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Dieses Foto eines Rettungshundes stammt nicht aktuell aus der Türkei

Kurze Zeit nachdem in der Türkei und Syrien mehr als 9500 Menschen bei einem verheerenden Erdbeben ums Leben kamen, kursiert online das Foto eines Hundes. Der Hund wartet in einem Haufen von Geröll neben einem Arm, der aus dem Beton ragt. Das Bild hat allerdings nichts mit der aktuellen Katastrophe zu tun. Es handelt sich um ein Foto aus dem Jahr 2018, das immer wieder fälschlicherweise mit Katastrophen in Verbindung gebracht wird. 

Das Foto des Rettungshundes kursiert aktuell auf Facebook und Instagram. Das Bild wurde zudem seit dem 6. Februar 2023 zehntausende Male auf Telegram angesehen. Ein englischsprachiger Tweet mit dem Foto wurde im Zusammenhang mit dem Erdbeben mehr als eine Million Mal aufgerufen. Das Bild kursierte außerdem in zahlreichen weiteren Sprachen.

Die Behauptung: Auf dem Foto ist ein Hund inmitten von Geröll zu sehen. Mit seiner Pfote berührt er eine Hand, die aus dem zerstörten Beton hervorragt. Dazu wünscht der User den „tierischen Helfern“ viel Kraft und stellt eine Verbindung zum Erdbeben her, das am 6. Februar die syrisch-türkische Grenzregion traf.

Instagram-Screenshot der Behauptung: 7. Februar 2023

Am 6. Februar 2023 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,8 Syrien und die Türkei 

Das Erdbeben der Stärke 7,8 hatte das türkisch-syrische Grenzgebiet am frühen Morgen des 6. Februar 2023 erschüttert. Unzählige Menschen wurden beim Einsturz ihrer Häuser verletzt. Die Zahl der Todesopfer in beiden Ländern stieg bis zum 8. Februar auf mehr als 9500. Nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnten bis zu 23 Millionen Menschen in beiden Ländern von den Folgen des Bebens betroffen sein, wie AFP berichtete.

Im Zusammenhang mit dem aktuellen Beben kursieren mehrere aus dem Kontext gerissene Bilder und Videos im Netz, die von AFP überprüft wurden, so zum Beispiel alte Aufnahmen einer Explosion in Beirut.

Hundefoto ohne Zusammenhang zum aktuellen Erdbeben

Das aktuell im Netz kursierende Foto eines Rettungshundes hat nichts mit den Ereignissen in der Türkei und Syrien zu tun. Eine umgekehrte Bildsuche ergab, dass das Foto Teil einer Serie war, die der tschechische Fotograf Jaroslav Noska am 18. Oktober 2018 auf der Stockfoto-Plattform Alamy hochgeladen hatte.

Screenshot der Alamy-Website: 7. Februar 2023

In der Bildbeschreibung heißt es: „Ein Hund sucht nach einem Erdbeben in den Trümmern nach Verletzten.“ Wo und wann das Foto aufgenommen wurde, ist nicht angegeben.

Das gleiche Foto ist zudem in anderen Bilddatenbanken wie Shutterstock und Bigstock verfügbar. Auch dort werden die Fotos „Noska Photo“ zugeschrieben. Auf Shutterstock ist das Bild eines von mehreren in einer Sammlung mit dem Namen „Dog rescue“, die zuletzt am 3. Januar 2019 aktualisiert wurde.

Auf AFP-Anfrage bestätigte Noska am 7. Februar 2023 der Urheber der Bilder zu sein, die er bereits vor einigen Jahren aufgenommen habe. Die Fotos seien inszeniert.

Das gleiche Bild wurde bereits fälschlicherweise in Umlauf gebracht, als am 30. Oktober 2020 ein Erdbeben die türkische Stadt Izmir erfasste, wie AFP hier berichtete.

Ausmaß des Erdbebens

Ein Beben der Stärke 7,8 wurde in der Türkei zuletzt 1939 registriert. Damals starben in der östlichen Provinz Erzincan 33.000 Menschen. Ein AFP-Reporter in der Stadt Sanliurfa im Südosten der Türkei berichtete am 7. Februar 2023 von der aktuellen Situation nach dem Beben. Die Überlebenden kämpften demnach vor Ort mit Kälte und Hunger.

Expertinnen und Experten befürchten einen weiteren deutlichen Anstieg der Todeszahlen in den kommenden Tagen, da sich die Rettungskräfte vor Ort häufig nur langsam durch die Trümmer kämpfen können. Viele Menschen könnten nach wie vor unter dem Geröll begraben sein.

Zahlreiche Staaten kündigten bereits die Entsendung von Einsatzkräften und Hilfsgelder an. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in einem Telefonat am 7. Februar 2023 umfassende Unterstützung zu.

Fazit: Das aktuell kursierende Foto eines Rettungshundes stammt aus dem Jahr 2018 und hat nichts mit dem Erdbeben im Februar 2023 in der Türkei und Syrien zu tun. Der Fotograf bestätigte gegenüber AFP, dass das Bild inszeniert sei.

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Katastrophen

Autor(en): Saladin SALEM, AFP Südkorea, AFP Bulgarien

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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