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Selenskyj sprach über die Folgen eines Angriffs auf die baltischen Staaten

Ende Februar 2023 jährte sich die russische Invasion in die Ukraine zum ersten Mal. Aus einer Pressekonferenz, die der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu diesem Anlass gab, wird in den sozialen Medien ein Ausschnitt geteilt. Es sind Versionen in verschiedenen Sprachen im Umlauf. Darin spricht Selenskyj davon, dass die USA ihre «Söhne und Töchter» in den Krieg schicken werden müssen. Doch es ging nicht um einen Einsatz in der Ukraine.

Bewertung

Schaut man sich die Rede komplett und im Original an, wird klar: Selenskyj sprach über das hypothetische Szenario eines russischen Einmarsches in einen NATO-Mitgliedsstaat. Er forderte die USA nicht auf, Truppen in die Ukraine zu schicken.

Fakten

Am 24. Februar 2023 gab Selenskyj in Kiew eine Pressekonferenz zum Jahrestag des Beginns der russischen Invasion. Bei dem mehr als zweistündigen Treffen beantwortete der ukrainische Präsident Fragen internationaler Journalisten. Die Konferenz wurde auf Ukrainisch gehalten. Die britische Zeitung «The Telegraph» übertrug eine simultan ins Englische übersetzte Version der Pressekonferenz.

In dem häufig geteilten Ausschnitt antwortet Selenskyj auf eine Frage von Ian Pannell. Der Journalist des US-Senders ABC erklärt, laut Umfragen sei eine wachsende Zahl seiner Landsleute der Meinung, ihr Land ließe der Ukraine zu viel Unterstützung zukommen – und fragt: «Was würden Sie diesen Amerikanern zum Jahrestag mitteilen?»

Selenskyj sprach über einen möglichen Nato-Bündnisfall

In der darauf folgenden Antwort bezeichnet Selenskyj die schwindende Unterstützung als «gefährlich». Nach seinen Aussagen wird Russland nicht Halt machen, falls die Ukraine fällt.

Direkt bevor die im Netz verbreitete Sequenz beginnt, sagt er: «Die USA werden die NATO-Mitgliedstaaten niemals aufgeben. Falls es dazu käme, dass die Ukraine aufgrund von Meinungsunstimmigkeiten und der Schwächung und Erschöpfung der Unterstützung verliert, wird Russland in die baltischen Staaten – in NATO-Mitgliedstaaten – einfallen. Es wird passieren!»

Der ukrainische Präsident entwirft also ein fiktives Szenario über mögliche zukünftige Entwicklungen. Daran schließt er die Warnung an: «Und dann werden die USA ihre Söhne und Töchter genauso in den Krieg schicken müssen, wie wir unsere Söhne und Töchter in den Krieg schicken. Und sie werden kämpfen müssen, weil wir dabei über die NATO sprechen. Und sie werden sterben, Gott bewahre, weil es eine schreckliche Sache ist.» Erst mit diesem Kontext wird deutlich, dass es um ein theoretisches Szenario eines russischen Angriffs auf NATO-Gebiet geht.

Für weitere Verwirrung sorgten mehrere Übersetzungsfehler. Selenskyj warnte davor, dass «die USA ihre Söhne und Töchter (in den Krieg) schicken werden müssen, so wie wir unsere Söhne und Töchter jetzt hinschicken». Die englische Übersetzerin sagt hingegen, «so wie wir ihre Söhne und Töchter jetzt hinschicken“ («And then the US will have to send their sons and daughters exactly the same way as we are sending their sons and daughters to war.»)

In mehreren deutschsprachigen Tweets heißt es zudem «Die USA müssen ihre Söhne und Töchter schicken!» statt «Die USA werden ihre Söhne und Töchter schicken müssen!». Durch die falsche Zeitform wird der Eindruck verstärkt, Selenskyj würde über einen US-Truppeneinsatz auf ukrainischem Boden sprechen.

(Stand: 14.3.2023)

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Politik, Ukraine

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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