Fakten
Das Video ist nicht aktuell und kursiert bereits länger im Netz: Ein Bilderrückwärtssuche liefert als Ergebnis mehrere Beiträge aus dem Jahr 2020 – zum Beispiel bei Twitter und Youtube.
Das Video zeigt eine gewaltige Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Bei der Explosion im August 2020 im Hafen der Stadt wurden mehr als 190 Menschen getötet und rund 6000 weitere verletzt. Der Hafen und große Teile der angrenzenden Wohngebiete wurden zerstört. Es detonierten große Mengen der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat, die zuvor über Jahre ohne Schutzmaßnahmen im Hafen gelagert worden waren. Ähnliche Aufnahmen zeigen die Explosion der Getreidesilos aus anderen Perspektiven.
Ein Kernkraftwerk ist auf dem Video also nicht zu sehen. In der Türkei und in Syrien sind nach Angaben in der Datenbank «Power Reactor Information System» (PRIS), die von der Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) bereitgestellt wird, aktuell keine Atomkraftwerke in Betrieb. In der Südtürkei nahe dem Dorf Akkuyu baut die Türkei derzeit das erste Kernkraftwerk des Landes. Im Mai 2010 hatten die Regierungen in Ankara und Moskau dazu ein Abkommen unterzeichnet. Federführend ist der russische Staatskonzern Rosatom.
Mit der jüngsten Naturkatastrophe in der Türkei und in Syrien hat das Bildmaterial nichts zu tun. Ein Erdbeben der Stärke 7,7 bis 7,8 hatte am frühen Morgen des 6. Februars 2023 das Grenzgebiet erschüttert. Am Mittag folgte dann ein weiteres Beben der Stärke 7,5 in derselben Region. Tausende Gebäude stürzten ein.
Die Zahl der Todesopfer im syrisch-türkischen Grenzgebiet ist auf mehr als 10 000 gestiegen. Wie der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch sagte, liege die Zahl alleine für die Türkei nun bei mehr als 8500. Aus Syrien wurden 2270 Tote gemeldet (Stand: 8.2.2023).
Solche Naturkatastrophen rufen in den sozialen Netzwerken oft große Anteilnahme hervor. Doch einzelne Nutzerinnen und Nutzer verbreiten zu solchen Anlässen oft Falschnachrichten. So wird zu den jüngsten Erdbeben fälschlicherweise auch ein sechs Jahre altes Video von einer Flutwelle in Südafrika verbreitet.
(Stand: 8.2.2023)