Fotos zweier britischer Polizisten vor und nach dem Waffenverbot fehlt Kontext - Featured image

Fotos zweier britischer Polizisten vor und nach dem Waffenverbot fehlt Kontext

Links ein stramm stehender Polizist, der offensichtlich für ein Foto posiert – ohne Waffen – und rechts ein hochkonzentrierter, schwer bewaffneter Mann. Dazu heißt es: Das linke Foto sei vor dem Waffenverbot entstanden, das rechte danach. „Fällt dir was auf?” Es entsteht der Eindruck: Vor dem Waffenverbot sei die Lage entspannter gewesen.

Dieser Beitrag verbreitet sich momentan auf Facebook und Twitter. Doch dabei wird entscheidender Kontext außen vor gelassen.

Links ein stramm stehender Polizist, der offensichtlich für ein Foto posiert – ohne Waffen – und rechts ein hochkonzentrierter, schwer bewaffneter Mann. Dazu heißt es: Das linke Foto sei vor dem Waffenverbot entstanden, das rechte danach. „Fällt dir was auf?”
Dieser Vergleich zweier Polizisten kursiert momentan in Sozialen Netzwerken – nicht zum ersten Mal (Quelle: Facebook; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)


Ein Polizist ist im Training, der andere bei einem Einsatz kurz nach einem Terroranschlag

Mehrere Bilderrückwärtssuchen zeigen, was hinter den Fotos steckt. Ergebnisse auf Tineye machen klar: Das rechte Bild mit dem schwerbewaffneten Polizisten kursiert seit 2015, die Collage seit 2016 – das Thema variiert, in einem Beitrag geht es etwa um den Brexit.

Über die russische Suchmaschine Yandex finden wir das rechte Bild auch auf Pinterest, gemeinsam mit der Angabe, es zeige einen Polizeieinsatz vor dem britischen Wembley Stadium. Durch eine Google-Suche stoßen wir auf mehrere Berichte über diesen Einsatz. In einigen davon werden ebenfalls Bilder des bewaffneten Polizisten gezeigt, teils in anderen Posen oder aus anderen Blickwinkeln.

Zwei Fotos eines schwerbewaffneten Polizisten.
Der Vergleich des Fotos, das auf Facebook geteilt wird, mit einem Bild aus einem Medienbericht, zeigt: Es stammt von einem Fußballspiel 2015. (Quellen: Facebook, pulse.com; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

In den Medienberichten von November 2015 heißt es, im Wembley-Stadion würden deswegen bewaffnete Polizisten patrouillieren, weil dort England gegen Frankreich spiele – und erst vier Tage zuvor bei einem Terroranschlag in Paris mindestens 129 Menschen getötet wurden. Deswegen habe man die Sicherheitslage neu bewerten müssen, wird ein Polizeivertreter in einem Bericht vom Mirror zitiert.

Die meisten Polizeibeamten in Großbritannien tragen keine Schusswaffen, schreibt die Metropolitan Police, sie ist die Polizeibehörde von Greater London. Wenn Unterstützung mit Schusswaffen erforderlich sei, werde sie von speziell ausgebildeten Beamten geleistet, die „authorised firearms officers“ oder AFO genannt werden.

Eine weitere Bilderrückwärtssuche mit dem Bild des unbewaffneten Polizisten führt zu einem Bericht von Yorkshire Live. Dort wird der Mann als Gary Heseltine vorgestellt, er schaffte es mit einer kuriosen Aussage in die britische Berichterstattung. Er behauptete demnach, 1980 auf einem Stützpunkt der Royal Air Force Aliens begegnet zu sein. Diese Informationen decken sich mit einem Bericht vom Mirror. Der Mann habe fast 24 Jahre bei der britischen Transport Police gearbeitet (die für den Schienenverkehr zuständig ist). Bei Yorkshire Live heißt es zu dem Bild außerdem: Es zeige Heseltine 1989 während seiner Ausbildung an der Polizeischule von Ashford in Kent.

Waffengesetz wurde tatsächlich 1997 verschärft

Zwischen den beiden Fotos liegen also mehr als zwanzig Jahre. Außerdem zeigt es einen Polizisten in einem Trainings-Umfeld, den anderen bei einem Einsatz kurz nach einem Terroranschlag. Die Fotos sagen deshalb nichts über die gängige Ausstattung der Polizei zu den jeweiligen Zeitpunkten aus.

Richtig ist, dass das Waffengesetz zwischen 1989 und 2015 in Großbritannien mehrfach geändert wurde. Die unterschiedlichen Regelungen stellt etwa das britische Gun Control Network hier dar. Dabei sticht eine Änderung 1997 hervor, über die heißt es: Der sogenannte Firearms (Amendment) Act (Schusswaffenänderungsgesetz, Anm. d. Red) habe nach der „Tragödie von Dunblane“ den zivilen Besitz von Handfeuerwaffen „fast vollständig“ verboten. Das ist auch im Guardian nachzulesen, dort heißt es: „Nach dem Massaker von Dunblane im Jahr 1996, Großbritanniens tödlichster Massenerschießung, bei der 16 Schulkinder und ein Lehrer getötet wurden, wurden Handfeuerwaffen faktisch verboten.“

Redigatur: Max Bernhard, Sophie Timmermann

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Autor(en): CORRECTIV

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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