Gefälschtes Video von angeblicher Einberufung in den USA taucht im Zuge des Israelkriegs wieder auf - Featured image

Gefälschtes Video von angeblicher Einberufung in den USA taucht im Zuge des Israelkriegs wieder auf

Zwar unterstützen die USA Israel in seinem Krieg gegen die militante Palästinensergruppe Hamas, doch ein Video, das angeblich US-Präsident Joe Biden zeigt, wie er eine militärischen Einberufung ausspricht, ist gefälscht und wurde mit künstlicher Intelligenz erstellt. Dieses sogenannte Deepfake tauchte erstmals im Februar 2023 mit einem Disclaimer auf, und sowohl das Weiße Haus als auch der Nationale Sicherheitsrat Amerikas sagen, es gebe keinen Einberufungsbefehl. 

„DAS GIBT’S NICHT. Die Einberufung“, so der Text in einem englischsprachigen  Tiktok-Video vom 14. Oktober 2023. Der ursprüngliche Beitrag wurde seither gelöscht, allerdings sind die gefälschten Aufnahmen auch in anderen Videos auf der Plattform und in anderen sozialen Medien, etwa auf Facebook und Youtube, zu finden.

Biden habe beschlossen, „das Gesetz zum Wehrdienst [Selective Service Act] zu aktivieren, wie es mir als Präsident zusteht,“ sagt er in dem Video.

„Denken Sie daran, Sie schicken Ihre Söhne und Töchter nicht in den Krieg,“ sagt er in dem Video. „Sie schicken sie in die Freiheit.“

 

Screenshot des gefälschten Videos auf Facebook vom 20. Oktober 2023

 

Die Hamas stürmte am 7. Oktober aus dem Gazastreifen nach Israel und tötete rund 1400 Menschen, zumeist Zivilistinnen und Zivilisten, die nach Angaben israelischer Behörden erschossen, verstümmelt oder verbrannt wurden.

Nach israelischen Angaben wurden etwa 1500 Hamas-Kämpfer bei Zusammenstößen getötet, bevor die israelische Armee die Kontrolle über das angegriffene Gebiet zurückgewann.

Rund 5700 Palästinenser, hauptsächlich Zivilistinnen und Zivilisten, wurden im gesamten Gazastreifen bei der massiven israelischen Bombardierungen als Vergeltung für die Angriffe der militanten islamistischen Palästinensergruppe getötet, so die jüngste Zahl der Hamas.

Am Tag der Angriffe durch die Hamas versprach Biden Israel „felsenfeste und unerschütterliche Unterstützung“ und verlegte als Zeichen der Solidarität Kampfflugzeuge und Schiffe in die Nähe des Landes.

Am 19. Oktober 2023 hielt der amerikanische Präsident eine Fernsehansprache, in der er sich für die Genehmigung eines 106 Milliarden Dollar großen nationalen Sicherheitspakets stark machte. Dieses würde abgesehen von weiterer Unterstützung für die Ukraine auch 14 Milliarden Dollar für Israel beinhalten. Unterdessen befahl das US-Verteidigungsministerium 2000 Soldaten, sich auf eine Verlegung in den Nahen Osten vorzubereiten.

Doch das Video, in dem Biden einen Einberufungsbefehl ankündigt, ist gefälscht. Bis zum Zeitpunkt dieses Artikels am 25. Oktober 2023 gab es keinen solchen Befehl in den USA.

Monate altes Deepfake-Video

Der Konservative Aktivist Jack Posobiec und die kanadische Website „Post Millennial“ teilten das KI-Generierte Video erstmals im Februar 2023. Beide haben auch in der Vergangenheit schon Falschinformationen verbreitet, unter anderem zur russischen Invasion der Ukraine.

Der Beitrag der „Post Millennial“ vom 27. Februar 2023 auf X, ehemals Twitter, merkt an, dass das Video gefälscht sei. „KI stellt sich vor, was passieren würde, wenn Biden das Gesetz zum Wehrdienst aktivieren würde und anfangen würde, 20-Jährige für den Krieg einzuberufen“, steht im Beitrag.

Nach den gefälschten Aufnahmen ist Posobiec zu sehen, wie er sagt, dass dies eine KI-generierte „Vorkreation“ sei, die zeigen soll „was passieren könnte, wenn Präsident Biden das Gesetz zum Militärdienst aktivieren würde.“

Die verlängerte Version des Videos zeigt außerdem, wie Biden sich auf General Mark Milley, den ehemaligen Vorsitzenden der Generalstabschefs, beruft, der den Präsidenten bei der Entscheidung beraten haben soll. Milley legte dieses Amt im September 2022 nieder.

Das Video scheint gefälschte Video- und Audiospuren zu einer Aufnahme einer Rede Bidens (hier archiviert) vom 7. Dezember 2021 über Insulinpreise hinzuzufügen. Die Krawatte und Gesten des Präsidenten sowie der Hintergrund und die Stellung der Kamera stimmen überein.

Keine Mobilmachung in den USA

Nach dem 1980 wiederhergestellten Selective Service Act müssen sich fast alle männlichen Amerikaner zwischen 18 und 25 Jahren auf eine Liste setzen lassen, die der Regierung im Krisenfall ermöglichen soll, schnell das Militär über die Größe der hauptberuflichen Truppen hinaus zu vergrößern.

Seit dem Jahr 1973 hat es in den USA keinen Einberufungsbefehl mehr gegeben. Auf der Website des Selective Service System steht, dass es „aktuell keinen Einberufungsbefehl“ gibt. Ein solcher bedarf der Autorisierung sowohl durch den Präsidenten als auch durch den Kongress, bestehend aus Repräsentantenhaus und Senat.

Andrew Bates, stellvertretender Pressesprecher des Weißen Hauses, sagte AFP gegenüber in einer E-Mail am 20. Oktober 2023, dass Behauptungen, Biden habe eine Wehrpflicht ins Leben gerufen, „falsch“ seien.

Sean Savett, stellvertretender Pressesprecher für den Nationalen Sicherheitsrat, sagte ebenfalls, dass die Gerüchte „nicht richtig“ seien.

Über weitere Falschmeldungen zum Konflikt zwischen Israel und der Hamas hat AFP hier berichtet.

Fazit: Die USA unterstützen zwar Israel, doch haben die USA keinen militärischen Einberufungsbefehl ausgesprochen. Das könnte Biden auch gar nicht allein tun, denn es bedarf auch der Autorisierung des Kongresses. Seit dem Vietnamkrieg hat es in den USA keine Mobilmachung mehr gegeben. Das Video ist mit künstlicher Intelligenz erstellt worden und die originalen Aufnahmen stammen ursprünglich von einer Rede über Insulinpreise aus dem Jahr 2021.

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Israel-Hamas-Konflikt

Autor(en): Bill MCCARTHY / AFP Österreich / AFP USA

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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