Die Grünen sind eine beliebte Zielscheibe von Falschinformationen. Aussagen von Politikerinnen und Politikern werden von Gegnern oft falsch oder irreführend wiedergegeben, so auch aktuell in Bezug auf den deutschen Agrarminister Cem Özdemir. Social Media-User (1,2) echauffieren sich darüber, dass er angeblich Haustiere verbieten wolle. Ein geteilter Screenshot legt nahe, dass etwa Katzen ausgerottet werden sollen. Das ist natürlich nicht wahr.
Einschätzung: Es handelt sich um irreführende Informationen. Özdemir hat in einem Interview darüber gesprochen, die private Haltung von „exotischen Tieren“ wie Schlangen oder Chamäleons einschränken zu wollen.
Überprüfung: In den Social Media-Postings ist der Screenshot von einem Artikel (3) enthalten. Die Überschrift ist dort abgeschnitten, sodass nur „Katzen ausrotten!‘ Grünen-Minister plant Haustier-Verbot“ zu lesen ist. Allerdings ist dies in doppelter Ausführung irreführend.
In ganzer Länge lautet der Titel: „Cem Özdemir: ‚Die wollen Hunde und Katzen ausrotten!‘ Grünen-Minister plant Haustier-Verbot“. Doch auch wenn dies ein direktes Zitat Özdemirs suggeriert, hat es nichts mit den tatsächlichen Aussagen des Grünen-Politikers zu tun.
Die Überschrift geht auf den Tweet einer Privatperson zurück, da in dem Artikel unter anderem auch Reaktionen in sozialen Netzwerken gesammelt wurden. Der Account des Twitter-Users wurde inzwischen gelöscht. Wie aus Ergebnissen von Suchmaschinen (5) hervorgeht, schrieb der User: „Bei bestimmten Tieren bin ich auch dafür. Aber ich fürchte die wollen auch Hunde & Katzen, etc. ausrotten“. Die Artikel-Überschrift führt dazu, dass Menschen den Tweet einer Privatperson fälschlicherweise für eine Aussage vom deutschen Agrarminister halten könnten.
Özdemir sprach über „anspruchsvoll zu haltende exotische Tiere“
Der deutsche Agrarminister hat in einem Interview (4) am 18. Jänner 2023 darüber gesprochen, dass die Probleme der Tierheime auch mit der privaten Tierhaltung zusammenhingen. Tiere würden leichtfertig verschenkt werden „als wären sie eine Hose oder ein Hemd“. Seiner Ansicht nach hätten manche Tiere in privaten Haushalten nichts zu suchen.
Auf die Frage, welche Tiere er damit meine, entgegnete er: „Warum braucht jemand etwa anspruchsvoll zu haltende exotische Tiere wie Schlangen oder ein Chamäleon zu Hause? (…) Die Heime werden diese Tiere nicht los, sie erzeugen hohe Kosten und Aufwand. (…) Ich kann mir eine Positivliste vorstellen, also eine Auflistung mit Tieren, deren Haltung erlaubt ist. Dafür setze ich mich auf EU-Ebene ein.“
Der Begriff „ausrotten“ fällt im gesamten Interview mit Özdemir nicht. Über gängige Haustiere wie Katzen oder Hunde hat Özdemir auch nicht geredet, sondern über „anspruchsvoll zu haltende exotische Tiere“. Eine Pressesprecherin von Özdemir teilte der APA auf Anfrage mit, dass es möglicherweise zu einer Überarbeitung des EU-Tierschutzrechts inklusive einer Verbesserung des Tierschutzes bei exotischen Tieren kommen könnte. Inwieweit damit aber nationale Maßnahmen einhergehen, ist aktuell unklar.
Reaktionen von Expertinnen und Experten
Anders als in dem Online-Beitrag suggeriert wird, kam von Expertinnen und Experten (6) nicht nur Kritik an Özdemirs Vorstoß. So stehen für den Verband der Zoologischen Gärten weniger die Tierarten als mehr die Haltungsbedingungen im Vordergrund, während sich der Deutsche Tierschutzbund „uneingeschränkt“ für Özdemirs Vorschlag aussprach.
Quellen:
(1) Facebook-Posting: http://go.apa.at/tm46KJjo (archiviert: http://go.apa.at/ghEHI6sF)
(2) Weiteres Posting: http://go.apa.at/k3SGK3YG (archiviert: http://go.apa.at/ZmkIW2mW)
(3) Beitrag von „news.de: http://go.apa.at/rgNFy7lT (archiviert: https://archive.is/pJypg)
(4) Interview mit Cem Özdemir hinter Paywall: http://go.apa.at/WMtc4G0H (archiviert: https://archive.is/skDUh)
(5) Yandex-Suche: http://go.apa.at/koeZAWZF (archiviert: https://archive.is/v9num)
(6) Folgebericht nach Interview mit Experteneinschätzung hinter Paywall: http://go.apa.at/LDICcQmG (archiviert: https://archive.is/MrWbO)
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