nachrichten gehalten werden“, so Newsguard, eine Organisation, die die Glaubwürdigkeit von Internetseiten bewertet.

Christopher Blair betreibt diese Seiten. Er erklärte gegenüber AFP im Jahr 2020, dass der „confirmation bias“ die Menschen dazu bringe, den Artikeln zu glauben und sie zu teilen. „Confirmation bias“ oder Bestätigungsfehler auf Deutsch, ist ein Begriff aus der Psychologie. Er beschreibt die Neigung, die Informationen stärker zu gewichten, die die eigenen Einstellungen bestätigen und weniger die Informationen, die eigene Erkenntnisse widerlegen.

AFP hat bereits andere Falschinformationen von „America’s Last Line of Defense“ widerlegt, darunter auch die falsche Behauptung, der CEO von Anheuser-Busch, des Braukonzerns, zu dem Budweiser gehört, sei nach der Mulvaney-Partnerschaft zurückgetreten.

Mehrere Details in der Oktoberfest-Geschichte deuten darauf hin, dass es sich um Satire handelt.

So wird der Autor „Flagg Eagleton“ genannt, der Name einer satirischen Facebook Seite, und im Artikel wird fälschlicherweise behauptet, das Fest finde in einer fiktiven Stadt namens „Okto“ statt und nicht in Bayerns Landeshauptstadt München. Im Text heißt es auch, dass das gesetzliche Mindestalter für das Trinken von Bier in Bayern neun Jahre betrage und nicht 16 Jahre, wie es eigentlich der Fall ist.

Kein Budweiser auf dem Oktoberfest

Stefan Dohl, Sprecher des Oktoberfests, sagte gegenüber AFP am 26. April dass es sich bei den online geteilten Behauptungen um einen „Hoax“ handelt.

„Satire ist Satire. Aber Tatsache ist: Produkte der Marke Budweiser wurden noch nie auf dem weltgrößten Volksfest, dem Oktoberfest in München, ausgeschenkt“, sagte Dohl.

Nur sechs Münchner Brauereien schenken auf dem Oktoberfest Bier aus, wie auf der Website des Festes zu lesen ist. Dabei halten sie sich an eine jahrhundertealte Regel, das Reinheitsgebot, das deutsche Bierbrauereien auf vier Zutaten beschränkt: Wasser, Gerste, Hopfen und Hefe.

Ein Sprecher des Münchner Referats für Arbeit und Wirtschaft, das das Oktoberfest organisiert, erklärte gegenüber AFP am 26. April, dass die Behauptungen über ein Budweiser-Verbot „natürlich bodenlos“ seien.

AFP kontaktierte den Konzern Anheuser-Busch mit der Bitte um eine weitere Stellungnahme, erhielt jedoch keine Antwort.

Fazit: Es gibt kein Budweiser-Verbot auf dem Münchner Oktoberfest als Reaktion auf eine Werbepartnerschaft mit einer transsexuellen Influencerin. Auf dem Oktoberfest werden lediglich Biere aus Münchner Brauereien ausgeschenkt. Budweiser wurde auf dem Volksfest noch nie verkauft.

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Politik, Gesellschaft

Autor(en): Bill MCCARTHY / AFP USA / AFP Deutschland

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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