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Geimpfte Menschen in Großbritannien haben eine niedrigere Sterblichkeitsrate

In sozialen Netzwerken kursierte weltweit die Behauptung, dass der Nachrichtensender BBC News der britischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt BBC angeblich zugegeben habe, dass die Corona-Impfstoffe für eine Rekordzahl von Todesfällen im Vereinigten Königreich im Jahr 2022 verantwortlich seien. Das ist falsch. Der BBC-Bericht über die erhöhte Sterblichkeit besagt genau das Gegenteil, nämlich dass die Impfstoffe nicht die Ursache für den Anstieg der Sterbefälle seien. Nach Ansicht von Expertinnen und Experten hätten die anhaltenden Auswirkungen der Pandemie auf das Gesundheitswesen wahrscheinlich zu einem Anstieg der Todesfälle in England geführt.

„BBC News gibt endlich zu, dass die Corona-Impfstoffe 2022 zu mehr Todesfällen geführt haben“, lautet die Schlagzeile eines Artikels, dessen Screenshot am 18. April 2023 auf Facebook veröffentlicht wurde.

Im Artikel-Screenshot heißt es: „BBC News hat endlich zugegeben, worüber viele unabhängige Sender in den vergangenen Jahren berichtet haben: Die Corona-Impfungen verursachen eine ‚erhöhte Sterblichkeit‘ in der geimpften Bevölkerung.“ Eine Stichwortsuche bei Google führte zu einem Artikel, der am 13. April 2023 auf der Seite magspress.com veröffentlicht wurde. Der Artikel zitiert Passagen aus dem BBC-Bericht „Übersterblichkeit in 2022 ist eine der schlimmsten seit 50 Jahren“, der am 10. Januar 2023 veröffentlicht wurde.

Übersterblichkeit“ bezieht sich auf die Anzahl der Todesfälle, die in einem bestimmten Zeitraum aufgetreten sind und über die Zahlen hinausgeht, die zu erwarten gewesen wären.

Screenshots und Links zu dem Artikel wurden in sozialen Netzwerken über 2400 Mal geteilt, darunter in Facebook-Beiträgen von Nutzerinnen und Nutzern in Kanada und den Vereinigten Staaten, sowie von Twitter-Nutzerinnen und -Nutzern in Neuseeland und dem Vereinigten Königreich.

Facebook-Screenshot der Behauptung: 3. Mai 2023

AFP hat bereits andere Behauptungen widerlegt, die die Corona-Impfung mit einer Übersterblichkeit in den USA und Israel in Verbindung brachten.

Falsch wiedergegebener Bericht

Eine Überprüfung des BBC-Berichts über die erhöhte Zahl der Todesfälle 2022 ergab, dass er das Gegenteil von dem aussagt, was in den verbreiteten Beiträgen behauptet wird.

„Die Zahlen für den Zeitraum bis Juni 2022 zeigen, dass ungeimpfte Menschen häufiger starben als geimpfte“, heißt es im Bericht. „Wenn die Impfstoffe die Sterblichkeit erhöht hätten, würde man erwarten, dass es genau umgekehrt ist.“

Ein BBC-Sprecher erklärte gegenüber AFP am 26. April 2023, dass der BBC-Bericht über die erhöhte Anzahl an Todesfällen die Behauptungen nicht bestätige, die in sozialen Netzwerken verbreitet wurden.

Laut dem Bericht von BBC News wurden im Jahr 2022 in Großbritannien rund 650.000 Todesfälle registriert, was einen Anstieg von neun Prozent gegenüber 2019 bedeutet.

„Die Daten deuten darauf hin, dass die Auswirkungen der Pandemie auf die Gesundheit und der Druck auf das Gesundheitssystem zu den entscheidenden Erklärungen gehören“, heißt es in dem Bericht. Er bezieht sich auf das krisengebeutelte staatliche Gesundheitssystem Großbritanniens, den National Health Service (NHS).

Erhöhte Anzahl an Todesfällen

Paul Hunter ist Medizinprofessor an der Universität East Anglia in England. Er erklärte am 28. April 2023 gegenüber AFP, die Behauptung, die Impfstoffe seien für die hohe Zahl von Todesfällen im Vereinigten Königreich verantwortlich, sei „falsch und es gibt keine stichhaltigen Beweise, die das belegen“.

Hunter sagte, dass Daten der offiziellen Statistikbehörde des Vereinigten Königreichs , Office for National Statistics (ONS), zeigten, dass geimpfte Menschen tatsächlich eine niedrigere Gesamtsterblichkeitsrate hätten. „Wenn die Gesamtsterblichkeitsrate bei geimpften Personen niedriger ist, kann die Impfung nicht zur Übersterblichkeit beitragen“, sagte er.

Hunter sagte, mögliche Erklärungen für die steigende Zahl an Todesfällen seien „eine verzögerte Diagnose tödlicher Krankheiten als Folge der Pandemie und der damit verbundenen Kontrollmaßnahmen, sowie die Auswirkungen der eingeschränkten Mobilität durch Pandemiebeschränkungen“. Weiter sagte er: „Was wir aber mit Sicherheit sagen können, ist, dass sie [die steigende Zahl, Anm. d. Red.] nicht auf die Impfung zurückzuführen ist.“

Ein Sprecher des ONS teilte AFP am 26. April 2023, dass die Daten der Behörde „zeigen, dass Menschen, die geimpft wurden, eine niedrigere Gesamtsterblichkeitsrate haben als diejenigen, die nicht geimpft wurden“.

Fazit: Die BBC hat keinen Bericht veröffentlicht, der die erhöhte Anzahl an Todesfällen im Jahr 2022 in Großbritannien angeblich auf die Corona-Impfung zurückführt. Der in Beiträgen zitierte Artikel sagt genau das Gegenteil: Geimpfte Personen hatten eine niedrigere Gesamtsterblichkeitsrate. Das bestätigten weitere Experten gegenüber AFP.

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Corona, Gesundheit

Autor(en): Kate TAN / AFP Australien / AFP Deutschland

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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