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George Floyd starb laut Autopsie an Gewalteinwirkung

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Vor rund drei Jahren starb der Afroamerikaner George Floyd bei einem Polizeieinsatz in der US-Stadt Minneapolis. Der Polizist Derek Chauvin hatte dabei minutenlang auf seinem Hals gekniet. Er wurde später wegen der Tötung Floyds zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Floyds Tod löste weltweit Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt aus. Doch nun heißt es in Beiträgen in den sozialen Netzwerken: Chauvin sei «ein politischer Gefangener». Der Autopsiebericht zeige, «dass der Polizist Floyd nicht getötet hat». Ein Nutzer schreibt: «Floyd ist mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit an einer Überdosis Fentanyl gestorben.» Stimmt das?

Bewertung

Das ist falsch. Mehrere Autopsien zeigen, dass George Floyd starb, weil der Polizist auf ihm kniete. Das ist auch das Ergebnis des Gerichtsverfahrens gegen Derek Chauvin. Der erwähnte Autopsiebericht zeigt zwar, dass Floyd Fentanyl im Blut hatte. Aber das Schmerzmittel wird nicht als Todesursache genannt.

Fakten

Der in den Postings verlinkte Autopsiebericht ist weder neu noch geheim. Er wurde bereits 2020 von den Behörden im Hennepin County veröffentlicht. Das County umfasst die Großstadt Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota. Dort war Floyd am 25. Mai 2020 bei einem Polizeieinsatz gestorben.

Der Bericht der Gerichtsmedizin findet sich seit dem 3. Juni 2020 auf der Website des Countys. Bereits im Titel wird der Vorfall beschrieben: Es geht um einen «Cardiopulmonary arrest», also einen Herz-Lungen-Stillstand im Zusammenhang mit dem Polizeieinsatz. Ausdrücklich wird auch der Druck auf Floyds Hals genannt. 2021 veröffentlichte die Gerichtsmedizin während des Prozesses gegen Chauvin zudem eine Pressemitteilung zur Autopsie. Darin heißt es, dass es sich um einen «Homicide», also eine Tötung gehandelt habe.

Mehrere Polizisten, darunter Chauvin, waren am Abend des 25. Mai 2020 zu einem Geschäft gerufen worden, weil Floyd im Verdacht stand, mit Falschgeld bezahlt zu haben. Die Polizisten trafen Floyd an und legten ihm Handschellen an. Später fixierte Chauvin Floyd auf dem Boden. Dazu drückte er sein Knie auf Floyds Hals. Passanten filmten die Szene.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft kniete Chauvin fast zehn Minuten auf dem Hals. Floyd sagte währenddessen mehrfach, dass er nicht atmen könne («I can’t breathe»). Dann verlor er das Bewusstsein. Die Polizisten leisteten keine Erste Hilfe, auch als bei Floyd schon kein Puls mehr gefühlt wurde. Ein Krankenwagen brachte Floyd ins Krankenhaus, wo er später für tot erklärt wurde.

Tatsächlich geht aus dem Autopsiebericht des Hennepin Countys auch hervor, dass Floyd das Opioid Fentanyl sowie weitere Substanzen im Blut hatte. Sie werden jedoch nicht als Todesursache genannt. Gegenüber Faktencheckern der Nachrichtenagentur AP bestätigten Toxikologen, dass Floyd nicht aufgrund einer Überdosis starb.

Eine weitere, von Floyds Familie in Auftrag gegebene Autopsie zeigte im Juni 2020 fast das identische Ergebnis wie die Autopsie des County. Floyd sei «durch anhaltenden, kräftigen Druck» erstickt.

Auch der Prozess gegen Chauvin kam zu dem Schluss, dass Floyd von dem Polizisten getötet wurde. Chauvin wurde 2021 unter anderem wegen Mordes zweiten Grades verurteilt, vergleichbar mit dem Totschlag im deutschen Strafrecht. Das Strafmaß betrug rund 22 Jahre. In einem weiteren Prozess wurde Chauvin 2022 wegen der Verletzung der Bürgerrechte Floyds zu weiteren 21 Jahren Haft verurteilt.

(Stand: 1.6.2023)

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Politik, Gesellschaft

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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