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Diese Berliner Werbetafel zeigte keine Panzerwerbung

Der deutsche Bundeskanzler rang sich Ende Januar zu einer Lieferung von Leopard-Waffen in die Ukraine durch. Kurz darauf kursierte in sozialen Netzwerken ein Video, das angeblich Werbung für Panzer mitten in Berlin zeigen soll. Das Video ist allerdings gefälscht, wie das Originalvideo zeigt, in dem eine Kunstinstallation zu sehen ist. Die Betreiberfirma der Werbetafel dementierte ebenfalls, dass es eine solche Anzeige gegeben hat. 

Ein Tweet mit dem Panzervideo kursierte Ende Januar auf Twitter, auf dem Telegramkanal der prorussischen Influencerin Alina Lipp sahen es Zehntausende. User verbreiteten die Behauptung auch in anderen Sprachen, darunter Englisch, Französisch, Spanisch und Bosnisch. Auch der russische Fernsehsender Ren verwendete den Clip.

Die Behauptung: Auf einer großen Werbetafel ist angeblich ein Video zu sehen, das zwei Panzer zeigt. Dazu ist der Text „Vielleicht nicht wieder?“ zu sehen, den User als einen Aufruf zu einer militaristischeren Haltung interpretieren. „Ein Video mit diesem Satz und Panzern aus den Jahren 1943 und 2022 wird in der Mitte Berlins ausgestrahlt“, heißt es in einem Tweet dazu. Der ähnliche Spruch „Nie wieder Krieg” ist ein seit dem Ersten Weltkrieg immer wieder genutzter Slogan verschiedener pazifistischer Bewegungen.

Facebook-Screenshot der Behauptung: 10. Februar 2023

Eine Stichwortsuche nach dem Video ergab, dass bereits mehrere deutsche Medien Artikel (hier, hier) sowie Faktenchecks (hier, hier) über die angebliche Werbung veröffentlicht hatten. Aus ihnen geht hervor, dass es sich bei der Werbefläche im Video um eine stadtbekannte Tafel am Kurfürstendamm in Berlin handelt.

AFP überprüfte den Aufnahmeort an der Kreuzung von Kurfürstendamm und Joachimsthaler Straße. Im geteilten Video ist dieselbe große Werbefläche an einem Kaufhaus zu sehen wie auf Google Maps, im Hintergrund ist die Gedächtniskirche zu erkennen.

Betrieben wird die dortige Werbetafel von der Firma Limes. Limes hat auf seinem Youtubekanal auch das Video veröffentlicht, auf dem der aktuell geteilte bearbeitete Clip zu basieren scheint. Im am 7. April 2022 veröffentlichten Youtubevideo ist eine Sequenz zu sehen, die mit dem Panzervideo übereinstimmt. Darin steht genauso wie im geteilten Video ein weißer Lieferwagen an einer Ampel. Passanten auf dem Zebrastreifen und weitere Fahrzeuge bewegen sich in den beiden Aufnahmen übereinstimmend.

Falsches Panzervideo (links) und Installation „Hello Who?“ (rechts), übereinstimmende Hervorhebungen durch AFP

Allerdings ist im Video von Limes kein Panzer zu sehen, sondern die Kunstaktion „Hello Who“ aus dem Jahr 2022 von Simon Fujiwara. Außerdem deuten Details darauf hin, dass das Panzervideo bearbeitet ist. Zu Beginn des geteilten Videos sind auf der Straße vor der Werbetafel etwa schnelle bunte Spiegelungen zu sehen, die nicht zum angeblichen Panzervideo passen.

Limes bestätigte am 16. Februar, dass es sich bei dem Video um eine Fälschung handelte: „So ein Video lief zu keiner Zeit und kann auch nicht eingespeist werden.“

Vorausgegangen war dem bearbeiteten Video eine Debatte um deutsche Waffenlieferungen. Am 25. Januar hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach langem Zögern angekündigt, dass Deutschland die militärische Unterstützung für die Ukraine verstärken wolle und dafür Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 zu liefern.

Fazit: Das Video einer Panzerwerbung am Berliner Kurfürstendamm ist gefälscht. Ein entsprechendes Video beruht auf der Aufnahme einer Werbefirma, auf dem allerdings eine Kunstaktion zu sehen ist. Die Betreiberfirma dementierte die Echtheit der Aufnahme.

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Politik, Ukraine

Autor(en): Eva WACKENREUTHER, AFP Österreich

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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