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Erdöl entsteht über Jahrmillionen

Klimaschutz oder Energiekrise – die Erdölförderung hat einen Preis. Der aber basiere auf einer Lüge, ist auf Facebook zu lesen. Denn Erdöl werde nur deshalb als fossiler Energieträger bezeichnet, weil der US-amerikanische Geschäftsmann Rockefeller durch diese angeblich «inszenierte» Begrenztheit mehr Geld verdienen wollte. Es hätte jedoch nie eine Knappheit gegeben, Erdöl sei vielmehr ein «unendlicher nachwachsender Rohstoff». Was ist da dran?Bewertung

Erdöl ist ein fossiler Brennstoff aus abgestorbenen Kleinstlebewesen. Der Rohstoff bildet sich zwar nach, aber nicht in dem Tempo, in dem der Mensch ihn derzeit verbraucht.

Fakten

Erdöl ist ein komplexes Gemisch, das hauptsächlich aus Kohlenwasserstoffen besteht. Der Rohstoff entstand, vereinfacht gesagt, über viele Millionen Jahre hinweg aus abgestorbenen Meeresorganismen unter hohem Druck und großer Hitze. Diese organischen Abbauprodukte werden aus der Tiefe an die Oberfläche geholt – daher auch die Beschreibung als fossiles Material: Das Lateinische «fossilis» bedeutet «ausgegraben».

Demgegenüber steht die These vom sogenannten abiotischen Erdöl, das anorganisch entstehen soll. Die Behauptung stützt sich unter anderem auf die Annahme, dass Wasserstoff im Erdmantel entgast werde und sich mit Kohlenstoff zu Öl verbinde, erklärte Dieter Franke von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe auf dpa-Anfrage.

Stand der Wissenschaft ist jedoch ein anderer: Zwar sei es nicht völlig ausgeschlossen, dass Erdöl auch abiotisch entstehen könne, so Franke. Der weit überwiegende Anteil der bekannten Erdölvorkommen stamme aber nachweislich aus organischen Substanzen. Das bestätigten sowohl chemische Untersuchungen als auch die Zuverlässigkeit der Erkundungsmodelle für neue Ressourcen: Im Allgemeinen ist Erdöl dort zu finden, wo organische Überreste vermutet werden.

Diese Prozesse laufen auch heute noch ab. Es wird ständig Erdöl gebildet,das dauert jedoch sehr lang. Die heutigen Vorkommen sind zum größten Teil vor rund 15 bis 600 Millionen Jahren entstanden – und der weltweite Verbrauch nimmt noch immer zu. Wie lange die Reserven ausreichen, hängt vom künftigen Bedarf ab.

Während also fossile Energiequellen aufgrund ihrer langen Regenerationszeit begrenzt sind, stehen erneuerbare Energien in höherem Maße zur Verfügung, als sie benötigt werden.

Historische Spuren der Erdölforschung

Der Unternehmer John Davison Rockefeller gründete 1863 seine erste Ölraffinerie und wurde schließlich mit der Standard Oil Company einer der reichsten Menschen der Welt. Doch auch wenn er aufgrund des Monopolstatus seiner Firma eine umstrittene Persönlichkeit war, hat nicht er Erdöl zum fossilen Energieträger erklärt.

Der russische Naturwissenschaftler Michail Lomonossow legte bereits 1757 in seiner «Rede über die Entstehung der Metalle durch Erdbeben» dar, dass Erdöl hauptsächlich aus dem Pflanzenreich stamme. Die Einordnung als fossiler Brennstoff war damals für Öl nicht gebräuchlich, das bezog sich in Veröffentlichungen des 18. und 19. Jahrhunderts in der Regel auf Kohle.

Benjamin Steininger vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte nennt Hans Höfer als einen der Pioniere auf der Suche nach dem Ursprung von Erdöl. In «Das Erdöl (Petroleum) und seine Verwandten» von 1888 erörterte der österreichische Geologe ausführlich die verschiedenen Erklärungsansätze für mögliche Entstehungsprozesse. Zwar existierte bereits damals die Theorie der anorganischen Erdöl-Entstehung. Höfer zufolge nahm aber die Mehrheit der Geologen an, dass es sich bei Erdöl um eine organische Substanz handele.

Dass nur eine Person Erdöl seine organische Herkunft zugeschrieben haben soll, sei absurd, sagt Steiniger auf dpa-Anfrage. Das Thema sei vielmehr ein riesiges internationales Forschungsfeld, in dem sich die biogene Theorie durch experimentelle Nachweise zunehmend durchgesetzt habe.

Grenzen der Ölförderung

Auf welche Weise genau Erdöl entsteht, spielt in Bezug auf den Klimawandel eine untergeordnete Rolle. Denn bereits bei der Förderung wird für das Treibhausgas Methan freigesetzt, bei der Verbrennung von Erdölprodukten entsteht Kohlendioxid. Um die Klimaerwärmung im Rahmen des 1,5-Grad-Ziels zu halten, müssten bis 2050 rund 60 Prozent des Erdöls im Boden verbleiben, so das Ergebnis einer Studie von 2021 – für Kohle sind es fast 90 Prozent.

(Stand: 14.3.2023)

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Wissenschaft, Umwelt

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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