Erdbeben in der Türkei und in Syrien ist Ziel von Falschbehauptungen und Verschwörungstheorien

Die 28 Organisationen des EU-weiten EDMO-Faktencheck-Netzwerks, die zu diesem Briefing beigetragen haben, veröffentlichten im Februar 2023 insgesamt 1.114 Faktenchecks. Sie geben einen Eindruck davon, welche Falschinformationen und Desinformations-Narrative momentan in der EU kursieren.

Wie häufig in Breaking News-Lagen war auch das verheerende Erdbeben, das die Türkei und Syrien am 6. Februar, erschütterte, Gegenstand zahlreicher falscher Behauptungen.

Mehrheit verfolgt offenbar keine Agenda

Die überwiegende Mehrheit der aufgedeckten Falschbehauptungen in der EU scheint keine bestimmte Agenda zu verfolgen (z. B. falsche Bilder oder Videos von der Katastrophe, die der Öffentlichkeit keine bestimmten Narrative vermitteln oder nahelegen).

Doch auch in der EU begannen bald nach dem Beben einige Verschwörungstheorien zu kursieren, insbesondere dass das Beben durch die Technologie des High-Frequency Active Auroral Research Program (Haarp) ausgelöst worden und ein Racheakte der USA/NATO an Erdoğan sei. Dass die Behauptung falsch ist, bewiesen unter anderem die GADMO-Faktenchecker.

In der Türkei selbst wurde neben agendafreien Falschinformationen und Verschwörungstheorien auch politische Desinformation festgestellt, wie die türkische Fact-Checking-Organisation Teyit erklärte. In wenigen Monaten finden in der Türkei Parlamentswahlen statt, und das Erdbeben ist als Thema der Polarisierung und Desinformation in den politischen Diskurs eingegangen.

Ukraine weiter wichtiges Thema

Neben dem Erdbeben spielte der Krieg Russlands gegen die Ukraine in den Faktenchecks die Hauptrolle. Die wichtigsten Desinformationsnarrative über die Ukraine sind dieselben wie in der jüngsten Vergangenheit. Zwei spezifische Phänomene sind im Berichtszeitraum besonders relevant: die weite Verbreitung von Falschnachrichten über die Eskalation des Konflikts und die direkte Beteiligung anderer Länder (z. B. Bulgarien, Tschechische Republik, Litauen und Polen) im Februar, vor allem (aber nicht nur) in Osteuropa; die laufende Desinformationskampagne gegen ukrainische Flüchtlinge (z. B. in der Tschechischen Republik und in Deutschland).

Falschinformationen über Migranten nehmen in der EU zu

Der Februar war auch durch eine große Anzahl von Falschbehauptungen gekennzeichnet, die sich gegen Migranten richteten. In Irland beispielsweise war dies das Hauptthema der Desinformation (Bsp. 1, Bsp. 2), aber auch in Deutschland und in anderen Ländern (z. B. Ungarn) wurde sie von verschiedenen Fact-Checking-Organisationen als viral entdeckt.

Methodik

Die in diesem Briefing enthaltenen Informationen wurden mittels eines Fragebogens erhoben, der an die Fact-Checking-Organisationen des EDMO-Faktencheck-Netzwerks geschickt wurde. Bezugszeitraum: 1. bis 28. Februar 2023. Anzahl der Befragten: 28. Hauptherausgeber dieses Dokuments: Tommaso Canetta, Pagella Politica/Facta.

Organisationen, die zu diesem Briefing beigetragen haben: AFP, APA, Correctiv, Delfi, Demagog.cz, Demagog. pl, DPA, Eesti Päevaleht, EFE Verifica, Eurocomunicare, Faktabaari, Freedom House Romania, Greece Fact Checking, Källkritikbyrån, Knack, Lakmusz, Les Surligneurs, Maldita, Nieuwscheckers, PagellaPolitica/Facta, Público, Pravda, Re:Baltica, The Journal Fact-Check, TjekDet, VerificaRTVE, Verificat, VRTNWS0

Das ausführliche Briefing in Englisch mit weiteren Informationen zu Falschinformationen in verschiedenen EU-Staaten finden Sie hier.

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